Tauberbischofsheim. Für von Herzen kommende Geburtstagsständchen ist es nie zu spät. Sieben Tage nach seinem 70. Wiegenfest feierte die Stadt Tauberbischofsheim den IOC-Präsidenten und Ehrenbürger Dr. Thomas Bach mit den Liedern „Zum Geburtstag viel Glück“ und „Wie schön, dass du geboren bist“. Initiator der spontanen Gesangseinlage war Matthias Behr, einer von Bachs langjährigen sportlichen Weggefährten. Der Empfang am Freitag im Rathaus war auch in anderer Hinsicht alles andere steif. Viele Geburtstagsgäste umarmten und herzten den frischgebackenen 70-Jährigen, der sich zuhause in „seiner“ Stadt und mit „seinen“ Bischemern, sichtlich wohlfühlte.
Für Bürgermeisterin Anette Schmidt war dieser Empfang eine besondere Ehre, wie sie sagte. In Anlehnung an den „Kleinen Prinz“ von Saint-Exupery bezeichnete sie den Jubilar als einen Menschen, „der mit dem Herzen sieht“. Sie sagte: „Ihr Wirken, Ihre Großzügigkeit und Ihr Engagement für Tauberbischofsheim gehen weit über das Sichtbare hinaus. So wie Sie diese Stadt lieben, trägt auch Tauberbischofsheim Sie im Herzen.“ Als sichtbare Zeichen seiner Unterstützung für Tauberbischofsheim nannte sie als Beispiele die Ausstattung des neugestalteten Sonnenplatzes, an dem sein Elternhaus steht, und den beliebten Bewegungsparcours auf dem Hamberg.
Matthias Behr hatte nicht nur gesungen, sondern auch etliche Anekdoten aus der gemeinsamen sportlichen Karriere, die in Olympiasieger- und Weltmeistertiteln gipfelte, ins Rathaus mitgebracht. Seit 1966 kennen sich die beiden und er sagte: „Von Anfang an schätzte ich an Thomas seine Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und sein absolutes Fairplay.“
Was vor dem Finale der Fechtwettkämpfe bei den Olympischen Sommerspielen 1976 in Montreal hinter den Kulissen so alles besprochen wurde, schilderte Behr so: „Thomas, wir haben dich alle angeschaut und gesagt: Du machst im Finale gegen die Italiener mindestens drei Siege und wir anderen jeweils zwei, das gibt zusammen die erforderliche Gesamtzahl von neun Siegen, um sicher zu gewinnen. Zum Glück warst du in diesem Moment sehr gehorsam und somit der Garant für unsere Goldmedaille.“
Mit sehr persönlichen Worten dankte Behr seinem Freund auch für den Trost und die besondere moralische Unterstützung nach dem Fechtunfall mit Vladimir Smirnov.
Die Zahl der Attribute, mit denen Behr Thomas Bach versah, war schier unendlich: Er sei „absolut teamfähig, als Fechter quirlig, stets taktisch, strategisch, innovativ, flexibel, durchsetzungsfähig, diszipliniert, zuversichtlich, menschlich und nie arrogant“, um nur ein paar Beispiele aus seiner Aufzählung zu nennen.
