Walldürn. „Aus den Tiefen – Kunst in Zeiten von Corona“, unter diesem Motto stand das Orgelkonzert mit Professor Ruben Johannes Sturm, Domorganist und Professor für Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation/Liturgisches Orgelspiel an der Katholischen Hochschule für Kirchenmusik in Rottenburg, in der Wallfahrtsbasilika.
Rund 50 Konzertbesucher waren gekommen. Im Verlauf dieses einstündigen Orgelkonzertes erfreute der Organist dann mit einem spannenden und lebendigen Klangfeuerwerk, bestehend aus zwölf Kompositionen.
Zu hören waren Neukompositionen, die immer wieder im Wechsel in den Dialog mit bekannten Bach-Werken traten. In begeisternder Weise dargeboten von Professor Sturm auf der herrlich klingenden Dauphin-Orgel der Basilika.
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Beeindruckend, wie die sehr abwechslungsreichen Kompositionen durch die Virtuosität und durch die fabelhafte Spieltechnik des Organisten sowie durch die große Klangvielfalt der Dauphin-Orgel immer wieder in hervorragender und begeisternder Weise zur Geltung kamen.
Das Projekt Orgelmusik in Zeiten von Corona ist ein Beitrag zum „Jahr der Orgel“, das die Landesmusikräte 2021 ausgerufen haben.
Stadtpfarrer P. Josef Bregula OFM Conv. sagte bei der Begrüßung, dieses Konzert sei ein Höhepunkt in der aufgrund der Corona-Pandemie in den letzten beiden Jahren ins Stocken geratenen Reihe der Orgelkonzerte in der Basilika. Alle Besucher forderte er dazu auf, sich ergreifen zu lassen von dem Feuerwerk an virtuoser Orgelmusik. Nach dieser Begrüßung zog Professor Sturm die Besucher mit seinem ungemein vielschichtigen und variantenreichen Orgelspiel in den Bann der „Königin der Instrumente“.
Spielerischer Elan
Sturms überschäumender spielerischer Elan kam immer wieder wiederkehrend voll und ganz zur Geltung. Alle seine Darbietungen hinterließen einen Eindruck von Souveränität, stets voller Frische, Klarheit und Reinheit präsentiert. Eröffnet wurde das Konzert mit dem von Johann Sebastian Bach stammenden Choral: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Ihm folgte als erste kontrastreiche Neukomposition Emjott Schneiders „Nach der Apokalyptik – Toccata und Vision“ mit den beiden Sätzen Toccata „Die apokalyptischen Reiter“ und Vision „Wasser des Lebens.
Der zweite Choral von Bach „Wo soll ich fliehen hin?“ zeigte in schnellen Sechzehntelbewegungen instrumental die Rastlosigkeit und Verzweiflung menschlichen Daseins auf das „Auf-der-Flucht-sein“‘auf. Die Neukomposition „Le Coeur Bleu“ von Barbara Dennerlein folgte: Drei bis vier Töne, die sich um einen Mittelpunkt herumbewegten, in kleinen oder kleinsten Intervallen, kreisend, wiederkehrend, wie schwappende Wellen. Der nächste Choral von Bach „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ sprach dann inhaltlich vor allem das Vertrauen auf Gott in schweren und traurigen Zeiten aus. Die Neukomposition „Skulp“ von Kathrin A. Denner war eine puristische und doch vielschichtige Klangskulptur, zusammengesetzt aus endlos miteinander verbundenen Liegetönen. Beim Bach-Choral „Meine Seele erhebet den Herren“ – dem Lobgesang Mariens –, stand die Betonung und musikalische Ausdeutung der göttlichen Barmherzigkeit mit vielen Seufzermotiven im Mittelpunkt.
In der Neukomposition der Komponistin Dorothée Hahne „Gestern - Heute - Morgen“ kreiste dann alles um die sich wiederholenden Rituale und Verordnungen, mit denen auf die pandemische Lage von heute reagiert wird: Jeden Tag hofft man, dass der Alltag wieder entspannter wird, und am nächsten Tag geht dann wieder alles von vorne los.
Der nächste dargebotene Bach-Choral „Ach bleib bei uns, Herr Jesus Christ“ war freudig und hoffnungsvoll, die nächste Neukomposition, eine Fantasie über den Choral „Nun danket alle Gott“ verströmte weihnachtliche Freude über die Ankunft des Herrn, die wiederum die gleiche Freude über die apokalyptische Wiederkunft Christi am jüngsten Tag zu sein schien. Letzter Höhepunkt war die Neukomposition „Improvisation über ein gegebenes Thema“ von Professor Sturm, die vom Organisten in beeindruckender Weise dargeboten wurde.
Der Schlussapplaus dokumentierte, welch großen Anklang dieses Konzert gefunden hatte. ds
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