IG Metall

Osterburken: AZO-Beschäftigte fordern mehr Entgelt

AZO-Mitarbeiter verbringen ihre Mittagspause für einen modernen Tarifvertrag auf der Straße. Parteien sind vor allem bei Entgeltforderungen weit voneinander entfernt

Von 
Nicola Beier
Lesedauer: 
Rund 300 AZO-Beschäftigte versammelten sich am Mittwoch in ihrer Mittagspause vor dem Werkstor in Osterburken. © Nicola Beier

Osterburken. Rund 300 Beschäftigte der Firmen AZO und AZO Global Product Center (GPC) haben sich am Mittwoch in ihrer Mittagspause vor dem Werkstor in Osterburken versammelt und sich mit Fahnen, Bannern, Westen und Trillerpfeifen bewaffnet, Gehör verschafft. Sie wollen so den Verhandlungen zu einem modernen Tarifvertrag Nachdruck verleihen.

Keine Friedenspflicht

Seit Ende März laufen bereits die Verhandlungen, bei denen es um die Anerkennung der Flächentarifverträge der Metall- und Elektroindustrie für das AZO Global Product Center geht. Die Firma hatte sich Anfang des Jahres neu gegründet. Die Beschäftigten fordern nun einen zwischen IG Metall und Arbeitgeber abgeschlossenen Tarifvertrag. Dieser bestehe bisher nicht, erläuterte Birgit Adam von der IG Metall Tauberbischofsheim. „Und damit besteht auch keine Friedenspflicht.“ Rund 200 Mitarbeiter des GPC waren deshalb am Mittwoch in der Pause mit dabei, um ein Zeichen zu setzen.

Von ihren Kolleginnen und Kollegen der „Alt-KG“, wie Adam die Firma nannte, aus der GPC ausgegliedert wurde, zeigten sich etwa 100 in der Mittagspause solidarisch. Denn auch sie wissen, dass die Verhandlungen beim GPC ebenfalls zu besseren Arbeitsbedingungen bei ihnen führen können, heißt es in einer Pressemitteilung der IG Metall. Die „Alt KG“ besitze allerdings noch einen gültigen Tarifvertrag und muss sich dementsprechen an die Friedenspflicht halten, fügte Adam an.

„Die Verhandlungen sind festgefahren“, blickte sie in einer Ansprache an die AZO-Beschäftigten auf die vorangegangenen sechs Sondierungsgespräch zurück. „Eigentlich wollte man im April fertig sein.“ Doch der Arbeitgeber habe durch spät abgegebene Terminvorschläge die Verhandlungen um drei Monate „vertrödelt“, so Adam. Deshalb wurde am 26. Juni ein formales Forderungsschreiben eingereicht. „Das ist die Grundlage für alles, was jetzt kommt: für Verhandlungen und für Eskalationen, wenn wir uns nicht einigen können“, erklärte Adam den versammelten Mitarbeitern. Man wolle zwar keinen Erzwingungsstreik, aber wenn der Arbeitgeber es darauf anlege, sei man bereit.

In manchen Punkten einig

Die Forderungen seien umfangreich. Es gebe Punkte, bei denen man sich mit der Geschäftsführung bereits einig sein könnte: „Einigkeit gäbe es bei der Wahlfreiheit von 38 bis 40 Stunden für alle“, erklärte Adam. Auch in Bezug auf die Tarifverträge in Bezug auf Beschäftigungssicherung und Leiharbeit/Zeitarbeit wäre das der Fall. Allerdings: „Wir werden nicht mitmachen, wenn nicht das Gesamtpaket für euch passt“, machte die IG-Metall-Vertreterin lautstark deutlich, wofür sie ein zustimmendes Pfeifkonzert der Versammelten bekam.

Große Differenzen

Allerdings liege man in wichtigen Punkten immer noch deutlich voneinander entfernt. Dazu gehört vor allem das Entgelt: „Euer Arbeitgeber bunkert seit Jahren rund fünf Prozent vom Leistungsentgelt. Dieses soll im betrieblichen Durchschnitt 15 Prozent betragen. Tatsächlich beträgt es jedoch nur knapp unter zehn Prozent“, bemängelte Adam und erklärte weiter: „Ihr liegt zwischen 500 und 800 Euro von der Fläche entfernt.“

Im Grundentgelt, nehme man das Leistungsentgelt, die Sonderzahlungen und Einmalzahlungen noch hinzu, liege die Summe zwischen 700 und 1000 Euro monatlich. Laut Adam habe das auch Auswirkungen auf das gute Fachpersonal, das nicht gefunden werde.

Die zentrale Forderung der Mitarbeiter: „Wir brauchen keine Millionen – 100 Prozent Fläche reicht uns.“ © Nicola Beier

Dementsprechend stimmte sie dem Plakat mit der Aufschrift „Wir brauchen keine Millionen – 100 Prozent Fläche reicht uns“ voll zu. Ein Angebot von AZO, bei dem am Ende 90 Prozent der Fläche stünden, wurde vonseiten der IG Metall abgelehnt. Die letzten zehn Prozent seien der größte „Batzen“, der den Mitarbeitern fehlen würde, so Adam. Stattdessen legte die IG Metall insgesamt vier Möglichkeiten vor, die AZO wiederum nicht gepasst hätten.

Die Gewerkschaft fordere den Arbeitgeber auf, sich am Verhandlungstisch einen Schritt zu bewegen, um so der Arbeitnehmerflucht zu begegnen und gute neue Fachkräfte rekrutieren zu können. „Wir haben einen Verhandlungstermin für kommenden Montag“, blickte Adam voraus. Anschließend sei entweder eine Mitgliederverhandlung geplant – wenn sich etwas bewegt haben sollte. Sonst würde man in die Planungen für einen Warnstreik gehen.

Redaktion Im Einsatz für die Redaktionen Buchen und Sport

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten