Flurneuordnung

Für mehr Klimaschutz im Großrinderfelder Forst

760 Hektar großes Areal soll umstrukturiert und die Bewirtschaftung des Waldes damit verbessert werden

Von 
Diana Seufert
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Der Spatenstich für das Mammutprojekt Waldflurneuordnung in Großrinderfeld erfolgte im Beisein von Bürgermeister Johannes Leibold (links), Werner Rüger vom Amt für Flurneuordnung (Vierter von links) und Ministerialdirektor Knut Tropf (Fünfter von links). Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz fördert die Maßnahme finanziell. © Diana Seufert

Großrinderfeld. Kleinstparzellen mit wenigen Quadratmetern Größe, Erbengemeinschaften und schwierig zu überschauende Eigentumsverhältnisse sowie Areale, die teils nicht einmal über einen vorhandenen Waldweg zu erreichen sind: Im Großrinder Wald ist eine Bewirtschaftung für Privatwaldbesitzer oft kaum möglich. Deshalb wurde die Waldflurneuordnung angestoßen, die nun mit einem Spatenstich offiziell startet.

Auf rund 760 Hektar Fläche werden die Grundstücke bewertet, neu geordnet und neue Wege geplant. Was hinter diesem umfangreichen Verfahren steckt, darüber informierte sich beim Startschuss mit vielen Vertretern der Behörden, der Gemeinden und der Forstwirtschaft auch Knut Tropf, Ministerialdirigent beim Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg. Er wolle das „tolle Projekt“ begleiten, bei dem als Ziel steht, die rund 1820 Grundstücke im Privatwald von derzeit 423 Eigentümern deutlich auf etwa ein Drittel zu reduzieren. Lobend hob der Vertreter von Minister Peter Hauk hervor, dass die Förster und die Vertreter des Flurneuordnungsamts einiges geplant hätten. „Es geht nicht nur um die bessere Bewirtschaftung des Walds, sondern um die Weiterentwicklung des Waldes in Richtung Klimaschutz und Resilienz.“ Das werde zwar noch ein paar Jahre dauern, doch jetzt sei man an dem Punkt, an dem man auch sehe, was passiert.

Zeitintensives Verfahren

Geduld müssen alle Beteiligten bei einem solchen Waldflurneuordnungsverfahren mitbringen. Das machte Werner Rüger, Leiter des Flurneuordnungsamts beim Landratsamt Main-Tauber bei seinem Rückblick deutlich. Bereits 2008 erfolgte die erste Infoveranstaltung, „die mit großem Interesse und großer Zustimmung der Beteiligten durchgeführt wurde“, so der Dezernent. Auf Drängen von Klaus Bethäuser als Vorsitzenden der Teilnehmergemeinschaft – also aller Waldbesitzer, die Grundstücke einbringen – wurde 2013 das Verfahren angeordnet mit dem Hinweis, dass es bis zur Bearbeitung noch etwas dauern könnte. „Kurz vor Weihnachten hat Bethäuser immer angerufen und nachgehakt, wann es endlich losgeht“, schmunzelte Rüger. 2018 startete man mit der Bearbeitung. Fünf Jahre später fand dann der offizielle Spatenstich für das Verfahren statt. Es ist, laut Rüger, das 14. Verfahren im Kreis, das durchgeführt wird, sechs weitere sind in Planung. Ein Lob galt dem Forstamt und den Revierförstern, die solchen Projekten gegenüber aufgeschlossen seien.

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jej
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Um eine gute Bewirtschaftung und Holzabfuhr zu gewährleisten, werden rund 15 Kilometer neue Wege angelegt. Nicht alle sollen auch für Laster befahrbar sein. „Geplant wurde, wo es möglich ist, die alten Trassen weiterhin zu nutzen“, informierte Jörg Hammerl, der Leitende Ingenieur. So werden auch viele Wege modernisiert. „Wir haben eine ganz schöne Wegstrecke vor uns“, betonte Hammerl mit Blick auf die Kilometer und das Verfahren, das einige Jahre in Anspruch nehmen wird.

Der Eingriff in die Natur erfordert auch Ausgleichsmaßnahmen, die Landschaftspflegerin Anna Maria Molitor erläuterte. Neben der Aufwertung alter und der Schaffung neuer Biotope auch durch Flachwasserbereiche soll als größte landschaftspflegerische Maßnahme vor allem ein Mittelwald entstehen. Dabei werden, so Molitor, die Areale abschnittsweise auf Stock gesetzt, Leitbäume bleiben vorhanden und können weiter gedeihen. Diese historische Maßnahme sorge für verschiedene Lebensräume und damit mehr Diversität im Wald.

Zukunftsweisend

Zukunftsweisend ist nicht nur für Thomas Meyer vom Verband der Teilnehmergemeinschaften die Waldflurbereinigung, sondern auch für Großrinderfelds Bürgermeister Johannes Leibold. Er weiß, wovon er spricht, betrifft ihn die Planung doch selbst als Privatwaldbesitzer. Die bringen rund 180 Hektar Waldfläche ins Verfahren ein, die Kommune weitere 260 Hektar. „Wir lassen jetzt Taten folgen“, freute sich Leibold über den Startschuss, nachdem bereits vor mehr als einem Jahr Minister Peter Hauk den Förderbescheid über 800 000 Euro überreicht hatte. Weitere 30 000 Euro kommen von der Gemeinde Großrinderfeld, um die Kosten für die Mitglieder der Teilnehmergemeinschaft zu senken.

Wie geht es weiter? Die Vorarbeiten für die Bewertung der bestehenden Waldgrundstücke erfolgt 2024, ein Jahr später sollen unabhängige Sachverständige mit der Waldbewertung begingen. Die ist Voraussetzung für die Neuordnung. Denn die Grundstücke werden nicht nach Größe, sondern nach deren Wert neu zugeteilt, hieß es. Wer eine Fläche mit einem wertvollen Baumbestand einbringt, erhält auch wieder eine solche Fläche, wer vorher einen Kahlschlag macht, bekommt ein weniger wertvolles Grundstück.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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