Seckach/Schüttwa. Wieder einmal wurde in dem kleinen Böhmerwalddorf Schüttwa ein besonderes Ereignis gefeiert das die ehemaligen und die heutigen Bewohner noch mehr miteinander verbindet: eine Glockensegnung! Dabei war auch eine Delegation aus Seckach. Die Gemeinde unterhält seit 1988 eine Patenschaft mit Schüttwa.
Schon von Weitem war der große Teleskopausleger des neben der ehemaligen Pfarrkirche „St. Nikolaus“ aufgestellten Kranwagens zu sehen und eine immer größere Menschenmenge aus nah und fern strömte herbei. Gut 500 Besucher fanden sich ein und damit ein Mehrfaches der aktuellen Einwohnerzahl.
Hauptinitiator war erneut der Heimatverein „Spolek Mikulá“ (Nikolaus) mit seinem rührigen Vorsitzenden Ivo Dubsk an der Spitze. Gegründet im Jahre 2015, hat es sich der Verein zur Aufgabe gemacht, das verfallene und zugewachsene Kirchenareal in Schüttwa binnen zehn Jahren auf Vordermann zu bringen sowie insbesondere die Kirchenruine zu restaurieren.
Die kleine Glocke trägt den Namen „Augustinus“. Sie stammt aus dem ehemaligen Kloster Stockau. und wurde in früheren Jahren der Pfarrei Schüttwa übergeben. Sie hatte einen Riss, welcher jetzt in einer Glockengießerwerkstatt in der Nähe von Tabor repariert wurde. Dieselbe Gießerei zeichnete auch für den Guss der neuen, aufwendig gestalteten Nikolausglocke verantwortlich. Sie trägt auf Tschechisch die Inschrift: „Wahrheit, Liebe, Gerechtigkeit“ sowie auf Deutsch: „Einigkeit, Recht, Freiheit“, und dazwischen zwei zum Friedens- und Freundschaftsgruß vereinte Hände.
Auf dem Festgelände neben der ehemaligen Pfarrkirche waren sämtliche Plätze belegt, als Ivo Dubsk die vielen Besucher willkommen hieß, darunter zahlreiche ehemalige deutsche Bewohner und ihre Nachkommen. Voller Stolz blickte er nochmals auf die in der letzten Dekade erreichten Erfolge zurück und dankte allen Institutionen, die den Nikolausverein schon bisher tatkräftig unterstützt hatten. In den Glocken sieht Dubsk die Krönung des Gesamtwerkes, welches das Dorf Schüttwa enorm aufwertet. Bis spätestens 2026 soll das Projekt mit der Neueindeckung des Kirchenschiffes zum Abschluss gebracht werden.
Im weiteren Verlauf würdigten die Bürgermeister Martin Kopeck (Ronsperg) und Thomas Ludwig (Seckach), Tomá Jelínek vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds sowie das Mitglied des tschechischen Senats, Vladislav Vilímec, das Wiederaufbauwerk in Schüttwa. Man war sich einig, dass das Gesamtprojekt eine sehr positive Wirkung auf das Zusammenwachsen der Dorfgemeinschaft von Schüttwa hat. Zahlreiche Folgeinvestitionen im öffentlichen und privaten Bereich wurden bereits angestoßen.
Noch viel höher einzustufen ist die positive Wirkung der Baumaßnahmen in Schüttwa auf den deutsch-tschechischen Versöhnungsprozess und für das vereinte Europa. Alle Redner betonten den Vorbildcharakter des Projekts „St. Nikolaus Schüttwa“, weil hier die heutige tschechische Bevölke-rung und die ehemaligen deutschen Bewohner zusammenwirken.
Im Anschluss an den Festakt nahm der Bischof von Pilsen, Tomá Holub, die kirchliche Segnung der mit großem Dekor auf einem Festwagen aufgestellten Glocken vor. Der mittlerweile 90-jährige Landsmann Franz Brunn aus Walldürn, 1934 im Haus Nr. 17 in Schüttwa geboren, verfasste auf Bitten von Ortsbetreuer Franz Metschl zur Glockensegnung ein Gedicht, welches mit den Worten endet: „Zwei Glocken werden vom Kirchturm erklingen, mögen sie viel Glück und Gottes Segen bringen!“
Eine Woche nach dem Glockenfest gab es ein weiteres sehr erfreuliches Ereignis: der Stiftungsrat der sudentendeutschen Stiftung in München entschied unter Vorsitz des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, die Eindeckung des Kirchenschiffes in Schüttwa mit Stiftungserträgen in Höhe von 20 000 Euro zu unterstützen. Damit ist der Verein „Spolek Mikulá“ seinem großen Ziel ein weiteres wichtiges Stück nähergekommen.
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