Rippberg. Saalfastnacht auf hohem Niveau bei Wahrung der Tradition, das haben sich die „Rippberger Bachscheißer“ auf die Fahne geschrieben. Und genau das, haben sie am Samstagabend in der Rippberger Sporthalle fulminant in Faschingsszenarien umgesetzt.
Ein fünfstündiges Feuerwerk karnevalistischen Humors, gepaart mit schmissigen Tanzeinlagen, witzigem Klamauk, aber auch hintersinnigen Büttenreden – all das lieferten die Akteure vom Feinsten und begeisterten so das fastnachtshungrige Narrenvolk im Marsbachtal.
Die Rippberger Prunksitzung 2023 bot alles, was das Herz eines Fastnachters höher schlagen lässt. Pfeifender Jubelschauer und donnernde „Raketen“ belegten die Begeisterung der Bürgerinnen und Bürger in ihrer abendlich-nächtlichen Narrhalla. Mit gewohnt gekonnter Moderation und flotten Sprüchen auf den Lippen, führte Otto Trabold mit einem gehörigen Schuss Selbstironie durch das abwechslungsreiche Programm. Die Rippberger Blasmusik unter der Leitung von Holger Friedrich umrahmte das närrische Spektakel musikalisch, lud zum Schunkeln ein und krönte Szenen mit einem Tusch.
Als erster von 20 Programmpunkten zauberte die Glashofener Kükengarde den prächtigen Schautanz „Peter Pan“ auf die Bühne. Dass aber alle Tanzgruppen der Hohgöiker ordentlich Power haben, bewies der anschließende, glänzend dargebotene Tanz der Präsidentengarde. Für die ersten Attacken auf das Zwerchfell der Zuhörer sorgte Wolfgang König von den Höpfemer Schnapsbrennern, der in diesem Jahr einen Umschüler gab. Seine kurios-lustige Präsentation war noch einmal aufgepeppt durch eingeflochtene Zaubertricks mit sogar einer Mini-Guillotine. Mit ihrem Spaß am Tanz, Charme und Ausstrahlung faszinierte daran anschließend die Mudauer Wassersuchergarde das klatschende Publikum. Die Amorbacher Jollegarde trumpfte als pfiffiges, stimmig choreografiertes und leidenschaftlich tanzendes Team auf. Sie bewiesen sich in beindruckenden Tanzszenen als „Die Hüter des Drachens“.
Das Hausener Fastnachts-Urgestein Eckhard Bein in der Rolle der „doofen Nuss“ präsentierte sich in Rippberg heuer zum ersten Mal. In einer knochentrockenen Bütt plauderte er über die Höhen und Niederungen des Alltags und schoss sich dabei auf das Zusammenleben mit seiner Frau, der „Zugemuteten“ ein.
Temperamentvoll rasant ging es bei der Prinzengarde der Schneeberger Krabben zu. Mit bezaubernden Kostümen und mitreißender Choreografie tanzten sie zum Thema „Die pure Lust am Leben“. Ein Höhepunkt des Abends war der kostümstarke Auftritt der Schautanzgruppe aus Schneeberg mit ihrem Beitrag „Voll unter Strom“, der neben perfekten tänzerischem und akrobatischem Können auch durch herausragendes Outfit zu gefallen wusste.
Orden verliehen
Nach all der Akrobatik gingen die Bachscheißer zur Ordenverleihung über. Sitzungsleiter Otto Trabold bat die anwesende Lokalprominenz auf die Bühne und verlieh ihnen den Jahresorden, der in seiner diesjährigen Gestaltung an die Rippberger 825-Jahr Feier anknüpfte. Diesen Orden erhielten Bürgermeister Markus Günther, Ortsvorsteher Wolfgang Stich sowie Pater Kamil. Günther und Stich richteten närrische Grußworte an das Volk: Günther ulkte über den Genderwahnsinn, Stich lieferte Lokalkolorit aus dem Schmetterlingsdorf.
Weitere Ordensträger waren Vertreter von Gastabordnungen, Dirigent Holger Friedrich, Markus Ott und Timo Kern von der Regie, Evi Allmann von der Kinderordenfertigung sowie die Bühnenhelfer Joachim Farrenkopf und Thomas Baier. Otto Trabold schloss im Anschluss an die Verleihungen die Versteigerung von zwei VIP-Karten für ein Bundesligaspiel der TSG Hoffenheim Mitte März an. Der Erlös der Versteigerung wird an den Ponyhof in Rippberg gespendet, der unlängst bei einem Großbrand in Teilen niederbrannte.
