Gemeinsame Aktion am Gottersdorfer See

Neue Fledermausquartiere am Gottersdorfer See platziert

Der Angelsportverein und der Biotopschutzbund brachten in einer gemeinsamen Aktion am Gottersdorfer See neue Fledermausquartiere an. Unterstützt wurden sie von Bürgermeister Meikel Dörr.

Von 
Engelbert Kötter
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In einer gemeinsamen Aktion sorgten der Angelsportverein Gottersdorf und der Biotopschutzbund Walldürn für neuen „sozialen Wohnraum“ für Fledermäuse am Gottersdorfer See. Tatkräftige Unterstützung erhielten sie dabei am Samstag von Bürgermeister Meikel Dörr (auf der Leiter). © Engelbert Kötter

Gottersdorf. Still noch, ruht derzeit der See. Aber bald schon, endet der Winterschlaf der Fledermäuse in ihren oft weit entfernten Quartieren. Dann kehren sie nach Walldürn zurück und jagen über dem beliebten Ausflugziel in Gottersdorf vieltausendfach Mücken, Nachtfalter & Co. Quartier nehmen sie dann wieder in alten Gemäuern der Häuser im Freilandmuseum, auf Dachböden, in Mauernischen und Baumhöhlen – und in Fledermauskästen, dem gleichsam Logisangebot an die Tiere, aus Menschenhand. Voll gedämmte Fassaden, aufgeräumte Gärten, Landschaften und Forsten, all das hat den Wohnraum für die flatternden Insektenjäger in den letzten Jahren drastisch weniger werden lassen, beklagte der Artenschutz-Fachberater im Schutz auch von Fledermäusen, Martin Kuhnt, im vergangenen Herbst bei einem Vorstandsgepräch mit dem Angelsportverein Gottersdorf.

Angelsportverein ist Pächter des Gottersdorfer Sees

Der Verein ist langjähriger Pächter des städtischen Gewässers. Ihm obliegen demnach die Hege und Pflege des Gewässers und seiner Uferbereiche, die teils öffentlich zugänglich, teils dem Naturschutz oder dem Biotopschutz gewidmet sind. Thomas Spilak, Vorsitzender des Vereins, sagt: „Wir gestalten das bestmögliche Miteinander von Aufgaben des Vereins und Nutzungswünschen der Öffentlichkeit. Wir sind uns dessen bewusst, dass der Gottersdorfer See ein Erholungsort für die hiesige Bevölkerung ist, aber auch ein kleines touristisches Glanzstück inmitten unserer Odenwaldlandschaft. Deswegen halten wir den See und seine Randbereiche in Schuss, kümmern uns um die Fischhege, informieren mit Schautafeln und bieten schlussendlich Ruhebänke für jedermann an, um den entspannenden Blick über den See zu genießen.“

Vor dem Hintergrund dieser in der Satzung des Vereins verankerten Anliegen und Aufgaben, überlegte der Vereinsvorstand seit jenem Herbstgespräch, wie man den See rahmenden Baumbestand zur Fledermaushege nutzen könne. Dazu nahm man Kontakt zum Biotopschutzbund Walldürn auf und kam mit ihm überein, eine gemeinsame Winteraktion zu starten.

Alle Objekte sind Handarbeit

Der Biotopschutzbund setzt sich in der Region auf vielfältigste Weise und seit langem für den Schutz von Flora, Fauna und deren Habitaten hier vor Ort ein. Zu einer seiner selbst gewählten Aufgaben zählt es, Naturraummobiliar für den Artenschutz herzustellen, von Vogelnistkästen und -Futterstationen über Igelquartiere bis hin zu Hummel-, Schmetterlings- und verschiedenen anderen Schutzbauten für die Verwendung in Garten und Landschaft. So auch Fledermauskästen. Bernhard Spreitzenbarth, einer der drei Vereinsvorstände, erklärte beim Aktionstag vergangene Woche: „Alle diese Objekte entstehen durch Vereinsmitglieder, in Handarbeit und können von Privatpersonen erworben werden. Nutzen Vereine die Angebote des Biotopschutzbundes Walldürn, gelten Sonderkonditionen.“

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Mit dem Angelsportverein Gottersdorf kam der Biotopschutzbund denn auch überein, in der geplanten Angelegenheit gemeinsame Sache zu machen und Fledermauskästen am Gottersdorfer See miteinander aufzuhängen. Am vergangenen Samstag war es nun soweit: Mit Leitern, Akkuschraubern und vor allem Fledermauskästen ausgestattet, wurde das Vorhaben ins Werk gesetzt.

Unterstützung durch Bürgermeister Meikel Dörr

Dazu war auch der Walldürner Bürgermeister Meikel Dörr zur Teilnahme eingeladen gewesen. Der ließ sich nicht lange bitten und erschien mit Gummistiefeln und Tatendrang. Auch ließ er es sich nicht nehmen, selbst mit anzupacken und in luftiger Höhe einen Fledermauskasten anzubringen. „Was dem Naturschutz und der Landschaftspflege dient, tut unserer Stadt gut. Ganz besonders hier an diesem beliebten Ort, dem Gottersdorfer See. Das zielführende ehrenamtliche Engagement unserer Bürgerinnen und Bürger verdient dabei Beachtung und Anerkennung ebenso, wie Unterstützung und möglichenfalls Förderung. Dazu möchte ich heute dieses Zeichen setzen. Ganz besonders freut es mich dabei zu erleben, dass Vereine sich untereinander aktiv vernetzen, Gemeinsamkeiten pflegen und Projekte miteinander durchführen.“

Er sei sich dessen bewusst, so der Bürgermeister, dass sich Vereine immer häufiger schwer damit tun, Menschen für ehrenamtliches Machen zu gewinnen. Was einem aber wichtig sei, so Dörr, dazu brenne man üblicherweise, es Wirklichkeit werden zu lassen. Die vielfältige Vereinsinfrastruktur der Stadt und ihrer Ortsteile biete sich geradezu dazu an, sie für die Umsetzung eigener bürgerlicher Ziele zu nutzen, ihnen beizutreten und sich dort aktiv am Gestalten von Gegenwart und Zukunft zu beteiligen. Meikel Dörr: „Was gesagt wird, zieht in der Welt seine Kreise. Was getan ist aber, wird unmittelbar in ihr wirksam. Es gibt eine Zeit zu reden. Aber vieltausendfach mehr Zeiten, schlichtweg zu tun.“

Wochenstuben aufsuchen

Und die Fledermäuse nun? Für sie steht in den kommenden Monaten des begonnenen Jahres noch etliches auf dem Programm. Mit der Rückkehr aus dem Winterschlaf Ende März/Anfang April suchen sie ihre Sommerquartiere auf. Obwohl die Paarung der Insektenfresser bereits im Herbst stattgefunden hat, findet die eigentliche Befruchtung erst jetzt im Frühling statt. Mitte Mai schon, suchen die Weibchen die Wochenstuben auf, gebären ihre Jungen und entwöhnen sie bis Ende August. Bis Mitte September sind die Wochenstuben aufgelöst und es setzt die Paarungszeit ein. Nach deren Ende, erfolgt von Mitte bis Ende Oktober der Flug in die Winterquartiere. Dort dürften die Nachtschwärmer künftig umso beruhigter schlafen. Werden sie doch bis dahin gelernt haben, dass es am Gottersdorfer See nun neuen, vereinsgemachten „sozialen Wohnraum“ gibt, der ihnen über viele Jahre Heimat und Kinderstube bietet.

Freier Autor

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