Tauberbischofsheim. Eine Kreisstadt ohne Hallenbad. Unmöglich? In Tauberbischofsheim die harte Realität. Was die Zukunft bringt? Ungewiss. Mit Spannung wird auf die Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag geblickt.
Tauberbischofsheim. Die Mitglieder der DLRG-Ortsverbände Tauberbischofsheim, Werbach, Impfingen und Dittigheim sitzen ebenso auf dem Trockenen wie Fitness-, Rheumaliga oder Herzsportgruppen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Corona-Pandemie spielt hier sicher eine große Rolle, denn seit März ist die Kleinschwimmhalle im Krankenhaus ohnehin geschlossen. Ein weiterer triftiger Grund ist der Umstand, dass die Betriebserlaubnis jetzt erloschen ist und somit das Ende der Einrichtung endgültig besiegelt sein dürfte – wenn nicht doch noch kurzfristig eine höhere sechsstellige Summe in eine Teilsanierung gesteckt wird. Aber hier scheint wohl der Wunsch Vater des Gedankens zu sein.
Alarmglocken schrillen
Bei Thomas Lang, dem Vorsitzenden der DLRG-Ortsgruppe Tauberbischofsheim, schrillen die Alarmglocken. Stellvertretend für alle in der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Aktiven in und um die Kreisstadt sieht er die Felle davonschwimmen – wenn den vielen Worten nicht zeitnah Taten folgen bezüglich eines Hallenbadneubaus. Die Blicke gehen auf die Zusammenkunft des Bürgerparlaments am Donnerstag in der Stadthalle.
„Zurzeit sind wir etwa 430 Mitglieder, haben aber aufgrund der nicht stattfindenden Ausbildung bereits zehn bis 15 Mitglieder verloren – und dies wird so weitergehen“, beleuchtet Lang im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten die aktuelle Situation.
Seit Schließung der in die Jahre gekommenen Kleinschwimmhalle im März – bedingt durch die Covid-19-Pandemie – könne kein Ausbildungsbetrieb mehr durchgeführt werden, betont der Vorsitzende. „Das bedeutet für uns, dass die Kinder, die auf dem Weg waren, ihr Frühschwimmerabzeichen ,Seepferdchen’ zu machen, diese Prüfung nicht mehr ablegen konnten.“ Einzig in der kurzen Freibadsaison hätten zwölf Kids die Prüfung abgelegt, allerdings mit den Eltern im Becken, da „unsere Ausbilder nicht mit ins Wasser durften“. Darüber hinaus hätten auch die weiteren Abzeichen auf der Jugend- beziehungsweise Rettungsschwimmerebene nicht mehr zum Abschluss gebracht werden können – einige hätten kurz vor der letzten Prüfung gestanden.
Und auch die Fortbildungen für die Einsatzkräfte im landgebundenen Wasserrettungsdienst seien ausgefallen, teilt Thomas Lang weiter mit. „Trotzdem muss die Einsatzbereitschaft aufrechterhalten bleiben. Dazu sind wir dem Bundesland Baden-Württemberg gegenüber verpflichtet – das 24 Stunden, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr. Und das alles ehrenamtlich.“ Er könne aber nicht prognostizieren, wie lange dies noch gewährleistet werden könne, „denn die Übungs- und Fortbildungsstunden fehlen allen Mitgliedern des Einsatztrupps“.
Im Übrigen werde es immer schwieriger, die jugendlichen Ausbilder bei der Stange zu halten, denn „uns allen fehlt das kameradschaftliche Zusammensein“.
Um die nun erloschene Betriebserlaubnis für die Kleinschwimmhalle wieder herzustellen, schätzt Thomas Lang, dass ein Investitionsvolumen von 300 000 bis 500 000 Euro erforderlich sei. Mit Aussicht auf Erfolg?
