Finanzen

Kreditinstitute der Region: Tagesgeldzinsen hinken hinterher

Obwohl die EZB die Leitzinsen erhöht hat, steigen die Zinsen für Sparer kaum. Wegen der Inflation schmilzt das Geldvermögen. Wie die Situation bei den regionalen Banken aussieht, haben die FN unter die Lupe genommen.

Von 
Gerd Weimer
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Hohe Inflationsrate und kaum Geld für Sparguthaben. Die Geldentwertung lässt Vermögen schmelzen. © Active Art One

Odenwald-Tauber. Während die Europäische Zentralbank (EZB) im vergangenen Sommer der Niedrigzinsphase ein abruptes Ende setzte und die Leitzinsen seither kräftig erhöht hat – der wichtigste Leitzins stieg von null auf drei Prozent – können Sparer weiterhin keine oder nur ganz geringe Zinsen einheimsen. Banken hingegen bekommen für Einlagen bei der Zentralbank immer mehr Zinsen gutgeschrieben.

Vor dem Hintergrund stark steigender Preise und der damit einhergehenden Geldentwertung ist diese Situation besonders gravierend. Im wahrsten Sinne des Wortes schmilzt derzeit angespartes Kapital, wenn man es kurzfristig anlegt. Fachleute sprechen von negativen Realzinsen.

Das Vergleichsportal Verivox ließ jüngst wissen, dass vor allem der regionale Bankensektor der Zinsentwicklung hinterherhinke. Zwar hätten fast alle Geldhäuser ihre Negativzinsen nach dem Wegfall der EZB-Strafzinsen auf Bankeinlagen zügig abgeschafft, doch eine positive Verzinsung in nennenswerter Höhe böten bislang nur wenige Regionalbanken. Sowohl bei den örtlichen Sparkassen als auch bei den genossenschaftlichen Kreditinstituten lägen die durchschnittlichen Zinsen nur knapp über der Nulllinie, so Verivox.

Eine FN-Umfrage bei den Kreditinstituten der Region bestätigt diese Einschätzung. Doch nach der erneuten EZB-Zinserhöhung in der vergangenen Woche kommt zum Teil Bewegung in die Angelegenheit.

Sparkasse Tauberfranken

Bei der Sparkasse Tauberfranken (Tauberbischofsheim) winkt seit kurzem auf sogenannten Geldmarktkonten ein marktgängiger Zinssatz von 0,3 Prozent, teilt Sprecher Thomas Landwehr mit. Es gelte aber zu beachten, „ob ein Tagesgeld die passende Anlagelösung für den Kunden ist, oder ob es bessere Alternativen gibt“. Hier könne die Laufzeit individuell ausgewählt werden und der Guthabenzins seit deutlich attraktiver.

Je nach Anlageform verzinse die Sparkasse Tauberfranken Einlagen ab dem ersten Euro (bei Tagesgeld) mit Laufzeiten von bis zu zehn Jahren. „Unter dem Slogan ‚Bye bye Nullzins’ haben wir bereits im letzten Jahr Guthabenzinsen angeboten“, so Landwehr. Im Übrigen sei das Tagesgeld-Konto oder auch ein Sparkassenbrief gratis. Es fallen keine Gebühren an.

Bei der Sparkasse Tauberfranken geht man davon aus, dass die EZB einen weiteren Zinsschritt umsetzen wird. Die Auswirkungen auf die Guthabenzinsen hingen von Laufzeiten, Wettbewerbsumfeld und weiteren Faktoren ab, erklärt Thomas Landwehr.

Sparkasse Neckartal-Odenwald

Auch bei der Sparkasse Neckartal-Odenwald (Mosbach) wird das kostenlos geführte Tagesgeldkonto aktuell mit 0,3 Prozent verzinst. Eine Steigerung im Vergleich zur Niedrigzinsphase seit 2016, als das Tagesgeld nur 0,01 Prozent Zinsen abwarf.

„Für den ein- und zweijährigen Sparkassenbrief bieten wir unseren Kunden derzeit einen Zinssatz von 1,6 beziehungsweise zwei Prozent an“, so Pressesprecherin Anja Herkert. Auch die Sparkasse Neckartal-Odenwald weist darauf hin, dass man in der Vergangenheit auf die Weitergabe der Negativzinsen der EZB an private Bestandskunden verzichtet habe.

