Fastnacht

Bischemer Kröten: Rüdiger Bilz freut sich auf seine erste Prunksitzung als Präsident

Der Countdown läuft: In drei Wochen findet nach der langen Corona-Zwangspause wieder die Prunksitzung der „Bischemer Kröten“ statt. Präsident Rüdiger Bilz ließ die FN schon mal hinter die Kulissen schauen.

Von 
Sabine Holroyd
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Tauberbischofsheim. Die Prunksitzung am 28. Januar wird seine erste als Präsident sein. Seit 1987 gehört Rüdiger Bilz zur Fastnachtsgesellschaft Bischemer Kröten, seit 2021 ist er ihr stolzer Präsident. „Als Elferrat haben mich die Präsidenten immer schon begeistert. Ich schaute zu ihnen auf, beobachtete genau, wie sie eine Prunksitzung leiten und das Publikum in ihren Bann ziehen. Deshalb ist es für mich eine große Ehre, jetzt selbst Präsident sein zu dürfen und das zu verkörpern, wonach ich bei den ,Kröten‘ immer gestrebt habe“, sagte er unter anderem im Interview.

Herr Bilz, erinnern Sie sich noch an Ihre erste Verkleidung als Kind? Sie schlüpften bestimmt gerne in die Rolle des „Cowboys“, oder?

Rüdiger Bilz: Nicht immer – einmal war ich auch das „Phantom der Oper“. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für extravagante Kostüme. An meine allererste Verkleidung erinnere ich mich noch sehr gut. Zum Kindergartenfasching hat mich meine Mutter in ein Kleid meiner Schwester gesteckt. Niemand hat mich erkannt. Jeder dachte, was ist das denn für ein Mädchen!?

Woher stammen Sie ursprünglich?

Bilz: Ich wurde in Stuttgart geboren, bin also ein echter „Schwoob“. Aufgewachsen bin ich im Kreis Ludwigsburg. In Marbach am Neckar besuchte ich das Friedrich-Schiller-Gymnasium und habe dort in der Oberstufe den Deutsch-Leistungskurs belegt. Daher kommt wahrscheinlich meine Affinität zur Sprache. Ich habe mich viel mit klassischer Literatur beschäftigen müssen. Der Umgang mit Texten und Sprache wurde zu einer meiner Leidenschaften. Wenn ich im Urlaub in einen Text, in ein Buch vertieft bin, dann darf mich dabei niemand stören, dann will ich meine Ruhe haben.

Und wie kamen Sie dann ins Taubertal?

Bilz: Über die Bundeswehr. 1984 verschlug es mich im Rahmen der Wehrpflicht nach Lauda. Hier im lieblichen Taubertal fand ich meine zweite Heimat, die mittlerweile längst zu meiner richtigen Heimat wurde. Zum Kreis Ludwigsburg habe ich heute keine Verbindung mehr.

Wordurch wurde diese Gegend hier für Sie zur Heimat?

Bilz: Es sind die Menschen hier. Sie wirkten auf mich als jungen Mann damals in den 80ern einfach zugänglich, offen und gesellig. Das hat mich von Anfang an begeistert. In Ludwigsburg wurde die Fastnacht – dort Fasching genannt – anders zelebriert als hier. Ich kann mich nicht an Prunksitzungen oder Umzüge dort erinnern. Es gab aber Faschingsfeten ähnlich wie der Lumpenball in Lauda oder der Westernball in Grünsfeld. Da habe ich gern verkleidet mitgefeiert.

Heute gehen Sie nicht mehr als „Mädchen“ zur Fastnacht, sondern sind Präsident der „Bischemer Kröten“. Wie gefällt es Ihnen denn so?

Bilz: Sehr! Bereits seit 1987 bin ich bei den „Kröten“. Ich glaube, für einen Elferrat gibt es nichts Größeres, als irgendwann zum Präsidenten aufsteigen zu dürfen. Dieses Vertrauen seitens der Mitglieder und des Vereins ist das Höchste für mich.

Wie war es, als Sie das erste Mal die Präsidentenuniform anzogen?

Bilz: Sie unterscheidet sich im Grunde ja nicht von der eines Elferrats. An die Kappe habe ich mir jedoch zusätzlich ein paar Pailletten „hinmontieren“ lassen, und das Revers ziert eine Goldkante.

Ein bisschen Glitzer . . .

Bilz: Ich finde, ein bisschen Glitzer und Show müssen sein. Es gab aber durchaus auch schon Präsidenten, die unser Standard-Elferratsornat getragen haben – ohne zusätzliches „Pipapo“.

Der Hang zur Show, zum Glamour kommt wahrscheinlich auch durch Ihr „anderes“ Leben als Musiker.

Bilz: Das mag sein. Mit sieben begann ich mit Blockflöte.

Also die „klassische Karriere“ . . .

Bilz: Ja, dazu kam dann noch Akkordeon. Meine Eltern wünschten sich immer, dass ich Akkordeon spiele. Sie standen auf die Musik der Oberkrainer und wollten, dass ihr Bub das ebenfalls beherrscht. Anfangs musste ich auch Noten lernen. Mit neun wollte ich dann nicht mehr nach Noten spielen.

Aber ich hatte keine Ahnung, wie das funktioniert. Mein Privatlehrer, der auch als Entertainer mit seiner Orgel auftrat, legte Schallplatten auf und ermunterte mich, genau hinzuhören, was auf dem Akkordeon gespielt wird.

Das schulte mein Gehör so sehr, dass ich es irgendwann ohne Noten nachspielen konnte. Als Neunjähriger hatte ich mit meinem Lehrer einen Auftritt bei einem Seniorennachmittag. Auf der Bühne zu stehen und zu spielen, war damals ein großes Erlebnis für mich.

