Walldürn. Klappernde Pflastersteine, notdürftig geflickte Stellen und Unebenheiten im Boden wohin man schaut: Dass der Belag der Straßen im Bereich der Altstadt nicht mehr der Allerbeste ist, können Passanten auf den ersten Blick erkennen. Dass die Ursache für die Schäden an der Oberfläche vielfach im Untergrund zu finden ist, bestätigen nun Untersuchungen des Ingenieurbüros Walter & Partner (Tauberbischofsheim). An 49 verschiedenen Stellen in der Hauptstraße, Klosterstraße, Burgstraße, Am Plan und auf dem Schlossplatz haben Mitarbeiter des Unternehmens bis zu einen Meter tief gebohrt, um sich Gewissheit zu verschaffen. Die Ergebnisse ihrer Analyse stellten Bernd Gehrig und H. Grabowski in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt am Dienstag im „Haus der offenen Tür“ vor.
Ihr Fazit macht wenig Hoffnung auf schnelle und günstige Lösungen. „Pflastersteine raus und asphaltieren wird nicht ausreichen“, sagte Gehrig. „Wenn etwas in die Tiefe gemacht wird, muss alles raus.“
Weshalb er zu dieser Schlussfolgerung gelangt ist, erklärte Gehrig mit einem größtenteils zu geringen oder beschädigten Unterbau. An vielen Stellen sind die Pflastersteine zu dünn, der Beton mürbe und das Splittbett von der hohen Verkehrsbelastung zermahlen. Zudem ist die Schotterschicht in großen Bereichen lediglich einen halben Meter stark und deshalb nicht tragfähig genug.
Als wären dies alles nicht schon genug schlechte Nachrichten, fanden die Mitarbeiter des Ingenieurbüros auch noch Hinweise auf Schadstoffe in verschiedenen Bereichen der Hauptstraße. „An vielen Stellen wird man den Oberbau entfernen müssen“, betonte Gehrig. Zumal er davon ausgeht, dass im Untergrund auch Leitungen erneuert werden müssen.
„Aufgabe für mehrere Jahre“
Dass nachhaltige Lösungen gefunden werden müssen, konstatierte denn auch Bürgermeister Markus Günther. Notdürftig nachbessern könne man schon deshalb nicht mehr, weil es einige der verbauten Pflastersorten nicht mehr gibt. Das Ziel müsse es deshalb sein, eine für den gesamten Altstadtbereich einheitliche Gestaltung anzustreben – mit Steinen, die längere Zeit im Handel verfügbar bleiben. Als Sanierungsabschnitt mit der höchsten Dringlichkeit skizzierte Günther den Schlossplatz: „Die Steine zerbrechen dort ständig.“ Wegen der Nutzung für zahlreiche Veranstaltungen müsse man den Schlossplatz auch „gestalterisch in den Griff bekommen“. Bei der Sanierung der Straßen im Altstadtbereich handele es sich um eine Daueraufgabe, so der Bürgermeister. „Alles auf einmal machen, macht auch keinen Sinn.“
Bestätigt wurde er in seiner Einschätzung von Bauamtsleiter Christian Berlin: „Das ist eine Aufgabe für mehrere Jahre.“ Er betonte, dass man auch weiterhin nicht um ständige Ausbesserungsarbeiten herumkommen werde – allein schon, um die Verkehrssicherungspflicht erfüllen zu können. Als Hauptproblem nannte Berlin die mangelnde Tragfähigkeit des Unterbaus. „Wenn wir auch noch an den Kanal gehen müssten, wäre das der Supergau“, so Berlin.
Mängel bei der Ausführung der Straßenbauarbeiten bei der letzten Sanierung Mitte der 1980er Jahre sahen die Vertreter der Verwaltung und des Ingenieurbüros nicht. „Die Standards waren damals anders“, antwortete Gehrig auf die Frage von Alfred Günther (DCB). Die Arbeiten seien nach den damaligen DIN-Vorschriften ausgeschrieben gewesen, ergänzte Bürgermeister Günther. Es lägen auch keine versteckten Mängel vor, da der schlechte Zustand ja seit längerer Zeit offenkundig sei. „Es ist einfach auch der Zeit geschuldet“, so Günther. Die zwischenzeitliche Verkehrsbelastung sei damals möglicherweise nicht absehbar gewesen.
„Es war als verkehrsberuhigter Bereich geplant“, konstatierte Herbert Kilian (SPD) als einer der aktuell dienstältesten Gemeinderäte. Auch er plädierte dafür, bei der Sanierung Prioritäten zu setzen. Gestalterisch könne er sich eine Lösung wie in der Oberen Vorstadtstraße mit asphaltierter Fahrbahn und gepflasterten Gehwegen vorstellen.
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