Jugendhaus

Tauberbischofsheim: Viel besser als Zuhause rumsitzen und Fernsehen gucken

Kreatives Angebot, Aktivitäten, gemeinsames Spielen und Freunde treffen kommen sehr gut an.

Von 
Heike von Brandenstein
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Yuna, Veronika Löffler und Amelie prosten sich mit den selbst gemixten alkoholfreien Cocktails zu. © Heike von Brandenstein

Tauberbischofsheim. Ananas-, Zitronen-, Orangen- und Apfelsaft, Kokosmilch und Grenadine-Sirup stehen bereit. Außerdem gibt es Fruchtscheiben, Eiswürfel und Strohhalme. „Alkoholfreie Cocktails mixen“ steht auf dem Programm des Jugendhauses Tauberbischofsheim. Draußen ist es bullig warm. Über 30 Grad zeigt das Thermometer und eigentlich lockt das heiße Sommerwetter ins neue Schwimmbad. Obwohl der Sprung ins kühle Nass gleich nebenan durchaus reizt, haben sich 14 Jungen und Mädchen für das Jugendhaus entschieden. „Mir macht das Selbermachen von Cocktails einfach Spaß“, sagt eine Teenagerin. Eine andere gibt an, dass es „cool sei, in den Sommerferien ein Programm zu haben und neue Leute kennenzulernen. „Zu Hause würde ich jetzt wahrscheinlich Fernsehen schauen“, meint eine andere.

Es wird sich zugeprostet und gelacht. Alle lümmeln in der großen Sofaecke. Veronika Löffler, Leiterin des Jugendhauses, informiert über kommende Aktivitäten nach der zweiwöchigen Sommerpause in der Ferienmitte: Eine Fahrt in den Wildpark, Kinoabend, Schatzsuche und Singstar stehen neben den offenen Treffs auf dem Programm. Daneben besteht die Möglichkeit, sich in das Ferienprogramm der Stadt einzuklinken und dabei den Escape-Room in Würzburg zu besuchen.

Yuna kommt aus Werbach und ist durch das Sommerferienprogramm des Jugendhauses auf das Angebot aufmerksam geworden. Seitdem ist sie jeden Tag dabei. „Mir macht es Spaß, mit anderen Spiele zu spielen“, berichtet sie. Und auch sonst findet sie das Programm richtig toll. Sie war im Rauch-Zoo in Freudenberg mit dabei, beim Batiken und Pizza-Backen. „Hier gibt es immer Beschäftigung. Das ist viel besser als zu Hause rumzusitzen“, so ihr Resümee. Ihre Eltern unterstützen sie nach Kräften, indem sie den Fahrdienst übernehmen.

Vielfältig und bunt ist das Ergebnis des Batikangebots des Jugendhauses. © Veronika Löffler

Räumlichkeiten zu haben, um sich ganz ungezwungen zu treffen, ist eine feine Sache. Ein Jahr mussten Kinder und Jugendliche in der Kreisstadt darauf warten, dass das städtische Jugendhaus wieder geöffnet wird. Seit dem 2. April ist das der Fall, und es ist richtig gut angelaufen. Jugendhausleiterin Veronika Löffler und Tino Weise, Abteilungsleiter Kinder- und Jugendhilfe beim Caritasverband, sind sichtlich zufrieden. Der Caritasverband im Tauberkreis ist Kooperationspartner der Stadt, die wiederum Eigentümerin und Trägerin des Jugendhauses ist.

Wie es weitergehen soll mit dem zentral gelegenen Treffpunkt in der Vitryalle, war 2024 nicht nur im Gemeinderat diskutiert worden. Vielmehr waren es Bürgermeisterin Anette Schmidt und Hauptamtsleiter Michael Karle, die Heranwachsenden einen Aufenthaltsraum mit pädagogischer Begleitung und Programm weiterhin bieten wollten. Ausschließlich ein Raum zum Abhängen sollte das Jugendhaus nicht werden.

In Workshops brachten Kids ihre Ideen ein

Vorgeschaltet wurde deshalb ein Dialog mit Schülern des Matthias-Grünewald-Gymnasiums und des Schulzentrums am Wört in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung. In der Aktionswoche „Schule trifft Rathaus“ erhielten die Schüler die Möglichkeit, ihre Ideen zu einer jugendfreundlicheren Stadt zu äußern.

