Badische Landesbühne in Walldürn

Auftakt bei der Landesbühne: Großes Spiel auf kleiner Bühne

Gelungener Start in die Spielzeit 2024/2025 mit einem Stück von Hugo von Hofmannsthal

Von 
Ralf Marker
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Mit dem Stück „Jeder*mann“ nach Hugo von Hofmannsthal startete die Landesbühne in die Spielzeit. © Manuel Wagner

Walldürn. Start in das Jubiläumsjahr: Die Badische Landesbühne eröffnete die Jubiläumsspielzeit 2024/25 in Walldürn im Haus der offenen Tür mit dem Domplatz-Klassiker „Jeder*mann“ nach Hugo von Hofmannsthal. Der erschuf damit einen Klassiker, der nicht nur in Salzburg jeden Sommer dem Publikum den Spiegel vorhält.

Am 1. September 1949 wurde in Bad Rappenau das Kulturwerk Württemberg-Baden, der Vorläufer der Badischen Landesbühne, gegründet. Und das erste Stück, die allererste Premiere auf dem Spielplan der Bühne war damals „Jedermann“ – mit dem die immer junge Landesbühne jetzt in diese Spielzeit gestartet ist. Das 75-jährige Jubiläum war Anlass, Hofmannsthals Stück in einer komprimierten Studio-Inszenierung zu präsentieren.

Dickes Lob

Ein dickes Lob gab es zum Saisonauftakt von Bürgermeister Meikel Dörr: „Die Badische Landesbühne ist ein großer kultureller Schatz für die Region.“ Und Intendant Wolf E. Rahlfs wies auf das Jubiläum der BLB hin. Im April 2025 soll es eine Feier für die Theaterfreunde in Bruchsal geben.

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Bei einer Jedermann-Inszenierung tummeln sich üblicherweise eine ganze Reihe von Figuren auf der Bühne – jede mit einem Schauspieler oder Schauspielerin besetzt. Die Badische Landesbühne wählte in der Inszenierung von Wolf E. Rahlfs einen minimalistischen Ansatz. Ein Schauspieler, eine Schauspielerin, ein Musiker und zwei Handpuppen bringen den Zuschauern hier das Geschehen näher. Und Alice Katharina Schmidt, Ole Xylander und der Musiker Ulrich Hartmann machten das richtig klasse!

Sterben ist kein Vergnügen, das galt auch für Spiel vom Sterben des reichen Mannes, das da am Mittwoch auf der Bühne gezeigt wurde. Jedermann hat alles, was ein glückliches Leben ausmacht: Geld, Macht, Zeit, Party. Da klopft der Tod an die Tür. Was bleibt Jedermann jetzt noch? Wer steht ihm bei in seinen letzten Stunden? Weder Buhlschaft, Mammon, Freunde noch Angestellte wollen helfen. Jedermann erkennt die Eitelkeit seines Lebens.

Frage nach Sinnverlust

Von Hofmannsthal stellt in seinem Mysterienspiel die Frage nach Sinnverlust und Hoffnungslosigkeit in einem Leben, das sich nur an Wachstum, Wohlstand, Zerstreuung orientiert. Erfreulicherweise hielt sich die BLB an die Originalfassung und versuchte nicht, krampfhaft einen „auf modern“ zu machen.

Ein Mysterienspiel ist ein straffer, kurzer Einakter mit religiösem Inhalt, der den Zuschauern eine moralische Lehre vermitteln soll. Das Stück zeigte: Alles Irdische ist vergänglich, nicht nur materielle Güter, auch menschliche Liebe und Freundschaft. Letzt endlich ist einzig auf Gottes Barmherzigkeit Verlass.

Hofmannsthal wollte mit dem am 1. Dezember 1911 in Berlin uraufgeführten Stück in der vor dem 1. Weltkrieg zunehmend verwirrenden und bedrohlichen Welt eine klare Sprache und einfache Antworten finden. Und die Umsetzung dieses Vorhabens haben die Akteure BLB gut auf die Bühne gebracht: unterhaltsam, lehrreich, nachdenklich stimmend.

Redaktion Redakteur bei den FN

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