Handlungsbedarf in Rippberg

Rippberg: 4,4 Millionen Euro für Kanalisation

Gemeinderat billigt Sanierungskonzept. Stadt beantragt Förderung beim Regierungspräsidium. Frühester Baubeginn Ende 2023

Von 
Martin Bernhard
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Annemine Berberich scheidet aus dem Walldürner Gemeinerat aus. Bürgermeister Markus Günther verlieh ihr die Verdienstedaille der Stadt in Bronze. © Bild Martin Bernhard

Walldürn. Die Stadt Walldürn wird in der nächsten Zeit voraussichtlich rund 4,4 Millionen Euro in die Sanierung und Erweiterung der Kanalisation in Rippberg investieren müssen. Der Gemeinderat billigte einen entsprechenden Entwurf des Planungsbüros „Sack & Partner“ aus Adelsheim.

Die Straßenbaubehörde des Landes plant, die Asphaltdecke der Ortsdurchfahrt Rippberg zu erneuern. Deshalb ließ die Stadt die Kanalisation in dieser Straße untersuchen. Marco Rieß, geschäftsführender Gesellschafter von „Sack & Partner“, stellte dem Gemeinderat diese Ergebnisse und das Konzept für das Rippberger Kanalnetz vor.

Erheblicher Handlungsbedarf

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„Normalerweise werden Kanäle alle 20 Jahre überholt“, sagte er. In Rippberg habe man bereits in 2000 einen Sanierungsbedarf festgestellt, aber nichts unternommen. Das Planungsbüro ermittelte jetzt einen „erheblichen Handlungsbedarf“. Nach den Worten von Marco Rieß sind vor allem die Rohre in der Ortsdurchfahrt, also unter der Fahrbahndecke der Bundesstraße 47, betroffen. Bei einer hydraulischen Überprüfung habe man festgestellt, dass die Kanalisation auf einer Länge von 910 Meter höher dimensioniert werden müsste, und zwar auf einen Rohrdurchmesser von 1,10 Meter. Auf einer Länge von 430 Meter müsse man die Anschlussleitungen erneuern. Zudem benötige man ein neues Regenüberlaufbecken von neun auf fünf Meter Größe.

Von den Sanierungsarbeiten wäre auch die Hornbacher Landstraße betroffen. Dort sammele sich das Abwasser aus dem nördlichen Bereich von Rippberg und von der Ortsdurchfahrt und werde unter den Marsbach geführt. Rieß wies darauf hin, dass bei einem Schaden die Stadt Walldürn haften würde, wenn die Dimension des Kanalnetzes zu klein wäre.

Ein Stadtrat wies darauf hin, dass ihm in Rippberg bisher keine Probleme mit Abwasser bekannt seien. So habe er nicht von vollgelaufenen Kellern in Privathäusern gehört. „Wer bisher keine Probleme hatte, der wird sehr wahrscheinlich auch nach der Sanierung keine bekommen“, räumte Rieß Befürchtungen des Stadtrats beiseite. Er empfahl Immobilieneigentümern, in ihrem hauseigenen Abwasserrohr eine Rückstauklappe installieren zu lassen, wenn nicht schon geschehen. Denn die Stadt dürfe bei großem Wasseraufkommen, zum Beispiel durch Starkregen, das Wasser im Kanalsystem zurückstauen, um es später kontrolliert abfließen zu lassen.

Die Anregung eines anderen Stadtrats, vom Mischwasser- auf ein Trennsystem bei der Abwasserversorgung umzustellen, wies der Ingenieur zurück. Bei einem Trennsystem werden Regen- und Abwasser separat entsorgt. Dies sei deutlich teurer. Außerdem könne man es nicht so leicht in einem Ortskern mit altem Immobilienbestand einführen. Denn das würde voraussetzen, dass die einzelnen Haushalte Regen- und Brauchwasser ebenfalls getrennt in die Kanalisation einleiteten. „Man muss wirtschaftlich extrem gut dastehen, um das umsetzen zu können“, sagte Rieß.

Für die Modernisierung und Höherdimensionierung der Kanalisation müsste die Stadt Walldürn nach aktuellem Stand rund 4,4 Millionen Euro ausgeben. Darin sind die Kosten für die Straßenwiederherstellung enthalten, nicht jedoch die für neue Wasserleitungen oder einen zusätzlichen Ausbau von Gehwegen. Der Gemeinderat billigte den Entwurf für die Kanalplanung einstimmig. Die Stadtverwaltung wird auf der Grundlage des Konzepts bis zum 1. Oktober einen Förderantrag beim Regierungspräsidium einreichen. Dieser könnte bis Mai nächsten Jahres beschieden werden. Ob die Stadt zum Zuge kommen wird, hängt von der Anzahl der eingereichten Anträge ab und davon, welche Prioritäten das Land bei der Genehmigung setzt.

Wie Bauamtsleiter Christian Berlin erläuterte, könnte man bei einem positiven Bescheid die Bauarbeiten ausschreiben und Ende 2023 oder Anfang 2024 mit der Baumaßnahme beginnen. Werde der Zuschussantrag abgelehnt, würde man im nächsten Herbst einen neuen einreichen.

Verdienstmedaille in Bronze

Zu Beginn der Gemeinderatssitzung verabschiedete Bürgermeister Markus Günther die CDU-Stadträtin Annemine Berberich. Diese gehörte seit dem Jahr 2015 dem Gremium an. Sie war Mitglied im Finanzausschuss und der Verbandsversammlung des Gemeindeverwaltungsverbands Hardheim-Walldürn. Günther lobte die „sehr angenehme Diskussionskultur“ von Annemine Berberich.

Er bedankte sich für ihren Einsatz für den Tourismus, einem Gebiet, indem die scheidende Stadträtin eine besondere Expertise einbracht habe. Jetzt setze sie ihren beruflichen Werdegang außerhalb von Walldürn fort. Der Bürgermeister dankte ihr für ihren Einsatz und verlieh ihr die Verdienstmedaille der Stadt in Bronze. „Es tut mir leid, dass ich aufhören muss“, sagte Annemine Berberich. „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht.“

Redaktion

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