Tauberbischofsheim. Den Verlauf des Geschäftsjahres 2022 hatte man sich in der Chefetage der Sparkasse Tauberfranken anders vorgestellt. Denn mit dem sich abzeichnenden Ende der Corona-Krise blickte man noch im Januar durchaus optimistisch in die Zukunft. „Wir sind mit großer Zuversicht gestartet. Doch damit war Ende Februar schlagartig Schluss“, so Vorstandsvorsitzender Peter Vogel.
Zahlen und Fakten zur Sparkasse Tauberfranken
Solide Entwicklung trotz schwieriger Rahmenbedingungen: Die wesentlichen Zahlen aus dem vorläufigen Geschäftsergebnis der Sparkasse Tauberfranken für 2022 im Überblick:
- Geschäftsvolumen: 3,48 Milliarden Euro (2021: 3,63)
- Bilanzsumme: 3,3 Milliarden Euro (3,45)
- Kundeneinlagen: 2,51 Milliarden Euro (2,55)
- Kundenkredite: 2,11 Milliarden Euro (2,03)
- Wertpapierbestand: 0,88 Milliarden Euro (0,89)
- Arbeitsplätze: 471 (479)
- Auszubildende: 34 (32)
- Personenbesetzte Geschäftsstellen: 24 (24)
- Geldautomaten: 41 (41)
- 2022 investierte die Sparkasse Tauberfranken rund 410 000 Euro in Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen
- Mit rund 204 000 Euro förderte die Sparkasse Projekte in den Bereichen Soziales, Kultur, Sport und Umwelt. gf
Mit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine Ende Februar sei die positive Grundstimmung von heute auf morgen verschwunden. „Seitdem beeinflussen Energieknappheit und Inflation das Wirtschaftsleben.“
Mit einer „deutlich zu späten Entscheidung“ habe die Europäische Zentralbank zudem im Juli die Negativzinsen abgeschafft. „Allerdings hatte der Markt die Entscheidungen der EZB bereits vorweggenommen, so dass sich das Zinsniveau 2022 in einer bisher nicht gekannten Dynamik erhöhte, was zu gewisser Unsicherheit in der Bevölkerung führte“, betonte Vogel. Dies habe auch Auswirkungen auf die Bilanzsumme der Sparkasse Tauberfranken gehabt, die sich nach enormem Wachstum im Vorjahr nun wieder um rund 4,5 Prozent auf 3,29 Milliarden Euro reduzierte. Gestiegen sei dagegen das Kreditvolumen – auf 2,11 Milliarden Euro (plus 3,9 Prozent).
Zins ist „mit Wucht“ zurück
Dennoch: „Die Lage ist besser als die Stimmung“, so Vogel. Sparen lohne sich endlich wieder. Denn der Zins sei „mit Wucht“ zurück. „Erfreulicherweise können wir nun wieder Zinsen auf Tagesgeldkonten gewähren.“ Zwar bleibe aufgrund der anhaltend hohen Inflation die Gefahr einer negativen Realverzinsung bestehen – es werde jedoch auf allen Ebenen versucht, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Die Sparkasse Tauberfranken biete ihren Kunden diesbezüglich individuelle Anlagestrategien und ermögliche so eine breite Vermögensbildung.
2022 sei für die Kapitalmärkte ein „anspruchsvolles Jahr“ gewesen, so Wolfgang Reiner. Das Wertpapiergeschäft stehe bei den Kunden aber auch in Zeiten der Zinswende weiter hoch im Kurs. Auch das Kreditgeschäft habe sich positiv entwickelt. Und der klassische, schon totgesagte, Bausparvertrag erfreue sich neuer Beliebtheit. Mit einem Volumen von 91 Millionen Euro blicke man hier sogar auf das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte.
Bei den gewerblichen Kunden der Sparkasse könne man, so Reiner, durchaus stabile Verhältnisse attestieren. „Unsere Wirtschaft steht gut da. Wir sehen hier auch für 2023 keine Katastrophen auf uns zukommen. Das ist längst nicht überall in Deutschland so.“
Vorstandsvorsitzender Peter Vogel stellte klar: „Wir sind bestens gerüstet, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der Inflation für den Main-Tauber-Kreis mit abzufedern. Und wir haben ausreichend Handlungsspielraum, um den regionalen Kreditbedarf weiterhin zu decken. Dabei legen wir großen Wert auf langfristige Kundenbeziehungen. Das gilt für Privat-, aber natürlich auch für Firmenkunden.“ Bei der Sparkasse Tauberfranken selbst tue sich unterdessen ebenfalls einiges: Themen wie Transformation und Nachhaltigkeit seien genauso allgegenwärtig wie das wichtige Feld der Aus- und Weiterbildung. Die Digitalisierung gehe weiter, ohne das man die Präsenz in der Fläche weiter verringern wolle. Zumindest sei – Stand jetzt – nicht vorgesehen, die Zahl der personenbesetzten Geschäftsstellen (24) weiter zu reduzieren. Gleiches gelte für die 41 Geldautomaten im Geschäftsgebiet.
Deutliche Zuwächse habe es 2022 in der Nutzung des „Omnikanal-Angebots“ – via App (über 21 000 Nutzer) oder per Telefon (216 000 Anrufe) gegeben. Ab Juni werde außerdem die neue Sparkassen-Card eingeführt, die unter anderem auch im Online-Handel eingesetzt werden kann. Sukzessive sollen bis 2026 alle rund 80 000 EC-Karten der Sparkasse Tauberfranken getauscht werden.
Zudem investiere man in der Region in neuen Wohnraum. So wurde in Hardheim bereits im August ein Wohngebäude mit 14 Mieteinheiten fertiggestellt. Derzeit entstehe ein weiteres mit sechs Einheiten in Igersheim. Weitere Wohnprojekte mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 16 Millionen Euro seien in Lauda (22 Wohnungen) und Tauberbischofsheim (28) für dieses Jahr geplant.
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