Main-Tauber-Kreis. Im Assamstadter Gemeinderat skizzierte ein Vertreter von Breitbandversorgung Deutschland (BBV) erstmals die Pläne und erläuterte zudem die Vorgehensweise – in den kommenden gut acht Wochen folgen die weiteren 17 Bürgerparlamente von Freudenberg bis Creglingen. Eine Zustimmung der Räte scheint eine Formsache zu sein, nachdem die Rathauschefs bei einer Dienstversammlung bereits eine grundsätzliche Einigung über das Vorhaben erzielt haben.
Landkreis mit im Boot
Die Landkreisverwaltung sitzt ebenso mit im Boot. Noch in der ersten Jahreshälfte solle, so Amtsleiter Rico Neubert vom Bereich Wirtschaftsförderung, Energie und Tourismus beim Landratsamt Main-Tauber, ein Kooperationsvertrag mit allen 18 Städten und Gemeinden unterzeichnet sein. Profitieren sollen die Bürger in etwas drei bis vier Jahren. Im Neckar-Odenwald-Kreis sei dieser neue Weg ins Glasfaserzeitalter bereits erfolgreich beschritten worden, wie Arno Maruszczyk, Leiter kommunale Betreuung Öffentlichkeitsarbeit von BBV, zum Auftakt der Tour durch die Gemeinderäte am Montag in Assamstadt betonte. Schultes Joachim Döffinger bezeichnete die Pläne als „wichtige Entscheidung für die Zukunft“ in allen Kommunen des Kreises – und dürfte mit dieser Aussage auf die Zustimmung seiner Amtskollegen stoßen.
Landrat Reinhard Frank begrüßt die BBV-Pläne ebenfalls. „Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig ein leistungsfähiges und stabiles Breitbandnetz ist“, beantwortet er eine Anfrage der Fränkischen Nachrichten. „Nachdem wir alle Schulen und Gewerbegebiete mit Glasfaser versorgt haben, wollen wir zusammen mit unseren Städten und Gemeinden sowie der BBV Deutschland einen direkten Glasfaseranschluss allen Bürgern ermöglichen – und werben für die Unterstützung des Projektes.“
Mit tatkräftiger Förderung eines britischen Finanzinvestors wolle BBV in den kommenden drei bis vier Jahren 500 bis 600 Millionen Euro in eine neue Hochgeschwindigkeits-Internetinfrastruktur verbauen, informierte Arno Maruszczyk. Dies erfolge übrigens komplett privatwirtschaftlich, also ohne jegliche Steuergelder. Bei dieser Maßnahme liege der Fokus „auf dem flächendeckenden Ausbau ganzer Landkreise“. Deshalb werde angestrebt, in dieser Zeit 200 000 bis 250 000 Haushalte und Gewerbebetriebe einen Anschluss an das Glasfasernetz zu ermöglichen. Dies sei nämlich die Zukunft – und die „kupferne“ Zeit inzwischen vergangen.
Nach einer Vorvermarktung in einem Landkreis genüge bereits eine Abschlussquote von 20 Prozent, „um mit den Planungen und dem Ausbau zu beginnen“.
Der BBV-Mitarbeiter zeigte sich überzeugt, dass dieses Quorum ebenso rasch erreicht werden könne wie im benachbarten Neckar-Odenwald-Kreis – auch vor dem Hintergrund, dass die Pläne zur Realisierung des Projektes zeitlich recht eng getaktet seien.
Sein Unternehmen beabsichtige, so Arno Maruszczyk weiter, die Cluster innerhalb von zwei bis drei Jahren mit einem reinen Glasfasernetz auszubauen, um im Anschluss einen uneingeschränkten freien Zugang zu gewähren. Für die Kunden entfalle die oft langjährige Bindung an einen Anbieter. Darüber hinaus sei der Zugang zum künftigen Glasfasernetz somit auch für sämtliche Anbieter jederzeit „offen und stets transparent“ – mit einer garantierten Mindestgeschwindigkeit von 300 Mbit/s.
In den Startlöchern
Sein Unternehmen stehe in jedem Fall bereits in den Startlöchern, meint Maruszczyk. Richtig in die Vollen könne es dann gehen, wenn sämtliche Gemeinderatsgremien im Kreis grünes Licht gegeben hätten und die Kooperationsvereinbarung zwischen Landkreisverwaltung und Kommunen von sämtlichen Bürgerparlamenten unterzeichnet sei.
Selbige sei in den letzten Zügen, bestätigte auch Rico Neubert vom Landratsamt, der dem Breitbandausbau mit großer Freude entgegensieht, wie er gegenüber unserer Zeitung hervorhob.
Eckdaten des geplanten Netzes im Main-Tauber-Kreis
- 18 Kommunen mit etwa 132 000 Einwohnern
- Rund 34 500 Gebäude mit rund 62 900 Wohnungen
- Ungefähr 248 Kilometer Backbone (verbindender Kernbereich eines Telekommunikationsnetzes mit hohen Datenübertragungsraten) bei Anbindung der Siedlungsflächen aller Kommunen
- Etwa 984 Kilometer Längstrassen sowie rund 117 Kilometer Hauszugänge
- Herausforderung: diverse Gewässerquerungen
- Bauzeit: drei bis vier Jahre. ktm
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