Arbeitsmarkt

„Ambitionierte Strategie auf allen Ebenen“ gefordert

Die Leiterin der Agentur für Arbeit, Elisabeth Giesen, und die Bundestagsabgeordnete Nina Warken tauschten sich aus

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Tauberbischofsheim. Die Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Odenwald-Tauber, Nina Warken, tauschte sich mit der Leiterin der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim Elisabeth Giesen über die aktuellen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt aus.

Insbesondere die Auswirkungen des Fach- und Arbeitskräftemangels, die Einführung des Bürgergeldes sowie die Folgen der Aufnahme ukrainischer Geflüchteter waren zentraler Bestandteil des Gesprächs.

Demografischer Wandel spürbar

„Seit einigen Jahren dominiert der auch durch den demografischen Wandel beschleunigte Fach- und Arbeitskräftemangel den deutschen Arbeitsmarkt. Überall fehlt es an Personal. Für Arbeitgeber wird es zunehmend schwierig, Ausbildungsplätze zu besetzen. Das trifft auch den Main-Tauber- und den Neckar-Odenwald-Kreis“, erklärte die Geschäftsführerin der Arbeitsagentur Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, Elisabeth Giesen.

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Die Steigerung der Attraktivität Deutschlands für in- und ausländische Arbeits- und Fachkräfte sei deswegen eine der größten Aufgaben dieser Zeit.

„In Anbetracht der über 1,9 Millionen unbesetzten Stellen und des damit verbundenen Verlustes an Wirtschaftsleistung brauchen wir eine ambitionierte Strategie auf allen Ebenen, um die erforderlichen Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt zu gewinnen“, ergänzte Nina Warken.

Das im März 2020 in Kraft getretene Fachkräfteeinwanderungsgesetz biete bereits einen geeigneten gesetzlichen Rahmen für qualifizierte Zuwanderung.

Probleme bei der Umsetzung

Warken und Giesen waren sich einig, dass nun das Augenmerk vermehrt auf die Probleme bei der Umsetzung in der Praxis gelegt werden müsse – insbesondere bei der Anerkennung von Abschlüssen.

Zielgerichtete Maßnahmen nötig

Neben der benötigten Fachkräftezuwanderung forderte Warken zielgerichtete Maßnahmen im Inland wie die Stärkung der beruflichen Ausbildung, Qualifikationsmaßnahmen und einen Schwerpunkt auf Vermittlung von Langzeitarbeitslosen.

Für letztere benötigten die Jobcenter wirkungsvolle Instrumente, um eine Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Daher begrüßten Warken und Giesen, dass im Rahmen der erwirkten politischen Einigung zum Bürgergeld die Grundsätze des Förderns und Forderns weiterhin gegeben seien. Angesprochen auf die Umsetzung der nun getroffenen Vereinbarungen sagte Giesen, dass es natürlich eine Herausforderung für die Mitarbeiter werde. Vor solch umfassenden Reformen wäre mehr Vorlaufzeit wünschenswert.

Ein weiteres Thema des Austausches waren die Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt durch den Wechsel der Betreuung ukrainischer Geflüchteter zu den Jobcentern zum 1. Juni 2022.

Neuregelung macht sich bemerkt

Diese Neuregelung schlug sich merklich in den Arbeitsmarktstatistiken nieder, berichtete Giesen.

„Im Schnitt haben die Ukrainer einen hohen Bildungs- und Ausbildungsstand. Viele befinden sich aktuell in Integrationssprachkursen und stehen voraussichtlich ab dem kommenden Frühjahr dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Manche haben bereits heute schon Helfertätigkeiten aufgenommen. Wie gut die Eingliederung in die Arbeitswelt gelingen kann, wird sich im Detail nach Abschluss der Kurse zeigen“, führte die Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur weiter aus.

Man müsse aber auch ganz grundsätzlich schauen, inwieweit sich eine Vermittlung umsetzen ließe, weil es sich oftmals um Mütter mit Kindern handele.

Zudem sei nicht absehbar, wie lange die Menschen im Land blieben.

Die Situation sei auch für die Angestellten der Jobcenter eine Herausforderung, weil es eine beträchtliche Zahl an Menschen sei, die seit Juni auf einen Schlag betreut werden mussten.

An einem Strang ziehen

Zum Abschluss des Gesprächs waren sich Warken und Giesen einig, dass Politik und Arbeitsagenturen eng an einem Strang ziehen müssen, um das Beste für die Menschen auf der Suche nach Arbeit und die Integration in den Arbeitsmarkt zu erreichen.

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