Die galt es dann, bestmöglich in ein neues Konzept zu gießen. Eines war den Verantwortlichen von vornherein klar: Verlässlichkeit muss oberstes Gebot sein. War beim vorherigen Konzept lediglich eine Teilzeitkraft mit 50 Prozent für das Jugendhaus zuständig, sind es jetzt zwei pädagogische Kräfte, die sich bei Krankheit oder Urlaub auch mal vertreten können. Veronika Löffler hat ein 50-prozentiges Deputat für das Jugendhaus, die restliche Hälfte absolviert sie in der Kinder- und Jugendhilfe beim Caritasverband. Zweite Kraft mit 25-prozentiger Anstellung im Jugendhaus ist Elea Röder.

Durch diese Besetzung sind auch die Öffnungszeiten garantiert: Von Montag bis Donnerstag von 15 bis 20 Uhr und freitags von 13 bis 17.30 Uhr. Für Kinder und Jugendliche von der fünften bis zur neunten Klasse ist das Angebot gedacht. Aber auch die Viertklässler, die nach den Ferien weiterführende Schulen besuchen, können kommen, um das Jugendhaus und seine Angebote kennenzulernen. Veronika Löffler hat deshalb vor den Ferien eine Tour durch die vierten Klassen der Grundschulen unternommen und für das Angebot geworben. „Da haben wir gut punkten können“, freut sich Veronika Löffler.

Fester Stamm aus 20 Kindern und Jugendlichen

Sie, ihre Kollegin Elea Röder und Tino Weise sind mit der Resonanz zufrieden. Allein beim Batiken waren knapp 30 Kreative dabei, in der Whatsapp-Gruppe, die Vero, wie die Leiterin von den Kids genannt wird, führt, sind 34 Kinder und Jugendliche vertreten. „Wir haben einen festen Stamm von rund 20, die regelmäßig kommen“, berichtet Löffler. Ihr ist es wichtig, auf der einen Seite einen Rückzugsort zu bieten, auf der anderen Seite gemeinsame Aktivitäten anzustoßen. „Was die Kids immer toll finden, ist Pizza backen“, nennt Löffler ein Beispiel. Dass die Sachen gut ankommen, die es bereits vor 40 Jahren gab, hat Tino Weise als Erkenntnis gewonnen – Töpfern und Filzen gehören dazu.

Für ihn zählen darüber hinaus die Kooperationen. Geknüpft wurden die bereits mit den der Lebenshilfe, der benachbarten Musikschule und mit den Vereinen „Schatzkiste“ und „Wirklich gut! Tauberbischofsheim“. Außerdem besteht guter Kontakt mit der Schulsozialarbeit, mit den Schulen, mit den Tauberfränkischen Heimatfreuden und mit der Volkstanzgruppe Tauberbischofsheim. Positiv sieht er auch die Zusammenarbeit mit der Stadt. „Hauptamtsleiter Michael Karle hat immer ein offenes Ohr für uns“, so Weise.

Geschafft wurde in der kurzen Zeit vor und nach der Eröffnung bereits eine ganze Menge. Die Stadt hat die Räume renoviert und mit neuen Lampen versehen, die Bar wurde gemeinschaftlich neugestaltet und die Küchenzeile in hippem Schwarz gestrichen. Außerdem gibt es jetzt eine Spülmaschine, was den Back- und Kochaktionen zugutekommt. Die Ideen gehen den Macherinnen nämlich nicht aus. So wurde bereits Dubai-Schokolade selbst hergestellt oder Eis gemacht.

Außenbereich wird zum Aufenthaltsort

Das Jugendhaus, so eines der Ziele, will auch außenwirksam auftreten. Beim Frühlingsfest war geöffnet, so dass jeder einen Blick in die Einrichtung werfen konnte. Zudem ist die Gestaltung des Außenbereichs mit einer Sitzecke aus Paletten in Arbeit. Auch die kleine Anlage vor und neben dem Areal soll zur Rasen- und damit zur Aufenthaltsfläche werden. Geplant ist eine Mini-Disco während der Martini-Messe, die möglichst auf dem Parkplatzgelände auf den früheren Tennisplätzen stattfinden soll.

Veronika Löffler und Elea Röder haben noch jede Menge Ideen, was möglich ist im Jugendhaus. „Wir haben noch Luft nach oben“, meint auch Tino Weise. Bestätigt wird die Arbeit des Teams von den Kindern und Jugendlichen. „Das ist ein guter Ort, um sich mit Freunden zu treffen“, sagt ein Mädchen.

Redaktion Zuständig für die Kreisberichterstattung Main-Tauber

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