Kunstverein

Drei Lesungen über drei ganz unterschiedliche Frauentypen

Podcasts sind gerade so richtig in Mode. Aus Tausenden lässt sich wählen: Krimis, Lustiges oder Dokus.  Etwas auf die Ohren – aber live – bekommen Zuhörer jetzt im Juni bei drei Lesungen des Kunstvereins Tauberbischofsheim.

Von 
Heike von Brandenstein
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Zum Zuhören und zum Lesen will der Kunstverein Tauberbischofsheim mit gleich drei Lesungen animieren. Dagmar Wolf hat sie organisiert und auf unterschiedliche Literaturgeschmäcker zugeschnitten. © dpa

Tauberbischofsheim. Kabarett und Ausstellungen sind bislang die starken Markenzeichen des umtriebigen Tauberbischofsheimer Kunstvereins. Dagmar Wolf, Vorstandsmitglied, hat da allerdings etwas gefehlt, das für sie zur Kunst gehört, wie der Knopf zur Bluse: die Literatur. Vergangenes Jahr holte sie Susanne Ackstaller in die Kreisstadt, die ein großes Publikum wunderbar heiter mit ihrem Buch „Die beste Zeit für guten Stil“ begeisterte. Jetzt startet Wolf einen neuen Anlauf mit dem „LiteraturSommer“.

Rückenwind für ihr Projekt erhielt sie von „Neustart Kultur“, einem Programm des Deutschen Literaturfonds, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur gefördert wird.

ASCII © Picasa

Gleich im Januar hatte sich Dagmar Wolf beworben und den Zuschlag für drei Lesungen erhalten. „So konnte ich mein Experiment absichern“, freut sie sich. Honorar, Fahrkosten und Übernachtung sind durch diese Zuwendung gesichert. Und die Zuhörer haben auch etwas von diesen Bundesmitteln aus dem Topf von Staatsministerin Claudia Roth: Alle drei Lesungen, die übrigens nicht im Engelsaal, sondern in der heimeligen Peterskapelle stattfinden, sind kostenfrei. Eingebettet hat Wolf das Programm in den ohnehin geplanten Kultursommer in der Stadt. Den Anfang macht am Mittwoch, 14 Juni, um 19.30 Uhr Ruth Froben mit ihrem neuesten Roman „Irmelin Fuchs“.

Die Hamburger Autorin erzählt die Geschichte von der 19-jährigen Irma Sabrina Fuchs, die eine Amnesie hat, nachdem sie aus dem Koma erwacht ist. Sie lebt in einem Altersheim und hat offenbar eine Liaison mit dem Koch, der sie zärtlich Irmelin nennt. Als Irma – ausgestattet mit einem reichen Wortschatz – eine Stelle als Vorleserin bei der blinden Mrs Rothman annimmt und bei ihr einzieht, stellt sich ihr Leben auf den Kopf: denn in der Villa Rothman geschehen gleich zwei Wunder unter einem Dach.

© Grimm: Nico Kurmas

Lisa Graf stellt ihre Bücher mit dem Titel „Dallmayr. Der Traum vom schönen Leben“ und „Dallmayr. Der Glanz einer neuen Ära“ am Dienstag, 20. Juni, um 19.30 Uhr vor. Wer da an Kaffee und Feinkost denkt, liegt genau richtig. Denn es geht um die Münchner Familiendynastie des guten Geschmacks. Wird im ersten Band der Aufstieg der Familie beschrieben, handelt der zweite Band um die Zeit nach dem Tod des Familienpatriarchen.

In der neuen Situation kämpft Geschäftsführerin Therese gegen ihren missgünstigen Schwager Max, der Zwietracht in der Familie sät – auch bei den eigenen erwachsenen Kindern. Um das Geschäft zu behaupten, fasst sie einen folgenschweren Entschluss, bei dem sie alles verlieren kann. Im November, verspricht Graf auf ihrer Homepage, soll der dritte Band erscheinen, der die Trilogie komplettiert. Der 2021 erschienene erste Band hielt sich 17 Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste, der zweite erreichte gar den ersten Platz.

Mit Markus Grimm hat Dagmar Wolf einen Autor aus der Region gewählt. Der „Sommerhäuser Stadtschreiber“ liest aus seinem Buch „Dorothea von Rieneck – Grünsfelds Grande Dame“. Grimm macht die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Grünsfeld geborene Dorothea lebendig und entstaubt sie.

© Grimm: Nico Kurmas

Er vermittelt Geschichte und beschreibt die Renaissance als eine Zeit, in der die Politik die Domäne der Männer und der Betrieb des Haushalts die der Frauen ist, was Dorothea nicht hinnehmen will. Sie versteht sich als durchaus selbstständige Frau.

Bei allen drei Lesungen stehen Frauen im Mittelpunkt, auch wenn sie ganz unterschiedliche Charaktere und Auffassungen haben. Dagmar Wolf verspricht inhaltlich dennoch drei grundverschiedene Veranstaltungen und hofft auf reges Interesse für ihr Experiment – nicht nur von Frauen.

Bilder: Froben: privat, Graf: Carina Engle,

Grimm: Nico Kurmas

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