"Starker Führungscharakter"
Bachs „strategische Weitsicht, seinen starken Führungscharakter sowie sein oft auch diplomatisches Talent“ stellte der Vorstandsvorsitzende der Weinig AG, Gregor Baumbusch, heraus. Thomas Bach ist seit über 25 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens. „In dieser Zeit haben Sie Weinig als Flagman durch gute und auch schwere Zeiten sicher geleitet. Sie haben das Unternehmen immer mit Weitblick und Erfahrung weiter entwickelt, indem sie die Ziele und Wünsche der Eigentümer mit den Marktgegebenheiten und den Zielen des Management zum Wohle des Unternehmens in Einklang gebracht haben. Ich bin überzeugt“, sagte Baumbusch weiter, „dass sich hier und heute niemand befindet, der nicht den Intellekt, die Stärke, den Fleiß und die Zielstrebigkeit von Ihnen anerkennt und bewundert.“ Baumbusch gab zu: „Für mich persönlich sind Sie ein Vorbild. Aus diesem Grund habe ich mich nach unseren persönlichen Gesprächen auch bewusst für Weinig entschieden, obwohl ich weitere sehr gute Angebote hatte.“
Bachs Erfahrungen aus dem Fechtsport seien eine ausgezeichnete Grundlage für seine Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender: „Fechten lehrt strategisches Denken, Vorausblick und schnelle Reaktionen auf unerwartete Ereignisse – Schlüsseleigenschaften, die Sie effektiv in Ihre Rolle übertragen haben. Wir sind aber noch lange nicht am Ende unserer Entwicklung angekommen“, stellte der CEO klar und erwähnte das Investitionspaket von insgesamt 130 Millionen Euro, mit dem sich Weinig den Herausforderungen der Zukunft stellen will.
"Die Welt hört dir zu"
Bürgermeister a. D. Wolfgang Vockel sagte an seinen Freund Thomas Bach gewandt: „Die Welt ist deine Kommunikationsplattform. Auf allen Kontinenten bist du unterwegs zu deinen Gesprächspartnern, den Führern von Staaten und Chefs von Organisationen von Antonio Guterres bis Xi Jinping, ebenso wie von Emmanuel Macron oder bis zum Papst. Die Welt hört dir zu, sie kommt zu dir, sie schätzt dich und dein diplomatisches Geschick. Niemand von uns überrascht der Ruf nach einer Verlängerung deiner Amtszeit. Wir wünschen dir und deiner Frau eine kluge Entscheidung.“ An die Gäste im Rathaus appellierte er: „Freuen Sie sich so lange wie möglich über diesen Sohn der Stadt. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass jemals wieder ein Deutscher, womöglich ein Franke oder sogar ein Tauberbischofsheimer in dieses oder ein vergleichbares Amt berufen wird, ist vermutlich geringer als der Supergewinn in der spanischen Weihnachtslotterie. Wir müssen ihm dankbar sein, wie er das Ansehen und das Image dieser Stadt über viele Jahre gefördert hat.“
"Kritiker spielen keine zentrale Rolle"
Vockel bezeichnete Bach als hilfsbereit und großzügig: „Seit die Bürgerstiftung 1999 errichtet wurde, bist du einer ihrer treuesten, intensivsten Förderer.“ Bach sei „humorvoll und ungemein schlagfertig. „Mit dir lacht man auch gern und es macht Spaß, mit dir zu diskutieren. Du hast einen globalen Blick für die Dinge, bleibst stets kontrolliert, hörst sehr gut zu und hast ein gutes Gedächtnis. Du stehst zu deiner Heimatstadt und deine Freunde zu dir.“ Vockel wörtlich: „Und weil wir dich so schätzen, ärgert es uns gewaltig, wenn sich gerade in unserem Land Leute zu Wort melden, die jeden Respekt im Umgang mit welt- und sportpolitischen Themen und deren Persönlichkeiten vermissen lassen. Offenbar hat hierzulande der eine oder andere ein Problem damit, wenn Landsleute bedeutende Funktionen innehaben - obwohl es immer weniger davon gibt. Doch diese ,Kritiker’, spielen unter den übrigen acht Milliarden Menschen keine wirklich zentrale Rolle.“
Vockel wünschte sich mehr Persönlichkeiten wie Thomas Bach, „die breite Anerkennung finden und viel Respekt erfahren, weil sie mit voller Überzeugung, mit Idealismus hinter einer großen Idee stehen und in ihren verantwortungsvollen Aufgaben mit klaren Zielen transparent und strategisch führen, lenken und leiten und dadurch authentisch, glaub- und vertrauenswürdig sind. Als Freund“, so Vockel, „kommt dieser Wunsch nach Duplizität selbstverständlich nicht in Betracht, denn da sollst du der Einmalige bleiben, eben Thomas!“
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