„Die BBT-Gruppe ist hier nur Dienstleister. Betrieb und Unterhalt eines Hallenbads sind nicht Aufgabe eines Trägers von Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen. Als Dienstleister haben wir ein Gutachten zu den notwendigen Sanierungs- und Investitionsmaßnahmen an die Stadt übergeben“, verdeutlicht Ute Emig-Lange, Pressesprecherin des Krankenhausträgers.
Ob sich der Gemeinderat nochmals dazu entschließt, Geld zuzuschießen, scheint eher ausgeschlossen.
Kein Ausweichen möglich
Ein Ausweichen in ein Hallenbad der Umgebung sei ebenso nicht möglich, sagt Thomas Lang. Die Einrichtung in Külsheim sei genauso ausgebucht wie die in Lauda.
Im Solymar Bad Mergentheim gebe es keine passenden Zeitfenster für die Nichtschwimmerausbildung, darüber hinaus sei die Nutzungsgebühr zu hoch. Und die Zukunft des Familienbads in Höpfingen stehe in den Sternen.
Speziell um den Fortbestand der Ortsgruppe Tauberbischofsheim in der bisherigen Form müsse man sich besonders Gedanken machen. „Die laufenden Kosten gibt es weiterhin. Dem gegenüber gibt es keine Einnahmen, etwa durch das Altstadtfest“, meint der Vorsitzende, der zudem durch sinkende Mitgliederzahlen fehlende Beiträge beklagt.
MdB Nina Warken weiß als Mitglied des Gemeinderats um die Wichtigkeit dieses Themas. „Es gibt hierzu keinen Beschluss. Wir befinden uns noch im Meinungsfindungsprozess“, sagt die Abgeordnete. Eine Entscheidung etwa für einen Neubau müsse gut überlegt und hinsichtlich der Investitions- und Folgekosten genau durchgerechnet sein. „Dabei legen wir auch großen Wert darauf, die Bevölkerung frühzeitig miteinzubinden.“
Schwimmen zu lernen oder ausüben zu können, sei in vielfältiger Hinsicht von enormer Wichtigkeit. „Wir haben hierbei unter anderem die Situation der Kinder, Jugendlichen, Familien und Senioren, der DLRG-Rettungsschwimmer und von denjenigen, die therapeutisches Schwimmen benötigen, natürlich im Blick“, bezieht Warken weiter Stellung.
Im August habe sie auf das Bundesförderprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ hingewiesen. Der Bewerbungsschluss 30. Oktober sei für die Stadt allerdings zu früh gekommen. „Selbstverständlich unterstütze ich nach besten Kräften einen Antrag, wenn er gestellt ist.“ Übrigens stellten Bund und Land mit dem Investitionspakt Sportstätten im Rahmen der Städtebauförderung ebenfalls Fördergelder zur Verfügung.
Katja Lumpp, Pressesprecherin des Stuttgarter Verkehrsministerium, verweist ebenfalls auf die verschiedenen Fördermöglichkeiten, wozu auch das Tourismusinfrastrukturprogramm des Landes in Frage kommen könnte.
Keine weitere Beteiligung
Der Kreistag Main-Tauber hatte bereits zuvor klar und eindeutig beschlossen, „ab 2020 keinen Zuschuss zum Betrieb des Bades mehr zu leisten und sich auch nicht an weiteren Investitionen in die Einrichtung zu beteiligen“, blickt Markus Moll, Pressesprecher des Landratsamtes zurück. Diese Entscheidung sei auch vor dem Hintergrund der hohen Investitionssummen zu sehen, die der Landkreis in den kommenden Jahren zu tragen habe.
Die Vertreter der Gemeinderatsfraktionen wollten sich im Vorfeld der Sitzung verständlicherweise noch nicht zu ihren Positionen äußern. Mit großer Spannung dürften die Nutzer eines Hallenbades auf die donnerstägliche Zusammenkunft blicken – in der Hoffnung, eine Perspektive aufgezeigt zu bekommen.
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