Dittigheim. Sie haben nichts verlernt: Vor 35 Jahren absolvierten sie beim damaligen Bezirkskantor Thomas Drescher eine Ausbildung zum Organisten oder Chorleiter. Zum Jubiläum trafen die „Thomaner“ sich zu einem Studientag an alter Wirkungsstätte. Abschluss war ein Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Vitus mit anschließender Soiree.
Im Taubertal gewirkt
Von 1983 bis 1991 wirkte Thomas Drescher als Bezirkskantor in Tauberbischofsheim, um danach an das Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz zu wechseln. Die Zeit in der Kreisstadt hat ihn seinen Angaben zufolge geprägt. Er habe die Möglichkeit erhalten, an der wundervollen Winterhalter-Orgel zu spielen, und Freundschaften geknüpft, die noch immer bestehen.
Zum Beispiel zu den ehemaligen Schülern seiner C-Kurse. Die Teilnehmer haben bei ihm über zwei bis drei Jahre eine nebenberufliche Ausbildung absolviert. Er hat sie in Fächern wie Orgelspiel, Chorleitung, Tonsatz und Gehörbildung unterrichtet. Mit offensichtlich nachhaltigem Erfolg. Viele seiner ehemaligen Schüler sind der Kirchenmusik treu geblieben, haben zum Teil sogar einen entsprechenden Beruf eingeschlagen. Nicht ohne Stolz sprach Drescher angesichts der Darbietungen bei der Soiree in Dittigheim von den „schönen Früchten meiner Arbeit“.
Drescher dankte vor allem Ulrike Lauer, die nach 2017 bereits das zweite Treffen der „Thomaner“ organisierte hatte. Die Organistin von St. Vitus hatte in Dittigheim quasi ein Heimspiel. Bei den „Thomanern“ wirkten außerdem mit: Christian Abelein, Horst Berger, Stefanie Buck-Neuhäuser, Christiane Drescher, Thomas Drescher, Achim Klein, Edith Lang-Kraft, Thomas Martin, Clemens Morgenthaler, Iris Pantle, Ulrike Pfeifer-Scheuermann und Alexandra Wagner. Julia Kohler, im Amt der Bezirkskantorin Nachfolgerin von Thomas Drescher, und ihr Mann Lukas Kohler hatten einen Gastauftritt.
Messe gestaltet
Schon während des Gottesdienstes mit Dekan Thomas Holler waren die „Thomaner“ zu hören. Nach der Eröffnung mit Dietrich Buxtehudes „Präludium und Fuge D-Dur“, vorgetragen von Christian Abelein an der Orgel, gestalteten die „Thomaner“ die Messe mit verschiedenen geistlichen Gesängen. Etwa dem Kyrie und Agnus Dei, zwei Werke, die Achim Klein, selbst „Thomaner“, im Stile des Neuen Geistlichen Liedes komponiert hat.
Die „Thomaner“ sind musikalisch sehr vielseitig aufgestellt. Bei Heinrich Schütz’ Choral „Eins bitte ich vom Herren“, einer Vertonung des 27. Psalms, glänzten Alexandra Wagner und Thomas Drescher als Gesangsolisten (Orgel: Christian Abelein). Josef Rheinbergers „Cantilène F-Dur“ aus der „Orgelsonate D-Dur“ bot Achim Klein die Möglichkeit für ein virtuoses Posaunensolo (Orgel: Christian Abelein).
Gelungener Übergang
Das „Allegro maestoso“ aus dem dritten Satz der „Orgelsonate D-Dur op. 65,5“ von Felix Mendelssohn Bartholdy bildete den Übergang zur Soiree. Das im Schlusssatz der romantischen Komposition enthaltene Wechselspiel unterschiedlicher Themen präsentierte die aktuelle Bezirkskantorin mit fesselnder Intensität.
Der Jahreszeit entsprechend stimmten die Thomaner „Das Jahr steht auf der Höhe“ an. Zu der älteren Melodie des Kirchenliedes von Johann Steuerlein hat Detlev Block 1978 den Text geschrieben. Er handelt von der Vergänglichkeit der Natur, die mit der des menschlichen Lebens verglichen wird. Ein Loblied auf die warme Jahreszeit war Waldemar Ahléns „Sommarpsalm“, ein populäres Chorstück aus Schweden.
Thomas Drescher ist selber ein versierter Organist. Sein Können demonstrierte er mit „Herzlich tut mich erfreuen“, einem von Johannes Brahms’ elf Choralvorspielen. Bei Josef Rheinbergers „Nachtgebet“ glänzte Bassbariton Clemens Morgenthaler als Gesangssolist.
Ruhe und Kraft verströmte Max Regers wieder gemeinsam gesungenes „Nachtlied“. Mit diesem Lied erinnerten die Sängerinnen und Sänger daran, dass alles Streben zur größeren Ehre Gottes hin ausgerichtet sein soll. Mit John Rutters Segenslied „The Lord bless you and keep you“ fand die Soiree ihren gebührenden Abschluss. „Die ,Thomaner’ sind ein schönes Beispiel für Einheit in der Vielfalt“, erklärte Thomas Holler. Die einzelnen Instrumente und Stimmen ergeben nach Ansicht des Dekans zusammen ein wohlklingendes Ensemble. Ein Beispiel, das Schule machen sollte. Auch in der Kirche. Richtig lebendig wird sie Hollers Auffassung nach erst, wenn alle Akteure ihre Gaben in den Dienst der Gemeinschaft stellen. Für den Dekan stand fest: „Alle werden gebraucht, jeder kann seinen Beitrag leisten.“
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