Das Sie offenbar prägte . . .

Bilz: Ja, damit ging es los. Weil er auch Orgel spielte, ließ ich mich davon inspirieren. Ich war hin und weg, was man mit diesem Instrument alles machen kann.

Zu Weihnachten bekam ich dann eine Heimorgel. Damals, mit zwölf, 13, interessierte ich mich dann auch für Rockmusik. Mit 14 spielte ich in meiner ersten Rockband, der „Royal Oak“ – sehr zum Leidwesen meiner Eltern, denn das Akkordeon stand von da an nur noch in der Ecke.

Sangen Sie auch?

Bilz: Damals noch nicht. Zu jener Zeit traute ich mir den Gesang noch nicht zu. Meine großen Vorbilder waren und sind Jon Lord von Deep Purple und Ken Hensley von Uriah Heep.

An unserem Gymnasium florierte eine große Musikszene mit konkurrierenden Bands. Und in Bietigheim gab es damals bereits die Band „Opus“, die sich später in „PUR“ umbenannte. Zur selben Zeit haben wir quasi auch angefangen.

Wie hilft Ihnen Ihre Bühnenerfahrung jetzt als Präsident?

Bilz: Sie hilft mir sehr. Ich muss nur eine Bühne riechen, und schon befinde ich mich in der Welt, die ich liebe.

Wie riecht denn eine Bühne?

Bilz: Nach Vorhang, nach Holz, nach Technik. Das berührt mich jedesmal sehr. Meine jahrelange Bühnenerfahrung hilft mir natürlich, wenn ich jetzt als Präsident auf der Bühne wirken muss.

Was muss man denn tun, um auf der Bühne zu wirken?

Bilz: Man muss mit Herz und Seele dabei sein. Man darf keine Angst haben, da oben zu stehen und etwas vorzutragen. Man muss das Publikum lieben und für Applaus dankbar sein. Applaus muss für einen „Bühnenarbeiter“ eines der schönsten Geräusche der Welt sein. Wichtig ist auch der Adrenalinschub – die Schmetterlinge im Bauch müssen flattern, sonst ist man nicht gut.

Sie machen ja auch Tanzmusik, „können“ Lederklamotten genauso gut wie weißes Hemd oder „Kröten-Uniform“. Ist das alles gleichermaßen schön für Sie?

Bilz: Ja, das sind natürlich völlig verschiedene Welten. Angefangen hab ich als Rockmusiker – und ich bin heute noch einer. Erst mit 25 Jahren habe ich mich im Taubertal als Alleinunterhalter namens „Roger“ versucht. Das war aus der Not geboren, weil ich hier noch keine Band hatte. Das war ganz anders – ich musste alleine singen, war der einzige Protagonist auf der Bühne. Bei einer Hochzeit in Kupprichhausen hatte ich meinen allerersten Auftritt als Entertainer.

Hauen Sie auf Ihrer ersten Prunksitzung als „Kröten“-Präsident auch in die Tasten?

Bilz: Nein, ich verstehe meine Rolle dort nicht als Musiker, sondern als Präsident, der ganz andere Aufgaben hat. Allerdings erinnere ich mich gerne an die 90er Jahre, in denen ich bei den „Kröten Singers“ tatsächlich in die Tasten haute. Als Elferrat haben mich die Präsidenten immer schon begeistert. Ich schaute zu ihnen auf, beobachtete genau, wie sie eine Prunksitzung leiten und das Publikum in ihren Bann ziehen. Deshalb ist es für mich eine große Ehre, jetzt selbst Präsident sein zu dürfen und das zu verkörpern, wonach ich bei den „Kröten“ immer gestrebt habe.

Solch eine Prunksitzung bedeutet gewiss auch einen großen Organisationsaufwand.

Bilz: Die eigene Prunksitzung ist die Königsdisziplin eines Fastnachtsvereins. So etwas funktioniert nur im Team. Ich bin auf diese Mannschaft auf und hinter der Bühne angewiesen und weiß, es wird alles funktionieren. Ich vertraue dem Team total, weil ich weiß, dass es sehr gut ist. Ich freue mich sehr auf diese Sitzung und auf die gesamte Kampagne.

Was bedeutet Ihnen die Fastnacht?

Bilz: Dieses Brauchtum zu pflegen und mitgestalten zu dürfen, bereitet mir immer aufs Neue große Freude. Zu sehen, wie man hier in der fünften Jahreszeit dem närrischen Volk, dem Publikum Frohsinn und Freude vermitteln kann, und den oft so grauen Alltag einfach mal bei Seite schieben kann, ist in meinen Augen eine große Erfüllung, sowohl für uns Narren als auch für das Publikum.

Dabei lernt man auch unheimlich zu schätzen, was hinter den Kulissen stattfindet, die außerordentliche Gedankenarbeit, die in einer Büttenrede steckt und das Talent, diese auch mit schelmischem Witz vorzutragen. Oder das harte Training der Garden und Tanzmariechen übers ganze Jahr, um dem Publikum einen großartigen Tanz präsentieren zu können, oder die herzlichen Verbindungen zwischen den Fastnachtsvereinen untereinander und, nicht zu vergessen, die Jugend- und Nachwuchsförderung im Brauchtumsbereich.

Das alles ist ein wunderschönes und erfüllendes Umfeld der Brauchtumspflege, zu der ich sehr gerne meinen Beitrag leiste.

Karten zur Prunksitzung am 28. Januar können bestellt werden über Michael Noe, E-Mail michael.noe@bischemer-kroeten.de oder Rüdiger Bilz, E-Mail ruediger.bilz@bischemer-kroeten.de oder abends im Foyer der Stadthalle während der Aufbauarbeiten zur Prunksitzung ab Mittwoch, 25. Januar.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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