Tauberbischofsheim. Mit dem Bibelzitat „Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über“ entschuldigte sich Thomas Bach am Ende des offiziellen Teils des Empfangs im Tauberbischofsheimer Rathaus schon gleich vor seine Rede. „Ich bin ja berüchtigt dafür, dass man mich ohne Skript nicht an ein Mikrofon lassen sollte“ sagte er. Seine frei gehaltene, witzige und auch oft emotionale Ansprache, die er mit der Anrede „Liebe Bischemer“ begann, dauerte dann doch nur 25 Minuten und wurde von den Geburtstagsgästen mit stehendem Applaus gefeiert.
Erinnerungen werden lebendig
Die Reden, die auf ihn gehalten worden waren, hatten viele Erinnerungen in ihm lebendig werden lassen. Dass er, wie Bürgermeisterin Anette Schmidt eingangs erwähnt hatte, in Würzburg geboren wurde, bezeichnete Thomas Bach schmunzelnd als „Betriebsunfall“. „Zwei Tage später war ich schon Bischemer.“ In seiner Kindheit, fuhr er fort, „drehte sich alles um den Sonnenplatz und seine Umgebung. Die Stadt und die Bischemer haben mich bis heute geprägt.“ Der Bürgerstiftung „an der einen oder anderen Stelle ein bisschen zu helfen“, sei eine „Selbstverständlichkeit“ für ihn und der Ausdruck seines Verhältnisses zu seiner Heimatstadt.
Zu jeder Rede hatte er sich seine eigenen Gedanken gemacht. „Gregor Baumbusch hat mein 25-jähriges Engagement für Weinig angesprochen. Dieser Zeitraum soll aber kein Beispiel sein für das andere Amt, das hier nebenbei auch erwähnt worden ist“, meinte er scherzhaft zu den Spekulationen über eine Verlängerung seiner Zeit als IOC-Präsident. Weinig, erklärte er, „war damals mein Bekenntnis zur Stadt und zu den Mitarbeitern, von denen ich mit vielen die Schule besucht habe. Dadurch haben Weinig und ich zusammengefunden. Deshalb blieb es auch mein einziges berufliches Engagement, das ich nach der Wahl zum IOC-Präsidenten weitergeführt habe.“ Die Entwicklung des Unternehmens sei nur durch die „niemals wankende Treue unserer kuwaitischen Aktionäre, die dem Standort dieser Firma immer und auch in schwierigen Zeiten die Treue gehalten haben, möglich gewesen. Dafür bin ich sehr dankbar. So etwas findet man im heutigen wirtschaftlichen Leben nicht mehr.“ Er freute sich besonders, dass sich unter den Gästen im Rathaus auch die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat und der Betriebsratsvorsitzende befanden. „Nur gemeinsam und mit Kompromissbereitschaft war und ist es möglich, dieses Unternehmen hier am Standort Tauberbischofsheim zu erhalten“, so seine Auffassung.
Thomas Bach dankte in diesem Zusammenhang auch seiner Tauberbischofsheimer Büroleiterin Monika Scherer, die ihn seit 40 Jahren beruflich begleite, ihm stets treu zur Seite gestanden habe und sich durch große Loyalität, Integrität und immensen Einsatzwillen auszeichne.
Laudatio von Matthias Behr
Matthias Behrs Laudatio habe „wunderbare Erinnerungen an die Zeiten geweckt, die wir gemeinsam durchgestanden haben und in denen wir viele Erfolge feiern durften. „Schade, dass meine Eltern deine Rede nicht mehr hören konnten“, sagte er und bezeichnete Behrs Rolle als großer Motivator bei den Olympischen Spielen in Montreal als unvergesslich: „Ich weiß noch, wie du uns ansporntest und sagtest: ,Jetzt müssen wir noch eine Schippe drauflegen!’“ Bach würdigte auch Fechttrainer Emil Beck, „der für alle unsere Erfolge verantwortlich war und dem man zutiefst dankbar sein muss. Ohne ihn wären wir nicht hier.“
Er erwähnte auch den schwersten Moment in all diesen Jahren: Behrs unverschuldeten Unfall, durch den der russische Fechter Vladimir Smirnov starb. „Ich bewundere es sehr, wie du mit dieser schwierigen persönlichen Herausforderung umgegangen bist und wie du jetzt den Kreis durch die Freundschaft mit seiner Witwe und Familie so positiv geschlossen hast. Das berührt mich zutiefst.“
Kindermädchen Irmgard Wallisch weckt emotionale Kindheitserinnerungen
Emotional wurde Thomas Bach auch bei der Erinnerung an sein Kindermädchen Irmgard Wallisch, die ebenfalls unter den Gästen weilte: „Irmgard war immer da – ob ich mir die Füße verbrüht hatte oder ein Bein in die Fahrradspeichen geraten war: Sie hat es immer wieder gerichtet.“
Für große Erheiterung im Rathaus sorgte der Jubilar, als er ein paar Anekdoten aus seinen geliebten und legendären Schafkopf- und Skatrunden ausplauderte, die er baldmöglichst wieder zum Leben erwecken möchte.
Ehefrau Claudia immer an Bachs Seite
„Ein besonderer Mann hat auch immer eine besondere Frau an seiner Seite“, hatte Gregor Baumbusch zuvor Bachs Ehefrau Claudia gewürdigt. Thomas Bach dankte seiner Frau, mit der er seit 46 Jahren verheiratet ist, für die Treue, mit der sie sets an seiner Seite gestanden habe: „Du hast ohne zu zögern all diese Wendungen, neuen Unternehmungen, Herausforderungen und Abenteuer mitgemacht – ich hoffe, du bereust es nicht“, sagte er. Unter dem Beifall der Gäste antwortete sie strahlend mit einem entschiedenen „Nein!“ Seine Schwester Elfriede bezeichnete Bach als „das lebendige Gedächtnis der Familie“: „Erst kürzlich hat sie im Familienkreis Geschichten über mich ausgepackt, die mir fremd waren, mir aber doch auch logisch erschienen.“
Er dankte den Gästen, dass „Sie mich so viel Sympathie spüren lassen. Hier unter uns Bischemern fühle ich mich immer wohl.“ Der Stadt und dem Gemeinderat dankte er für den Empfang und sagte: „Die Zweige meines Lebensbaums haben sich zwar leicht über die Grenzen der Stadt hinaus entwickelt, doch die Wurzeln sind und bleiben hier. Ohne starke Wurzeln gibt es keine blühenden Bäume. Ich danke Ihnen, dass Sie heute diese Wurzeln wässern und nähren und mit Ihren guten Wünschen dazu beiragen, dass dieser Lebensbaum hoffentlich noch ein paar Jährchen blüht und wir auch in einigen Jahren immer noch sagen können: Einmal Bischemer Bu’, immer Bischemer Bu’.“
Der Empfang wurde von Jochen Färber moderiert. Für die musikalische Umrahmung sorgten Gustav Endres und seine „Dixie Eight“.
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