Tauberbischofsheim. In der Tauberbischofsheimer Stadthalle herrscht eifrige Betriebsamkeit. Kinder spielen, viele Frauen sind mit den Vorbereitungen für ihr Dankesfest beschäftigt. Einige tragen die traditionellen bestickten Blusen aus ihrer Heimat.
Seit Putins Truppen am 24. Februar in die Ukraine einmarschierten, ist für diese Frauen nichts mehr so, wie es war. Mit ihren Kindern und dem allernötigsten Gepäck machten sie sich auf in ein fremdes Land. Ihre Männer und Angehörigen mussten sie im Krieg zurücklassen.
In Tauberbischofsheim stießen sie auf viele Menschen, die es gut mit ihnen meinen – und auf den ehrenamtlichen „Helferkreis Ukraine“, den Hans-Jürgen Reusch „ein bisschen“ leitet, wie er es im FN-Gespräch bescheiden beschreibt.
Dieser Helferkreis kümmert sich um regelmäßige Treffen, bei denen Fragen geklärt, Probleme gelöst und einfach der Kontakt aufrechterhalten wird. Vor dem Dankesfest gehörte dieses Mal auch eine Stadtführung dazu, bei der sie auch von Bürgermeisterin Anette Schmidt begrüßt wurden.
„Wir Bürger können stolz sein“
„Die Ukrainerinnen – viele von jetzt auf nachher alleinerziehende Mütter – sind für unsere Unterstützung und Hilfe ungemein dankbar. Sie fühlen sich hier sehr gut aufgenommen und betreut und schätzen auch den Einsatz der Stadtverwaltung und des Integrationsbüros sehr“, weiß Hans-Jürgen Reusch, der im Dezember seinen 80. Geburtstag feiert. Er sagt: „Wir als Bürger von ,Bischeme’ können stolz darauf sein, dass wir ihnen allen anständige Wohnungen bieten konnten.“
Reusch betont gegenüber den FN, dass diese Frauen gerne arbeiten gehen wollen, wenn die Voraussetzungen dafür stimmen – das heißt, wenn sie die deutsche Sprache beherrschen und ihre kleineren Kinder einen Kita-Platz haben. Ihre schulpflichtigen Jungen und Mädchen werden bereits alle unterrichtet.
„Wir wohnen in Hochhausen“, berichtet eine der Frauen, Ludmilla, den FN auf Deutsch. Auf Ukrainisch berichtet sie weiter: „Als Russland den Krieg gegen unser Land begann, haben wir unsere Rucksäcke gepackt und sind mit unserem Hund und den Katzen nach Deutschland geflohen. Die Bürger von Tauberbischofsheim haben dafür gesorgt, dass wir ein Dach über dem Kopf haben, dass wir Nahrungsmittel und Kleidung bekommen. Wir hatten ja alles zurückgelassen.“ Das gilt auch für ihren Sohn und Neffen, die beide in der Ukraine blieben, um für ihr Land zu kämpfen.
Zurück in die Heimat
Obgleich sie sich wohl und sicher in Tauberbischofsheim fühlt, hat Ludmilla nur ein Ziel: „Ich denke immer nur daran, wie ich wieder zu meiner Familie in die Ukraine zurückkehren kann.“ Auch Marta kam mit ihrem Kind und nur einem Koffer in Tauberbischofsheim an. Das war vor einem halben Jahr: „Wir dachten, wir müssen nicht viel mitnehmen, weil der Krieg bestimmt nach einer Woche vorüber sein wird.“
Sie ist dankbar, wie gut sie und ihre Schicksalsgenossinnen in Tauberbischofsheim aufgenommen wurden: „Die Menschen hier unterstützten uns von Anfang an, ohne uns überhaupt zu kennen. Mittlerweile sind wir zu einer Familie zusammengewachsen.“ Das empfindet Anastasia genauso. Auch sie flüchtete vor einem halben Jahr aus der Ukraine und sagt: „Wir bedanken uns bei allen, die uns hier so herzlich aufgenommen haben und dafür sorgen, dass wir uns wie in einer Familie fühlen.“
„Die Sorgen erträglicher machen“
Einen Tag später berichtet Hans-Jürgen Reusch den FN von einer „sehr anrührenden, zu Herzen gehenden“ Feier: „Die Frauen haben sich eine unglaubliche Mühe gegeben. Sie haben uns mit kulinarischen Köstlichkeiten aus der Ukraine verwöhnt, zeigten Filme, sangen, erzählten und bedankten sich immer wieder.“ Er sagt: „Wir können ihnen die Sorgen nicht nehmen, aber wir können sie mildern und dadurch erträglicher machen.“
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