Feierstunde

Neues Leben in altem Gebäude

Das renovierte Bahnhofsempfangsgebäude in Seckach wurde eingeweiht

Von 
Liane Merkle
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Das renovierte Bahnhofempfangsgebäude in Seckach wurde eingeweiht. Das Bild zeigt von links: Gemeinderat Daniel Kohler, Ortsvorsteher Siegfried Barth, den ehemaligen Sanierungsberater Paul Kessler, Ehrenbürger und Ekkehard Brand, Thomas Ludwig, Thomas , Barbara Schmitt vom Bauamt, Architekt Hans-Jürgen und Bauamtsleiter Roland im historischen Treppenhaus des Gebäudes. © Liane Merkle

Seckach. Es war ein langer und steiniger Weg bis zur Einweihung des perfekt sanierten und vollkommen neuem und nachhaltigem Zweck zugeführten ehemaligen Bahnhofsgebäude in Seckach, das seit unglaublichen 158 Jahren das Ortsbild prägt. Umso strahlender die Gesichter der Festgäste, darunter Ehrenbürger und Bürgermeister i.R. Ekkehard Brand, Investor und Neueigentümer des Gebäudes - Thomas Schließmann, Paul Keßler als langjähriger Sanierungsberater der Gemeinde, Hans-Jürgen Stetter als Architekt für die Sanierung der Außenhaut des Gebäudes, die Gemeinderäte Daniel Kohler und Siefried Barth sowie Roland Bangert und Barbara Schmitt vom Bauamt, die sich auf Einladung von Bürgermeister Thomas Ludwig in dem wunderschön sanierten Gebäude eingefunden hatten.

Zunächst ging der Bürgermeister auf die Historie des Bahnhofsgebäudes, der Bahnlinie und ihren Auswirkungen auf das damalige 800-Seelendorf Seckach ein. Mit dem Siegeszug des Autos im Individualverkehr begann ein schleichender Rückgang der Fahrleistungen in allen Beförderungsarten, es wurden viele Strecken stillgelegt und weitere unrentable Infrastruktur aufgegeben. In Seckach betraf das auch das Empfangsgebäude am Bahnhof. Nachdem die Post schon 1974 ausgezogen war, wurden bahnseitig immer mehr Abfertigungsbefugnisse gestrichen und am 31. März 1992 schloss mit der Fahrkartenausgabe auch die letzte öffentliche Nutzung dieses schmucken Gebäudes.

In Gebäude investiert

Doch die Gemeinde wollte das Gebäude nicht brachliegen lassen und wurde Mieter. Die Räume dienten der Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen, als offener Jugendtreff und man war der Meinung, dass dieses ortsbildprägende Gebäude nicht verkommen sollte. Der Gemeinderat beschloss im Jahr 2000, sich dem sogenannten „Bahnhof-Standorte-Programm“ des damaligen Raumordnungsverband Rhein-Neckar anzuschließen, auf der Suche nach einer zukunftsweisenden Nutzung des Gebäudes.

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Die Gemeinde ließ nichts unversucht und hatte tatkräftige Unterstützung von Sanierungsberater Paul Keßler. Eine städtebauliche Studie für den gesamten südlichen Ortseingang wurde erstellt, 2008 kaufte man die Immobilie nach einem Beschluss von 2003 und begann mit intensiven Marktoffensiven auf der Suche nach einem Investor.

Eine Lösung im Sommer 2012 kam nicht zustande. Inzwischen hatte das Gebäude einiges von seinem Prestige eingebüßt und so entschied der Gemeinderat 2016 mit großer Mehrheit, umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen an dem Gebäude vorzunehmen. Wie professionell diese Arbeiten für rund 400 000 Euro an Dach, Fassade, neuen Fenstern, aber auch im Gebäudeinneren nach Wassereintritt unter Planung und Bauleitung von Architekt Hans-Jürgen Stetter gelungen waren, bestätigte Thomas Schließmann. Dieser hatte sein Interesse erstmals 2018 bekundet. Mit der nach langem Suchen gelungenen Neubesetzung der Hausarztpraxis Dr. Helmut Bender durch die Allgemeinärztin Eddy Yamile Ruiz Gonzalez, kam für die Gemeinde die Aufgabe, geeignet Räume in der Größenordnung von etwa 120 bis 140 Quadratmetern – möglichst barrierefrei – zu finden, hinzu.

Als sich Thomas Schließmann im Sommer 2020 wieder meldete, fand er die Idee, im Empfangsgebäude eine Arztpraxis einzurichten, ebenfalls verfolgenswert und plante zusammen mit seinem Architekten Arno Seeber auf der Gleisebene eine gut 145 Quadratmeter große barrierefreie Arztpraxis und bis ins Dachgeschoss insgesamt acht Wohnungen.

Wie viele bürokratische Hürden noch zu überwinden waren, erstaunte nicht nur die Gemeinde Seckach. Da war zu klären, weshalb laut Deutsche Bahn AG das „Betreten des Bahnsteigs aus dem EG heraus oder über den Bahnsteig in dieses hinein“ nicht gestattet sei oder weshalb für diese Fläche die komplette Verkehrssicherungs-, Räum- und Streupflicht für die Reisenden morgens 4.45 Uhr bis 30 Minuten nach dem letzten Zug, um 1.15 Uhr Thomas Schließmann zuständig sein soll. Hier dankte der neue Eigentümer des Gebäudes noch einmal der Gemeindeverwaltung, die ihn immer und jederzeit unterstützt und überaus hilfreich zur Seite gestanden habe. So seien alle Hürden letztlich überwunden worden.

Beginn der Arbeiten

Der neue Investor konnte für sein Vorhaben Mittel aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) beantragen, Anfang August 2022 traf dann nach dem ganzen Hickhack mit der Bahn endlich auch die Baugenehmigung ein und im September wurde der notarielle Kaufvertrag geschlossen. Bereits zwei Monate später begann der Bauherr mit dem Entrümpeln des Gebäudes und ab Anfang 2023 rückten nach und nach seine Handwerker für den Innenausbau an. Abgesehen von Restarbeiten war bis Ende 2023 schon so gut wie alles fertig.

Der Dank galt allen, die dazu beigetragen haben, in Seckach zwei große örtliche Herausforderungen endlich erfolgreich gemeistert zu haben:

1: Die Revitalisierung des ehemaligen Empfangsgebäudes am Seckacher Bahnhof.

2: Die dauerhafte Sicherstellung der stationären hausärztlichen Versorgung für die Bürger von Seckach und Umgebung.

Dann wurde das historische Bahnhofsgebäude offiziell seiner neuen Bestimmung übergeben.

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