Jubiläum

„Die Kaufmännische Schule ist unverzichtbar“

Tauberbischofsheimer Bildungseinrichtung feierte mit einem Festakt und einem Tag der offenen Tür ihren 100. Geburtstag. Landrat Schauder kündigt Sanierung an

Von 
Matthias Ernst
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„Die Kaufmännische Schule in Tauberbischofsheim ist unverzichtbar im Landkreis“ – so der Tenor beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen der Bildungseinrichtung.

Tauberbischofsheim. Als sich 1921 die Handelsschule von der Gewerblichen Schule in Tauberbischofsheim trennen musste, ging eine seit 1954 bestehende Allianz zu Ende. Somit gilt das Jahr 1921 als Geburtsstunde der heutigen Kaufmännischen Schule in der Kreisstadt. Mit einem großen Festakt wurde dem Jubiläum mit einem Jahr Verspätung nun gehuldigt.

Ein besonderer Geist

Dabei wurde schnell deutlich: Hier herrscht ein besonderer Geist. Nicht nur, dass man hier schon immer sehr fortschrittlich dachte – immerhin gab es bereits ab 1925 Englisch-Unterricht und 1968 das erste berufliche Gymnasium im Main-Tauber-Kreis –, auch die menschliche Seite ist es, welche die Kaufmännische Schule so besonders macht. Das bestätigten beim Festakt sowohl aktuelle Schüler als auch prominente Absolventen wie Tauberbischofsheims Bürgermeisterin Anette Schmidt, Landtagsvizepräsident Professor Dr. Wolfgang Reinhart oder der Prokurist der Distelhäuser Brauerei, Bernhard Weigand.

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Dabei wird die aus mittlerweile für acht verschiedene Berufe ausbildende Schule in den nächsten Jahren einer Frischzellenkur unterzogen. Landrat Christoph Schauder bekräftigte noch einmal die Absicht des Kreistages, nach der abgeschlossenen Sanierung der Beruflichen Schule in Bad Mergentheim und der derzeit laufenden Sanierung der Beruflichen Schule in Wertheim mit der Sanierung der Kaufmännischen Schule in Tauberbischofsheim zu beginnen, „daran führt kein Weg vorbei“.

Als Zeitfenster für die beginnende Planung nannte er schon einmal das Jahr 2024. Auch hier wird der Landkreis einen zweistelligen Millionenbetrag investieren. Denn die Bildung ist den Kreisräten an allen Schulstandorten sehr wichtig, sagte Schauder.

Gut durch die Krise gekommen

Stolz war er, dass man während Corona mit Homeoffice und Homeschooling so gut durch die Krise gekommen ist. Hier habe die Weitsicht beim Ausbau des schnellen Internets geholfen. Dabei sei man besser gerüstet gewesen als viele andere Landkreise. Die etwa 610 Schüler können sich jetzt schon auf modernste Gebäude einrichten. Schauder freut sich auf die weiterhin gute Zusammenarbeit mit der Schulleitung.

In ihrem Grußwort ging Bundestagsabgeordnete Nina Warken auf die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung ein. „Bildung ist mir persönlich sehr wichtig“, führte sie aus und richtete den Fokus auf die vielen zukunftsweisenden Projekte, die an der Schule durchgeführt werden. „Machen Sie weiter so“, rief sie dem Lehrkörper, den Schülern und dem Direktorium zu.

Als „Insider“ hatte es Professor Dr. Wolfgang Reinhart leicht bei seinem Grußwort. Er ist Absolvent der Schule und hat hier neben dem vielen Stoff auch viel für sein Leben gelernt, gab er zu. „Ich finde, diese Einrichtung war immer toll“, sagte er bei einem kleinen Gang in die Geschichte der Schule, die er in den späten 60er Jahren und frühen 70er Jahren ein Stück weit selbst mitgeschrieben hat. Viele schöne Erinnerungen hatte er im Gepäck, darunter die Einführung der Skifreizeiten im Pongau, die er damals zusammen mit den anderen Klassensprechern durchgesetzt hatte, oder die Unterstützung der Schule bei seinen sportlichen Aktivitäten. Schließlich war er einmal Baden-Württembergischer Jugendmeister und Deutscher Vizemeister im Mittelstreckenlauf.

Noch heute pflegt die Schule eine gute Verbindung zum Sport, ist man doch viele Jahre Eliteschule des Sports für den Olympiastützpunkt Fechten gewesen. Und auch sonst ist die Schulfamilie sehr aktiv bei vielen Wettbewerben, wo sich die Schüler in der Praxis beweisen können. Genannt seien als Beispiel nur die hervorragenden Platzierungen bei den „Kreativen Köpfen“ in den letzten Jahren.

Viel Herzblut

„Hier steckt viel Herzblut drin“, meinte dann auch Bürgermeisterin Anette Schmidt zur Kaufmännischen Schule. Sie ist selbst Absolventin des Wirtschaftsgymnasiums und hat nur positive Erinnerungen. Sie habe immer eine besondere Herzlichkeit und viel Menschlichkeit erlebt, gab Schmidt bei der Talkrunde zu. Dabei ist die Schule in all den Jahren immer flexibel und agil gewesen, lobte die Bürgermeisterin. Das sei wahrscheinlich das Geheimnis des langen Bestehens.

Dieses Wohlfühlgefühl bestätigten auch drei aktuelle Schüler. Sergei Reiter, Melissa Spang und Sophia Pulzer bei der Talkrunde. Sie alle haben sich in ihrer Freizeit noch zusätzlich engagiert. Das tue man nur dort, wo man sich wohlfühlt, meinten alle drei. Trotzdem hatten sie noch Wünsche für die Zukunft. So sollte mehr Wert auf kreative Projekte gelegt werden, Reiter und Spang nannten hier eine Theater AG oder eine Video AG. „Aha, ihr wollt also noch länger in der Schule bleiben?“, fiel dazu Juliana Gajewski ein. Die Fachlehrerin für Englisch und Spanisch hatte die Moderation der Talkrunde übernommen und führte auch sonst kurzweilig durch den Festakt.

Zu dieser Kurzweiligkeit trug auch der Internist Manuel Dahner mit seinem Saxofon bei. Der ehemalige Schüler hatte es sich nicht nehmen lassen, zum Festakt einige Stücke zu präsentieren.

Die Zukunft sieht man in der Kaufmännischen Schule in Tauberbischofsheim überhaupt sehr positiv. Denn die „Grundlagenbildung“, wie sie Bernhard Weigand als Erfolg für seinen beruflichen Erfolg ausmachte, wird weiterhin großgeschrieben in Tauberbischofsheim. „Wenn eine Schule 100 Jahre alt wird, feiert man nicht das Gebäude, sondern die Menschen, die darin waren und sind“, meinte dann auch Schulleiter Robert Dambach.

Er dankte den ehemaligen Lehrkörpern, aber auch seinen Amtsvorgängern für ihre sehr positive Arbeit, ohne dabei die heutigen Lehrer zu vergessen.

„Ihr habt den größten Anteil am positiven Ruf unserer Schule“, rief er ihnen allen entgegen. Es sei „eine gute Basis, um hier seinen Abschluss zu machen“, warb er gleichzeitig künftige Schülergenerationen an.

Mit dem Hinweis auf eine in über zweijähriger Arbeit entstandene Schulchronik der letzten 100 Jahre endete der Festakt und mündete direkt in den Tag der offenen Tür, wo sich alle Schularten bestens präsentierten.

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