Jubiläum

Feinsinn für die Natur stärken

Der Verein „Walldürner Wildpark“ feiert sein 40-jähriges Bestehen. Besucher können ihre schönsten Erinnerungen einsenden

Von 
Engelbert Kötter
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Idylle pur: Seit über 40 Jahren ist der Wildpark Walldürn ein Erlebnis- und Erholungsort vor den Toren der Stadt. Im Ökologischen Beobachtungsgehege lässt sich der Wechsel der Jahreszeiten tier- und pflanzenintensiv nachspüren. © Engelbert Kötter

Walldürn. Neun Wildtierbegeisterte trafen sich am 29. Mai 1984 im Gasthof „Zu den drei Meerfräulein“ in Rippberg zur Gründungsversammlung des Vereins „Walldürner Wildpark“. Diesem Bemühen um Erhalt und Fortführung des Wildparks im Marsbachtal, war eine Neukonzeption des zu dieser Zeit bereits 16 Jahre lang bestehenden Wildgeheges vorausgegangen. Den hatte der damalige Walldürner Bürgermeister Robert Hollerbach mit Robert Waltert als Vertreter der Walldürner Jägerschaft zusammen angestoßen.

1968 bereits, hat der Walldürner „Tierpark- und Tierschutzverein“ unter Vorsitz von Rudi Hoffert auf Teilen der Waldfläche im Gewann „Hinteren Schafberg“ ein Wildgehege und Schaugatter angelegt. Zum Konzept gehörten auch Volieren. Einen Teil der Gebäude und Einrichtungen hatte damals Herbert Englert gebaut, dessen Sohn Ralf die Familientradition bis in unsere Tage fortsetzt und langjähriger Unterstützer beim heutigen Verein ist. Vom Engagement der Menschen vor schon 50 Jahren, profitiert die Arbeit des Vereins zum Teil noch heute. So zum Beispiel von der Wasserleitung zum Märzenbrünnle. Die Leitung versorgt bis heute die Schwarzkittel im Sauengehege. Zeichen der Moderne an der alten Leitung: in regenarmen Sommern fällt sie inzwischen trocken, so dass das Wasser für die Wildschweine mühsam anderweitig zum Speichertank in der Hütte transportiert werden muss.

Der „Tierpark- und Tierschutzverein“ von 1968 löste sich 1979 auf, aus mutmaßlich finanziellen Gründen. Die Stadt Walldürn übernahm daraufhin das Gehege samt Tierbestand. Mit der Gründung des Walldürner Wildpark 1984 sowie einem Überlassungsvertrag mit der Stadt Walldürn, begann unter den beiden Vorsitzenden Robert Waltert und Hans Peter Arnold für das beliebte Ausflugsziel bei der Beuchertsmühle eine neue Ära, die jetzt seit 40 Jahren Bestand hat.

Stadt, Landratsamt und Verein

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Das Grundkonzept: Die Stadt Walldürn ist Eigentümer des Areals, Geheges und Tierbestands. Die Forstbetriebsleitung Walldürn, deren Dienstherr das Landratsamt ist, steht dem Walldürner Wildpark wohlwollend gegenüber und beteiligt sich beispielsweise an waldpädagogischen Aktionen wie einem Waldtag im Marsbachtal. Der Leiter der Forstreviers Walldürn, Stefan Michel, ist seit 2014 Vorsitzender des Walldürner Wildparks. Der Verein zählt aktuell 19 Mitglieder, von denen rund zehn alle anstehenden praktischen Aufgaben im und rund um das Gehege erledigen. Spendengelder und Wildbretverkäufe begleichen Futter- oder Tierarztkosten. Materialkosten zur Aufrechterhaltung des Geheges trägt die Stadt Walldürn. Die geleistete Arbeit der Mitglieder erfolgt engagiert und ehrenamtlich und ist in Betreuungszeiträume über das Jahr verteilt. Bei Sonderereignissen wie Stürme können dazu führen, dass die Alarmanlagen Schäden melden, so dass sofort jemand zur Kontrolle und Schadensbehebung ins Gehege fährt, sei es in tiefster Nacht. Abknickendes Geäst lösten so bereits Wolf-Fehlalarme aus oder ein umgestürzter Baum beschädigte den Zaun des Wildschweingeheges. Daraufhin entwichen viele der Sauen , nur wenige kehrten zurück. Unter dem Vorsitzenden Henner Niemann (2005-2014) wurde die Identität des Gesamtgeheges noch einmal deutlich geschärft, in dem aus ihm das heutige Ökologische Beobachtungsgehege wurde (beobachtungsgehege.de). Das reine Schau- und Erlebnisgehege bekam dadurch seine ökologisch und pädagogisch ausgerichtete Bedeutung.

Unterschiedliche Blickwinkel

Das soll seither Besuchern, öffentlichen Bildungsträgern sowie ökologisch interessierten Einrichtungen und Gruppierungen das Beobachten, Untersuchen und Erforschen wildlebender Tiere unterschiedlichster Arten ermöglichen. Dazu wurde der Wildpark für die Öffentlichkeit didaktisch und pädagogisch aufbereitet. In den Gehegezäunen wurden beispielsweise Geräte eingebaut, die ganz unterschiedliche Blickwinkel auf das Leben im Gehege zeigen. Zwar befinden sich im Gehege Blickfänger wie Rotwild, Damwild und Muffelwild. Und natürlich die Publikumslieblinge Wildsauen. Eigentlich aber, will das Ökologische Beobachtungsgehege seinen Besuchern Feinsinnigkeit vermitteln: Käfer, Vögel, Pflanzen rücken in den Fokus. Denn zahlreiche Zeitgenossen kennen kaum mehr die Waldbaumarten und Namen der Waldrandsträucher, geschweige denn die der zahlreichen Kräuter und Gräser, der Farne und Moose des Waldes – und seiner verborgen lebenden Tier. Doch nur wer sie kennt, erlebt was sich für sie verändert und setzt sich für deren Schutz ein. So erhält die scheinbare Gemütlichkeit des Geheges heute eine ganz eigene gesellschafts- und klimapolitische Brisanz. Zahlreiche Gehegeführungen pro Jahr sowie Naturerlebnistage dienen dazu, Wildparkbesuchern zu diesen Themen leichten Zugang zu verschaffen.

Vorsitzender Stefan Michel sagte bei einer kleinen Feierstunde der Vereinsmitglieder: „Das Ökologische Beobachtungsgehege durch eine ganze Reihe von Instandsetzungs- und Ergänzungsmaßnahmen sowie eine Vielzahl von Aktionen und Führungen rund ums Jahr mit aktivem Vereinsleben zu führen, ist uns bis hierher gut gelungen.“ Mit all den zusätzlich noch vorhandenen kreativen Ideen der Mitglieder sei das in den 40 Jahren Vereinsarbeit geleistete aber noch längst nicht alles. Die positive Rückmeldung der Wildparkbesucher sei ein Beweis dafür, dass der Verein auf dem richtigen Weg sei, ergänzte Michel.

Den alten Keiler im Sauengehege rühren all diese Überlegungen nicht. Er schubbert seine Schwarte stattdessen gelangweilt an einer Baumrinde. Wie der Schwarzkittel heiß? Der Keiler im Wildpark heißt traditionell immer so, wie der erste Vorsitzende. Aktuell also: Stefan.

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