Walldürn. Vor rund eineinhalb Jahren begann die Sanierung des Stadt- und Wallfahrtsmuseums in Walldürn sowie der Bau der neuen Tourist- und Freizeitinformation. „Wir sind auf einem guten Weg. Trotz aller Besonderheiten, die während der Sanierung aufgetaucht sind, liegen wir relativ gut im Zeitplan“, sagt Bürgermeister Meikel Dörr bei einer Baustellenbesichtigung.
Der Neubau der Tourist- und Freizeitinformation schaffe mit der Verbindung durch einen Steg an das Museum verschiedene Infrastrukturen für beide Einrichtungen. Gleichzeitig erhalte das Museum auch einen barrierefreien Zugang, welcher zuvor durch die Architektur des Gebäudes nicht gegeben war, ergänzt Dörr. Mit dem Neubau seien neue Öffnungszeiten des Museums möglich. So bleibe die Geschichte Walldürns nicht nur erhalten, sondern werde auch leichter zugänglich.
Eine Besonderheit während der bisherigen Bauzeit sei beispielsweise die Lage des Neubaus gewesen, erklärt Architekt Friedrich Staib. Dieser entsteht unterhalb der Basilika und unmittelbar neben dem Museum. „Wir hatten sehr große Schwierigkeiten mit der Kirchenmauer, denn die wäre sonst eingestürzt“, betont er. Mit einer speziellen Technik habe man die Mauer nun wieder an ihrem Untergrund befestigt. „Der Kirchensteig ist so stabil, wie man ihn in Zukunft braucht“, ergänzt er. Damit war es möglich, mit dem Rohbau zu beginnen. Das erste Stockwerk steht bereits. Aber auch im Inneren des Museums wird ein Sanierungsschritt nach dem anderem abgearbeitet. So haben die Bauarbeiter die faulen Stellen an den Holzbalken im Fachwerk ausgetauscht. Des Weiteren sind Ersatzträger aus Metall eingebaut, die das Gewicht der darüberliegenden Stockwerke abfangen. Damit sei die Statik so gut wie abgeschlossen.
Das Haus an sich stecke voller „Knüller“ und erzähle eine Geschichte. So entstehe eine Symbiose zwischen dem Gebäude und dem Museumsinhalt. „Man wird das Haus und das Museum wie eine Zeitung lesen können. Jeder liest und sieht das, was ihm gefällt“, erläutert der Architekt. Das Konzept der Ausstellung für die ersten zwei Stockwerke entwirft Kuratorin Dagmar Stonus, Geschäftsleiterin von „Frankonzept“ aus Würzburg. Im zweiten Obergeschoss wird die Römerabteilung ihren Platz finden. Dafür ist Dr. Jörg Scheuerbrandt, Museumsleiter des Römermuseums in Osterburken, zuständig.
Wallfahrt im Hier und Jetzt
Im Erdgeschoss liegt der Fokus auf der Wallfahrt. „Ich nehme die Besucher mit auf eine Wallfahrt und dabei steigen wir im Hier und Jetzt ein“, erklärt Stonus. Mit zahlreichen Mitmachstationen soll die Faszination der Wallfahrt übermittelt werden. Unter anderem stehen Wünsche, Friedenshoffnungen und medizinische Hilferufe im Mittelpunkt. Außerdem wird an das Walldürner Handwerk von Wachskerzen über kleine Wallfahrtssouvenire bis hin zu Lebkuchen erinnert.
Das Museumsgebäude ist auch bekannt als „Steinernes Haus“, „Güldener Engel“ oder „Ehemannsches Haus“. Die Bezeichnungen führen auf eine jahrhundertelange Stadtgeschichte zurück, angefangen 1588 mit Valentin Stumpf, der das Haus erbaute. Vor allem das Zusammenleben von Stumpf – ein Protestant – mit dem katholischen Pfarrer Hoffius, der über die Geschehnisse rund um das Blutwunder berichtete, werden Teil des ersten Obergeschosses. Dort erzählen bereits die bemalten Wände viel Stadtgeschichte, so dass der Raum leer bleiben werde. „Der Raum soll wirken und atmen können“, erläutert Stonus.
Die Kosten der Sanierung liegen bei rund sieben Millionen Euro. Im Frühjahr 2026 soll das gesamte Bauprojekt inklusive Neubau abgeschlossen sein, so Friedrich Staib.
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