Seckach. Nachdem sich kürzlich die Seckach ins Nirwana verdrückt hatte, verfolgten die Gemeinderäte den Sachstandsbericht von Roland Bangert im Rahmen der ersten öffentlichen Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause mit größtem Interesse. Demnach waren bereits im September 2020 bei einer Begehung der örtlichen Hochwasserschutzmaßnahmen im Hochwasserschutzdamm Industriestraße erste Risse und eine kleine Doline festgestellt worden. Zunächst wurden das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB), der Fachdienst Gewässer des Landratsamtes sowie des Planungsbüros „Wald + Corbe“ informiert. Anschließend beauftragten die Gemeinde und der Zweckverband „Hochwasserschutz Einzugsbereich Seckach/Kirnau“ das Büro „CDM Smith Consult“ aus Bickenbach mit der Erstellung von geologischen Gutachten zur Schadensursache und Schadensbeseitigung.
Hochwasserschutzdamm bietet nicht mehr genug Schutz
Die Gutachten zeigten, dass das ehemalige Gipsbergwerk nicht als Schadensverursacher infrage kommt. Sie ergaben außerdem, dass der Hochwasserschutzdamm im Bereich Bahnhofstraße 11 bei einem 100-jährigen Hochwasser keinen ausreichenden Schutz mehr bietet. Daher wurde dieser Dammbereich bereits im Juli 2022 mit Aushubmaterial verstärkt. Auch der Mischwasserkanal aus Stahlbeton im Böschungsbereich war schon im August 2021 und im Januar 2022 gereinigt worden. Die Kameraaufnahmen zeigten, dass lediglich an wenigen Stellen Fremdwasser in den Kanal eindringen konnte. Dennoch beauftragten Gemeinde und Zweckverband zur Planung der dauerhaften Stabilisierung des Hochwasserdamms und des Kanals das Planungsbüro „Wald + Corbe“ sowie die Ingenieurgesellschaft Käreher. Bohrungen im Bereich der Schadstellen zeigten, dass der Gips bei einer Tiefe von rund acht Metern beginnt.
Anfang August stellten Mitarbeiter des Bauhofes bei ihrer Kontrollfahrt fest, dass im Bereich der Industriestraße kein Wasser mehr in der Seckach war. Sie hatten sofort die Verwaltung und den Bürgermeister informiert. Weitere Prüfungen hatten gezeigt, dass ein Großteil des Bachwassers über den Kanal zum RÜB 5 und von dort wieder in die Seckach gelangt war. Damit die Seckach im Bereich der Bahnhofstraße 11 bis zum Auslauf des RÜB 5 nicht dauerhaft trockenfällt, wurde die Firma „Fichter, Wald und Landschaftspflege“ beauftragt, die Seckach vor der Schadstelle aufzustauen und mittels Rohrleitung an der Stelle, wo das Wasser in den Kanal gelangte, vorbeizuleiten (wir berichteten). Bei einer anschließenden Ortsbegehung überzeugten sich die Räte, dass der Mischwasserkanal in diesem Bereich nicht mehr repariert beziehungsweise erneuert werden kann, weil der Untergrund bis zum Gipsbereich nicht tragfähig ist.
Ausschreibung wird vorbereitet
Deshalb muss der Kanal im Schacht abgemauert und das Abwasser mittels Pumpen und einer Druckleitung auf dem Hochwasserdamm in den dortigen Kanalschacht, wo der Zufluss ebenfalls abzumauern ist, geleitet werden. Das Büro „Wald + Corbe“ ist derzeit dabei, eine entsprechende Ausschreibung zu erstellen. Für die Sicherung des Hochwasserschutzdamms müssen folgende Punkte beachtet werden: Sicherung und Wiederherstellung beider Uferböschungen und Wiederherstellung der ursprünglichen Gewässersohle im Bereich der Schadstelle. Dort ist die Gewässersohle aktuell rund 1,5 Meter tiefer als 30 Meter flussabwärts.
Alle Maßnahmen bezüglich der Kanalumleitung und der Hochwasserdammsicherung müssen von der Gemeinde geplant und vom Landratsamt wasserrechtlich genehmigt werden. Die anfallenden Kosten sind noch nicht im Detail bekannt. Seit 2020 wurden von der Gemeinde beziehungsweise dem Zweckverband aber bereits rund 114.600 Euro für die Untersuchungen und die Hochwasserdammverbreiterung sowie für die aktuellen Maßnahmen bisher etwa 6.000 Euro ausgegeben. Aufgrund der Dringlichkeit stimmt sich die Verwaltung bereits während des Planungsprozesses eng mit der Genehmigungsbehörde ab, sodass die eigentliche wasserrechtliche Genehmigung zeitnah erteilt werden sollte. Die Verwaltung wurde ermächtigt, die Ausschreibung für die Abwasserumleitung durchzuführen.
Gemeinderat in Kürze
- Aufgrund eines detaillierten Strukturgutachtens wurde die aktuelle wasserrechtliche Erlaubnis für den Betrieb der Kläranlage Seckach bis Ende 2042 erteilt. Allerdings sind nach Erlaubnis weitere baulichen Maßnahmen umzusetzen. Die Phosphor-Elimination wurde bereits gebaut und die neue Trafostation wird aktuell errichtet. Nach Begehung durch den Gemeinderat hat die Verwaltung entsprechende Honorarangebote bei Planungsbüros eingeholt. Das wirtschaftlichste Angebot für geplante Arbeiten in überschlägigen Gesamtkosten von 1,1 Millionen Euro hat in Höhe von 183.048,15 Euro das Büro SAG Ingenieure aus Ulm abgegeben, das mit der Planung beauftragt wurde.
- Das Gremium beschloss die Kündigung des bestehenden Stromkonzessionsvertrags mit der Netze BW, der regulär bis 31. März 2031 laufen würde, aufgrund einer Zusatzvereinbarung zum 31. Dezember 2028, um einen zeitlichen Gleichlauf mit den Stromkonzessionsverträgen der benachbarten RIO-Kommunen zu erreichen.
- Im Schlusspunkt galt es, den Jahresabschluss 2023 des Eigenbetriebs „Wasserversorgung Seckach“ – detailliert erläutert durch Kämmerer André Kordmann - mit einer Bilanzsummer von 3.138.722 Euro festzustellen. Dabei stimmten die Räte zu, den Jahresfehlbetrag von 2.030 Euro mit dem Gewinnvortrag zu verrechnen und erteilten der Betriebsleitung Entlastung.
- In der Bürgerfragestunde bat Karlheinz Mertl, das Mischungsverhältnis des Trinkwassers in Seckach verbraucherfreundlicher zu gestalten, was jedoch aufgrund der Bodenseewasser-Kostenexplosion und der gesetzlich vorgeschriebenen Vorrangigkeit des Eigenwasserverbrauchs laut Bürgermeister Thomas Ludwig nicht möglich ist.
- Roland Bangert gab bekannt, dass der neue Härtegrad des Wassers erst bekannt gegeben werden kann, wenn der Zusammenschluss erfolgt ist. Dies wird so zeitnah wie möglich geschehen. L.M.
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