Gaststätten

Pizza, Pommes und die Politik: Präsidiumsmitglied Peter Bohnet über die Systemgastronomie

Peter Bohnet ist Präsidiumsmitglied im Bundesverband der Systemgastronomie. Doch was macht man da eigentlich?  Ein Gespräch über Pizza, Pommes und die Politik.

Von 
Sabine Holroyd
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Peter Bohnet ist seit 2016 Präsidiumsmitglied im Bundesverband der Systemgastronomie. © BDS

Main-Tauber-Kreis. In wenigen Wochen wird Peter Bohnet 60. Er ist Franchisenehmer der Mc-Donald’s-Restaurants in Wertheim, Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim, Ochsenfurt, Karlstadt und Lohr. Sieben Jahre lang hatte er ein Amt im Franchise Leadership Council bei McDonald’s inne. Lange genug, fand er: „Wir sind 200 Lizenznehmer in Deutschland, da dürfen jetzt auch mal andere ’ran“. Er wollte sich mehr um seine Familie und die eigenen Restaurants kümmern, mehr Sport treiben.

Doch die Ruhe währte nicht lange, berichtet er im FN-Gespräch bei einem Kaffee. „Nach zwei Monaten fragte mich McDonald’s, ob ich nicht einen Sitz im Präsidium des Bundesverbands der Systemgastronomie haben möchte, das bedeute weniger Aufwand und würde mich nur fünf Tage im Jahr beanspruchen.“

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Peter Bohnet lacht und sagt: „Das kann man so machen. Ich nicht.“ Seit 2016 ist er nun also Präsidiumsmitglied im BdS. McDonald’s Deutschland sei mit seinen geschätzten vier Milliarden Euro Umsatz „der absolute Marktführer“ in der Gruppe der Marken, die dort vereint sind.

Peter Bohnet, der eigenen Angaben zufolge stets auf Ausgleich bedacht ist, schwärmt von den engen Beziehungen, die er dort trotz der Konkurrenz mit verschiedenen Kollegen pflege – mit einigen sei er mittlerweile eng befreundet, dazu gehöre auch die Kollegen von Burger King. Eine Steilvorlage.

Wie geht man im Präsidium denn damit um, wenn ein Mitglied wie Burger King durch investigative Recherchesendungen in Verruf gerate? „Darüber haben wir uns sehr intensiv ausgetauscht und auch kontrovers diskutiert. Bei uns herrscht mitnichten immer Friede, Freude, Eierkuchen“, versichert er. Solche Fälle, so seine Erfahrung, würden auch auf andere Burgerläden wie McDonald’s abfärben – da wird dann alles über einen Kamm geschert.“

Probleme gibt es auch sonst genug, die mit „der Politik“ lassen sich aber nicht so schnell aus dem Weg räumen wie ärgerliche Einzelfälle bei einem Mitglied. „Ich kann schon fast gar nicht mehr alle aufzählen“, sagt er, und nennt als Beispiele die Verpackungssteuer, die Plastikrichtlinien oder das vom Özdemir-Ministerium geplante Kinder-Werbeverbot für Süßes, Fettiges und Salziges.

Besser keine Bäder schließen

„Wir sollen also keine Fernsehwerbung für Kinder unter 14 Jahren machen, die sich um Lebensmittel mit einem gewissen Zuckergehalt handelt. Deshalb darf man nun aber auch nicht mehr für Milch werben. Das ist wie beim Heizungsgesetz, das sich irgendjemand in einem Ministerium ausgedacht hat. Es gibt Studien, die sich damit beschäftigen, ob Kinder ohne Werbung weniger oder gesünder essen. Über solche Themen diskutieren wir heftig. Werden Kinder wegen uns fettleibig oder doch eher, weil sie vielleicht zuviel am Handy und am PC sitzen und keinen Sport treiben? Das ist doch ein Problem, das die ganze Gesellschaft betrifft.“

Bohnet kommt so richtig in Fahrt: „Ich sage keinem, er soll dreimal am Tag bei McDonald’s oder Burger King oder Pizza Hut essen. Was will die Politik denn mit ihren vielen Verboten erreichen? Wäre es nicht besser, Kinder zu mehr Sport zu bewegen, als das Schulturnen ausfallen zu lassen und Hallenbäder zu schließen?“ Der BdS habe gemeinsam mit der Werbe- und Ernährungswirtschaft an Landwirtschaftminister Özdemir geschrieben, der sich bisher jedoch „einem konstruktiven Dialog verweigert“ habe.

Die Systemgastronomie bezeichnet Peter Bohnet als „wichtigen Pfeiler der Gastronomie in Deutschland“. Er berichtet: „Unsere Wege gehen wir immer gemeinsam, wir haben bisher stets einstimmige Lösungen erzielt.“ Durch diese Gemeinsamkeit habe man sogar die Corona-Krise relativ gut bewältigt, auch wenn alle Restaurants ohne To-Go-Schalter geschlossen werden mussten.

„Der BdS war mit Abstand der erste, der mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Kurzarbeitergeld in der Gastronomie eingeführt hat. Wir haben nahezu alle unsere Mitarbeiter behalten, weil wir niemanden entlassen haben. Unser Lohnsegment gehört nicht zu den höchsten, wir wollten unsere Leute nicht mit 60 Prozent vom letzten Nettogehalt heimschicken“, erklärt Bohnet.

Alle Betriebe tarifgebunden

Der gebürtige Niederstettener, der seit 17 Jahren auch einen Sitz im Prüfungsausschuss der IHK Heilbronn-Franken innehat, legt Wert auf die Tatsache, dass sämtliche Betriebe im BdS tarifgebunden seien: „Alle Mitgliedsunternehmen bezahlen nach dem Mantel - und Entgelttarifvertrag. Es gibt auch klare Regelungen für Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie zusätzliche Urlaubstage.“

Der Personalmangel ist momentan eines der zentralen Themen des BdS. Der 59-Jährige berichtet: „Wir brauchen für die Gastronomie Personal aus dem Ausland. Doch die arbeitswilligen Leute müssen manchmal bis zu eineinhalb Jahre warten, bis sie einen Termin bei ihrer Botschaft bekommen.“

Mit der Westbalkan-Regelung habe die Ampelkoalition gewisse Erleichterungen geschaffen.

Peter Bohnet meint: „Wenn jemand drei Jahre in Deutschland lebt, einen guten Job macht und kein Arbeitslosengeld bezogen hat, dann muss er bleiben dürfen – egal, aus welchem Land er stammt“. Um überhaupt Personal zu bekommen, müssten alle BdS-Marken flexibler sein als früher und sich mehr auf die Lebensumstände der Mitarbeiter einstellen. Immer mehr Menschen wollten auch einfach nicht mehr so viel arbeiten.

Ein weiteres Thema beschäftigt den BdS gerade ebenfalls sehr: „Die Entfristung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes von sieben Prozent auf Speisen über den 31. Dezember 2023 hinaus ist dringend notwendig. Dafür werden wir uns vehement einsetzen. Denn damit wird den Unternehmen der Branche Planungssicherheit ermöglicht, und wir können den Gästen der Systemgastronomie weiter ein bezahlbares Angebot an Speisen anbieten. Viele EU-Mitgliedstaaten gewähren bereits einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz für ihre Gaststätten. Das führt zu einem weiteren Wettbewerbsnachteil für den Standort Deutschland.“

Der BdS begrüßt deshalb die Äußerung von SPD-Chefin Saskia Esken zur Beibehaltung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes in der Gastronomie.

BdS-Hauptgeschäftsführer Markus Suchert sagte laut einer Pressemitteilung: „Ich freue mich, dass neben der CDU nun auch zunehmend führende SPD-Politiker unsere Forderung unterstützen.“

Die Kostensteigerungen bei Energie, Lebensmitteln und Personal beschäftigen den BdS natürlich auch. Peter Bohnet hat festgestellt, dass die Leute höhere Preise akzeptieren, „wenn Qualität und Service stimmen“: „Wir alle sensibilisieren unser Personal, jeden Tag, jede Stunde und jede Minute einen guten Job zu machen, unsere Kunden freundlich zu bedienen und die Restaurants sauber zu halten.“

Der „letzte Strohhalm“

Der Gast – er ist ein großes Thema für Peter Bohnet.