Volksbank Main-Tauber

Bei der Volksbank Main Tauber (Tauberbischofsheim) gibt es derzeit keine Zinsvergütung für Tagesgeld, wie auf der Homepage des Kreditinstituts zu erfahren ist. Allerdings werde man ab 15. Februar wieder Zinsen gutschreiben, so Sprecher Tilmann Fabig. Man böte den Kunden allerdings schon jetzt „in verschiedensten kurzen und mittelfristigen Laufzeiten attraktive Zinssätze“.

Tilmann Fabig verweist darauf, dass die Volksbank bundesweit eine der ersten Banken gewesen sei, „die das Verwahrentgelt aufgehoben hat und bereits wieder Zinsen an ihre Kunden zahlt“. Für Tagesgelder seien bei Privatkunden  auch während der Nullzinszinsphase keine Negativzinsen erhoben worden. Lediglich für Guthaben von zunächst mehr als 500 000 Euro und später dann 100 000 seien negative Zinsen angefallen.

Die EZB setzte der Niedrigzinsphase ein Ende. © siehe Bildtext

Volksbank Franken

Auch bei der Volksbank Franken liegt die Verzinsung des Tagesgelds derzeit bei null Prozent. „Die aktuelle Zinsentwicklung nehmen wir zum Anlass, unsere kurzfristigen Geldmarktanlagen mit 0,25 Prozent bis 0,75 Prozent zu verzinsen“, kündigt das Kreditinstitut an, ohne auf Details einzugehen. In den letzten Jahren habe man angesichts der negativen EZB-Leitzinsen „Kosten für unsere klassischen Privatkunden übernommen und kein Verwahrentgelt berechnet“, heißt es.

Seit Mitte vergangenen Jahres biete man Kunden verzinsliche Anlageprodukte mit unterschiedlichen Laufzeiten an. „Die Konditionen werden regelmäßig an die aktuelle Marktentwicklung angepasst. In der Spitze zahlen wir aktuell Zinsen bis zu 3,75 Prozent, so die Volksbank Franken.

BBBank

Bei der BBBank (Karlsruhe), die in Tauberbischofsheim eine Filiale unterhält, gibt es derzeit ebenso keine Zinsen für das Tagesgeldkonto. Allerdings werde der Zinssatz künftig „absehbar im positiven Bereich“ liegen, so Pressesprecherin Caroline Beers.

Man beobachte die EZB-Zinsentscheidungen „eng und fortlaufend“. „Daher waren wir im vergangenen Jahr auch eines der ersten deutschen Institute mit einem attraktiven Festzinsangebot für Bestands- und Neukunden. Das Angebot passe man regelmäßig auf Basis der Entwicklungen an. Es liege derzeit bei über zwei Prozent.

Verluste ausgeprägter als vorher

Die befragten Banken räumen ein, dass angesichts der hohen Inflationsrate Sparer mit kurzfristigen Geldanlagen keinen realen Zinsgewinn erwirtschaften. Trotz gestiegener Zinsen sei der „Vermögensverlust real durch hohe Inflation viel ausgeprägter als vorher“, so die Volksbank Franken.

„Mit der Streuung in verschiedene Investments mit einem stärkeren Fokus auf Unternehmensbeteiligungen und Sachwerte lassen sich langfristig höhere Renditen bei überschaubaren Risiken erreichen“, erläutert Vorstandsmitglied Karin Fleischer.

Lockangebote

Beim Vergleich der Zinsen für Tagesgeld sollte man die Angebote genau prüfen. Im Internet werden Neukunden oft mit attraktiven Zinssätzen geködert. Nach einigen Monaten sinkt der Zinssatz dann wieder auf Marktniveau. Bestandskunden kommen erst gar nicht in den Genuss der attraktiven Angebote.

Andere Strategie

Die Kreditinstitute der Region verfolgen zudem eine andere Geschäftsstrategie als viele Direktbanken.

„Eine Regionalbank die zum Beispiel auch Existenzgründer und mittelständische Unternehmen berät und finanziert, hat eine andere Kosten- und Risikostruktur als eine Direktbank, die sich auf das Onlinegeschäft mit Privatkunden spezialisiert und persönliche Beratung nicht anbietet“, sagt Thomas Landwehr von der Sparkasse Tauberfranken.

Korrektur: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass die Volksbank Main-Tauber generell keine Negativzinsen bei Privatkunden erhoben hätte. Negative Zinsen wurden allerdings zunächst für Guthaben über 500 000 Euro erhoben und später über 100 000 Euro erhoben. Wir haben die entsprechende Textpassage angepasst.

Redaktion Reporter Wertheim

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