"Taten statt Worte" erhoffen sich die Landwirte vonseiten der Politik, um den Niedergang der Branche zu verlangsamen

Pessimistische Aussichten im Main-Tauber-Kreis: Landwirte ziehen eine mäßige Erntebilanz

Von 
Klaus T. Mende
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Auf vielen Feldern ist der Mais auch in der Region vertrocknet. Für die Landwirte bedeutet dies weitere nicht unerhebliche finanzielle Einbußen. © Klaus T. Mende

Main-Tauber-Kreis. „Landwirt werden ist nicht ganz so schwer, Landwirt bleiben dagegen sehr“ – dieser Slogan trifft die aktuelle Situation der Bauern recht treffend. Die augenblicklichen Rahmenbedingungen träfen die Bauern frontal, wegen hoher Kosten und geringer Erträge sei deren Tun kein Zuckerschlecken, ließen Vorsitzender Reinhard Friedrich und Geschäftsführer Stefan Fröber beim Erntegespräch des Kreisbauernverbandes Main-Tauber, diesmal auf dem Betrieb Blank in Heckfeld, durchblicken. Die Ausführungen von Stefan Fröber könnten mit der Überschrift „Mäßig und durchwachsen“ versehen werden.

Anbaujahr 2021/22

Herbst 2021: Die Saatbedingungen für Winterkulturen gestalteten sich weitgehend sehr gut, stellenweise sei bei der Fruchtfolge Weizen nach Körnermais/Zuckerrüben jedoch nicht optimal gewesen, so der Geschäftsführer. Die Bestände hätten bis zum Ende der Vegetationsperiode eine gute Entwicklung genommen, gefördert durch ordentliche Winterniederschläge bis in den Februar. Steigende Getreide- und Rapspreise hätten stark steigende Düngerpreise (über 300 Prozent) und deren schlechte Verfügbarkeit gegenübergestanden.

Stefan Fröber, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Main-Tauber, präsentierte eine eher mäßige und durchwachsene Erntebilanz. © Klaus T. Mende

Sommer: Von der anhaltenden Trockenheit von Mai bis August seien Raps und Wintergerste wenig bis gar nicht betroffen gewesen, Winterweizen und Sommergerste hätten hingegen teils deutliche Trockenheitsverluste an den Tag gelegt, führte Stefan Fröber weiter aus. Rein äußerlich seien die Erntebedingungen eigentlich gut gewesen. Und auf guten Böden sei eine gute bis leicht überdurchschnittliche Ernte eingefahren worden. „Doch auf schlechten Böden waren die Ergebnisse desaströs – nur 30 bis 40 Prozent des langjährigen Durchschnitts.“ Mais und Zuckerrüben seien im Wachstum stark eingeschränkt gewesen, „beim Mais gibt es ein starkes Gefälle von guten zu schlechten Böden“. Die Silomaisernte sei vielerorts bereits abgeschlossen, zahlreiche Körnermaisflächen seien einsiliert worden.

Ausblick Anbaujahr 2022/23

Wie Geschäftsführer Stefan Fröber mitteilte, schränke aktuell die Trockenheit Raps- und Zwischenfruchtaussaaten ein. Zudem sei die Zuckerrübenernte start gefährdet, die „Erträge dürften stark unterschiedlich ausfallen“. Des Weiteren beklagten die Landwirte weiter steigende Düngerpreise, wobei es große Unterschiede innerhalb der EU gebe (Deutschland 900 Euro/Tonne, Rumänien 450 Euro/Tonne). Der Bauernverbandsfunktionär prognostizierte weiter nach oben gehende Produktionsmittelkosten (vor allem Diesel). Und er monierte eine Unsicherheit in der Anbauplanung wegen fehlender rechtlicher Grundlagen bei GAP und Düngeverordnung.

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Reinhard Friedrich, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Main-Tauber, macht eine „zunehmende Zermürbung“ seiner Kollegen aus, die sich zum Beispiel immer größerer Auflagen beim Pflanzenschutz ausgesetzt sähen. Ihr Eindruck sei, dass sie von der Politik immer mehr bevormundet fühlten, etwa beim Thema Freiflächen-Fotovoltaik. Es könne nicht sein, dass hierfür immer mehr gute Böden abgegeben werden müssten, die eher für die Produktion von Lebensmitteln prädestiniert seien. Zudem gebe es genügend Areal von schlechterer Qualität, das hierfür geeignet sei. Zudem sollte nach Friedrichs Meinung auch darüber nachgedacht werden, Fotovoltaik in Schutzgebieten zuzulassen.

Genug der Worte

Die Landwirte hätten langsam genug der Worte, sie wollten von den politisch Handeln endlich Taten sehen, ließ der Vorsitzende weiter durchblicken. Nur so könne der Niedergang einer gesamten Branche – das beste Beispiel hierfür seien die Schweineerzeuger im Kreis, von denen in den letzten 25 Jahren etwa 90 Prozent aufgegeben hätten – zunächst einmal verlangsamt werden. Friedrich forderte, „die Förderinstrumente für die Landwirtschaft zu verbessern, um Klima resistenter arbeiten zu können“. Die immer schwieriger werdenden Bedingungen erforderten eine entsprechende Begleitung durch die Politik – und zwar rasch. Hierzu gehöre auch, die regionale Vermarktung zu stärken und höhere Preise für die Produktion hochwertiger Lebensmittel zu erzielen, um die nach oben schießenden Kosten halbwegs auszugleichen. Fröber und Reinhard wünschten sich unisono, dass die Verantwortlichen in Bund und Land, künftig nicht über die Landwirte diskutierten, sondern mit ihnen sprächen. Denn nur so könne eine Trendwende erzielt werden.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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