Er erläutert: „Der Kunde ist es beispielsweise gewöhnt, bei McDonald’s oder Burger King aus einem Strohhalm zu trinken. Das war seit 50 Jahren so. Doch es darf keine Strohhalme mehr geben, wir bekommen auch keine mehr geliefert. Viele Leute haben sich umgestellt und trinken aus dem Becher.“

Es gebe aber immer noch Gäste, die auf einen Strohhalm bestehen. „Für einen Glasstrohhalm müssten wir aber einen Euro extra verlangen, das macht der Verbraucher nicht mehr mit.“ Das Gleiche gelte für Holzbesteck für Eis und Salate. Man gibt entweder Metallbesteck heraus, das man ebenfalls berechnen müsste, oder, sagt er sarkastisch, „man verbietet Essen zum Mitnehmen generell. Jede einzelne unserer Marken schaut, wie sie Müll vermeiden kann, doch in Dönerläden oder beim To-Go-Asiaten gibt es noch Plastikstrohhalme und Styropor-Verpackungen, beim Metzger noch Alufolie.“

Flickenteppich befürchtet

Seine Branche schaut auch kritisch auf die Reform des Verpackungsgesetzes: Ab 2024 soll die Mehrwegangebotspflicht für Speisen und Getränke to go auf alle Materialien ausgeweitet werden.

Ein Jahr später soll das generelle Verbot von Einwegverpackungen beim Vor-Ort-Verzehr gelten. Der Bds sagt: „Die fragwürdige Ökobilanz von Mehrwegbechern wie etwa der Energie- und Wasserverbrauch beim Spülen sowie die hohe Anzahl an erforderlichen Umläufen sind bei diesen Regelungen nicht berücksichtigt.“

Zudem sollte man doch eher die Verpackungsrichtlinien auf EU-Ebene abwarten: „Wenn Deutschland mal wieder vorprescht, gibt es hinterher einen ganzen Flickenteppich an unterschiedlichen Regelungen“, so Peter Bohnet, dessen Kaffee inzwischen kalt geworden ist – so sehr „brennt“ er nach wie vor für die Systemgastronomie, der auch über 50 Firmen als Fördermitglieder und Partner aus ganz unterschiedlichen Branchen angeschlossen sind.

Auch auf dieser Ebene laufe die Zusammenarbeit sehr gut, berichtet er.

Trotz aller Liebe für seinen Beruf sagt Peter Bohnet: „Ich hoffe, dass die ,normale’ Gastronomie bald wieder über genügend Personal verfügt, so dass man auch am Wochenende in ein Lokal gehen kann. Viele haben immer noch geschlossen oder nur an manchen Tagen geöffnet. Das ist kein Nutzen für uns. Ich möchte in Wertheim, Tauberbischofsheim oder Bad Mergentheim Gaststätten besuchen können und hoffe, dass es sie auch in zehn Jahren noch gibt.“

Peter Bohnet will hier nämlich „keine amerikanischen Verhältnisse haben.“

Der Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) ist Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband mit Sitz in München. Er wurde 1988 von McDonald´s Deutschland und Burger King gegründet.

2007 erfolgte eine komplette Neuorganisation und Umstrukturierung des Verbandes – in inhaltlicher und personeller Hinsicht. So wurden das ehrenamtliche Gremium des Präsidiums und die Hauptgeschäftsführung neu gewählt beziehungsweise bestellt.

Präsident des BdS ist seit Juli 2023 Matthias Kutzer, Personalvorstand McDonald’s Deutschland. Alexander van Bömmel, Franchisenehmer von Burger King, ist seit April 2014 BdS-Vizepräsident.

Der BdS versteht sich als Wertegemeinschaft. Die Werte – insbesondere die zwingende Tarifbindung – sind in der Charta der Systemgastronomie verankert.

Zu den ältesten Systemen in Deutschland zählt der Hähnchen-Spezialist „Wienerwald“, der 1955 mit einem Restaurant in München startete. 1965 eröffnete das erste Nordsee-„Quick“-Restaurant. Auch andere Unternehmen wie „Kentucky Fried Chicken“ oder „Kochlöffel“ sorgten Ende der 60er Jahre dafür, dass die Deutschen das neue Gastronomiekonzept kennenlernten.

Die erste McDonald’s-Filiale Deutschlands öffnete im Dezember 1971 ihre Türen in München.

Zu den Mitgliedern zählen unter anderem auch „L’Osteria“, „Starbucks“, „Maxi Autohöfe“ und „Burgerlich“.

Der Umsatz der Systemgastronomie in Deutschland belief sich 2022 auf 28 Milliarden Euro.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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