Tiertherapeutisches Vorzeigemodell

Kindergarten als Erlebnisort

Innovatives Musterprojekt in Hirschlanden eingeweiht

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Hirschlanden. „Komm bau ein Haus, das uns beschützt, pflanz einen Baum, der Schatten wirft“, so sangen die Kinder des Kindergartens „Unterm Regenbogen“ in Hirschlanden zur Eröffnung des Festaktes zur Einweihung des neuen Ziegengeländes, das vom Land Baden-Württemberg als „innovatives Musterprojekt mit Vorbildcharakter“ zu 100 Prozent bezuschusst wurde. Der Kindergarten in Hirschlanden ist die einzige zertifizierte tiertherapeutische Einrichtung dieser Art in Baden-Württemberg. Minister Peter Hauk und Landrat Dr. Achim Brötel hoben in ihren Ansprachen die „überregionale Bedeutung des Vorzeigeprojektes“ hervor.

Die evangelische Kirchengemeinde hatte als Trägerin des Kindergartens zu der Eröffnungsfeier am vergangenen Sonntag eingeladen. Dekan Rüdiger Krauth begrüßte die Kindergartenkinder mit ihren Eltern, die Leiterin Monika Baumann mit ihrem Team, Minister Peter Hauk, Landrat Dr. Achim Brötel, Bürgermeister Ralph Matousek, Ortsvorsteher Martin Herrmann und viele weitere dem Kindergarten verbundene Gäste.

Außergewöhnliche Konzeption

Er wies darauf hin, dass der Kindergarten mit dem Start von Jennifer Moser vor zehn Jahren als Leitung des Kindergartens eine neue und außergewöhnliche Konzeption entwickelte: Mit der Hilfe von drei Zwergziegen führte sie die tiergestützte Pädagogik ein. Sie hatte sich über zwei Jahre als Fachkraft für tiergestützte Arbeit mit Schwerpunkt Heilpädagogik fortgebildet. Mit diesem besonderen Schwerpunkt wurde der eingruppige Kindergarten ein Magnet für viele junge Familien.

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Mit der Förderung des Landes Baden-Württemberg für „trägerspezifische innovative Projekte“ bekam der Kindergarten eine unerwartete, aber großartige Chance. Nachdem Jennifer Moser mit Dekan Rüdiger Krauth im Sommer 2021 den anspruchsvollen Förderantrag gestellt hatten, bekamen sie die Zusage über eine 100 Prozent-Förderung des Projekts mit 215 000 Euro. Die Kirchengemeinde musste für diese Förderung keine Eigenmittel aufbringen. „Das erste Gehege war improvisiert. Die Kirchengemeinde hat mit Ehrenamtlichen einen Maschendrahtzaun erstellt und ein einfaches Gartenhaus als Stall verwendet. Schon nach wenigen Jahren zeigte sich, dass die improvisierte Lösung nicht von langer Dauer sein konnte. Man brauchte Geld, um für die pädagogische Arbeit bessere Voraussetzungen schaffen zu können und um professionell arbeiten zu können“, so Krauth.

Unter der Leitung von Bezirkskantor Hyun Soo Park sang der speziell für diesen Anlass zusammengestellte Projektchor des Gesangvereins Sängerbund Hirschlanden „Lobe den Herrn, meine Seele“. Rüdiger Krauth hielt im Anschluss zusammen mit Jennifer Moser eine Ansprache. Er verdeutlichte, dass die Kinder heutzutage mit viel Technik aufwachsen, es sei für die kindliche Entwicklung aber wichtig, dass sie von der faszinierenden Natur lernen. „Denn von der Natur, die die Christen als wunderbare Schöpfung Gottes verstehen, können alle für ihr Leben viel lernen“, sagte der Dekan.

Jennifer Moser verstand es, mit wenigen Worten den hohen Wert der tiergestützten Pädagogik zu verdeutlichen. Michael Müller von der Firma Müller Spielgeräte aus Westernhausen bedankte sich, dass seine Firma den Auftrag ausführen durfte und betonte, dass die wertvollen und äußerst robusten Baumaterialien – Robinie und Lärchenholz – zwar teuer, aber sehr dauerhaft seien.

Nach der Ansprache sangen die Kinder zusammen mit dem Projektchor das Lied „Gott, dein guter Segen, ist wie ein großes Zelt“. Minister Peter Hauk betonte, dass die Kinder in dieser Einrichtung beim Umgang mit den Ziegen lernen, Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen. Und Landrat Dr. Achim Brötel sprach davon, dass das tierpädagogische Konzept ohne Frage ein Alleinstellungsmal darstelle und dass der Kindergarten ein lehr- und lernpädagogischer Erlebnisort für die ganze Familie sei.

Bürgermeister Ralph Matousek merkte man an, dass er stolz ist auf seine beiden Kindergärten in der Gemeinde Rosenberg, und dass er sich freue, wenn den Kindern wichtige Werte wie Empathie, Verantwortung und Respekt vor anderen Lebewesen beigebracht werden.

Als Abschluss der ausnahmslos sehr kurz gehaltenen Grußworte erinnerte Ortsvorsteher Martin Herrmann daran, dass der Kindergarten schon sehr schwere Zeiten durchgemacht hat und in seiner Geschichte schon mehrfach fast vor der Schließung stand. Es habe sich aber gelohnt, zu kämpfen und mit dem tierpädagogischen Konzept einen einmaligen Schwerpunkt zu setzen. Der Kindergarten ist seither voll belegt und er habe keine Sorgen mit Blick auf die Zukunft. Jennifer Moser und Rüdiger Krauth schlossen den Festakt Danksagungen und mit einigen Geschenken.

Ziegen blieben auf Abstand

Im Anschluss an den Festakt wurde auf das neue Ziegengehege angestoßen und die Gäste konnten das Gelände begehen und mit abwechslungsreichen Häppchen und vielen Getränken noch eine gesellige Zeit miteinander verbringen. Nur die Ziegen blieben auf Abstand, denen war es zu laut und zu unruhig. Sie blieben auf der Rückseite des Kindergartengebäudes in einem separierten kleinen Gehege. her

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