„Ab in den Süden“
Danach hieß es wieder „Bühne frei“ für eine faszinierende „Show der Zwanzigerjahre“ der „Crazy Girls“ aus Heppdiel. In ihrem dargebotenen Charleston vereinten die Mädels Atmosphäre, Outfits und tänzerisches Können wunderbar. Mit der nachfolgenden Bütt von Andreas Schuster aus Kirchzell, trat dieser als „Jungsenior“ auf. Den Ü 60-Wehwehchen trotzte er in seinem Beitrag mit hartnäckiger „Jetzt erst recht-Lebensfreude“. Auf den Kirchzeller folgten die Fußballer der Spielgemeinschaft Rippberg-Wettersdorf-Glashofen. Als Piloten oder Stewardessen verkleidet, heizten sie den Saal mit ihrem feurigen Tanz mächtig auf und glitten gleichwohl als leichtfüßige Tänzer über die Bühne. Ihr Motto: „Ab in den Süden!“
Einen weiteren Angriff auf die Lachmuskeln startete danach Lina Zang von den Höhgöikern, die als Bedienung verkleidet auftrat, über den lustigen Alltag in der Gastronomie berichtete und mit ihrem trockenen Humor in den Bann zog. Weiter ging es mit der einzigartigen „Göiker Morning Show“ der Schautanzgruppe aus Glashofen, einem mit spürbarer Freude und vollem Engagement umgesetzten Showtanzthema.
Als Garant für beste Unterhaltung erwies sich auf der Bachscheißer-Bühne einmal mehr Büttenass Ralf „Zack“ Zang von den Schneeberger Krabben mit seiner raumfüllenden Bühnenpräsenz. Sein närrischer Jahresrückblick war gespickt mit fetzig-trockenen Sprüchen und geistreichen Pointen.
Das Männerballett die „Erftalhüpfer“ aus Hardheim nahm das Publikum mit auf einer Rakete ins All. Mit voller Körperspannung und trotzdem elegant, boten sie bei ihrer „Voll-Mondparty“ mitreißende Lieder und synchronen Tanz. Auch die Schautanzgruppe der FG Fideler Aff Walldürn ließ bei ihrem dynamischen Tanz „Die Liebe des Lebens“ die Herzen der Zuschauer noch einmal höher schlagen. Eine witzige Büttenrede mit zahlreichen Pointen lieferte danach Andreas Poser aus Großheubach. Nach vielen negativen Erfahrungen der von ihm gespielten Figur, hatte diese sich dazu entschlossen, das Maintal zu verlassen und ihr Glück als Auswanderer in der Fremde des Odenwalds zu suchen.
Als ein echter Hingucker erwies sich das Männerballett aus Grünsfeld, das mit toller Kostümierung und akrobatischen Einlagen dem Publikum den Atem raubte. Sie zeigten mit ihrem Tanz „Men in Black“ schwierige Tanzfiguren, eingebettet in eine detailreiche, ausgefeilte Choreografie. Einen tänzerischen Hochgenuss und eine Augenweide zugleich, hatte sich Organisator Otto Trabold als Schlussakkord aufbewahrt: den Auftritt der „Dancing Moskitos“ aus Königshofen. Mit ihrem Schautanz „Tag der Toten“ ließen sie mexikanische Lebensfreude aufpoppen und zeigten Tanzsport in Vollendung.
Der Saal ging schier überschwänglich mit und dankte den Akteuren einmal mehr mit viel Beifall und einer letzten Rakete. Zum Schluss dankte Sitzungsleiter Otto Trabold allen Mitwirkenden, allen fleißigen Helfern vor und hinter der Bühne, allen Auf- und Abbauenden und nicht zuletzt Küchenpersonal, Thekenmannschaft und Bedienungen für ihre für das Dorf erbrachten Leistungen.
Farbenfrohe Faschenacht
Das Rippberger Narrenvolk hat an diesem Samstagabend ein Programm genossen, das an Komik und Kurzweiligkeit, aber auch an Qualität und Professionalität kaum zu überbieten war. So verging die Sitzung wie im Flug. So endete zwar die Sitzung, der Abend aber noch lange nicht. Fazit von Otto Trabold: „Fastnacht bleibt anziehend und spannend, wenn sie bunt, bodenständig und authentisch ist, aber auch innovativ. Der Beifall des Publikums kann nicht lügen. Die Rippberger und ihre Gäste hatten Freude an diesem Abend voller farbenfroher Faschenacht. Sie werden auch in Zukunft ganz sicher nicht auf ihre karnevalistische Show im Schmetterlingsdorf verzichten.“
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