Merchingen. In Ravenstein steht für 2023 einiges auf der Agenda: Die Kommune hat mit der Schaffung neuer Kinderbetreuungsplätze, der Erweiterung der Schule oder dem Ausbau von Bauplätzen einiges zu tun. Die Fränkischen Nachrichten sprachen mit Bürgermeister Ralf Killian über die Schritte, die gegangen werden müssen, um Ravenstein zukunftsfähig aufzustellen.
Herr Killian, in Ravenstein steht in diesem Jahr einiges an. Unter anderem startet diesen Monat der Bau des neuen Edeka-Markts in Merchingen. Was werden Sie sich denn bei Ihrem ersten Besuch kaufen?
Ralf Killian: Ich bin ja leidenschaftlicher Einkäufer. Ich glaube, ich werde mehrere Produkte mitnehmen. Ich freue mich auf die Eröffnung und werde den Markt auf jeden Fall aus Haupteinkaufsstätte nutzen.
Wie lange müssen sich die Bürger denn noch gedulden, bis der Markt fertig ist?
Killian: Wir rechnen damit, dass je nach Wetterlage mit dem Bau Ende Februar begonnen werden kann. Dieser wird dann aber einige Zeit dauern. Ich glaube nicht, dass man noch in diesem Jahr einkaufen gehen kann. Das hängt aber auch davon ab, ob das benötigte Material rechtzeitig geliefert werden kann.
Welche Maßnahmen müssen als Nächstes kommen, um Ravenstein noch attraktiver zu machen?
Killian: Wir sind an vielen Sachen dran. In erster Linie geht es um die Betreuung von Kleinkindern. Eine weitere große Herausforderung ist das Thema Grundschule und auch im Seniorenbereich sind wir tätig. Außerdem laufen ein paar Flurbereinigungsverfahren, bei denen wir Ravenstein voranbringen können. Für Merchingen, wo das Flurbereinigungsverfahren nicht greifen konnte, haben wir eine Stadtentwicklungsmaßnahme beauftragt. Wir hoffen, dass wir so auch dort eine bessere Situation erhalten.
Da war jetzt schon einiges dabei. Lassen Sie uns zunächst auf den Gemeindekindergarten Entdeckerzwerge in Oberwittstadt zu sprechen kommen. Wie viele Plätze fehlen denn aktuell und was tut die Stadt, um der Nachfrage gerecht zu werden?
Killian: Es haben bis vergangenes Jahr etwa 30 Plätze gefehlt. Wir sind gerade dabei, uns zu überlegen, wie wir den Kindergarten auf 150 Plätze ausbauen. Als Übergangslösung haben wir den alten Kindergarten in Merchingen mit zwei Gruppen aktiviert. Eine zusätzliche Gruppe ist im Kindergarten in Oberwittstadt bereist als Übergangslösung eingerichtet. Das heißt, dass wir aktuell im Sollbereich sind. Allerdings sind das keine Dauerlösungen – dafür soll der Kindergarten in Oberwittstadt entsprechend erweitert werden.
Das heißt, dass es auch auf längere Sicht einen Zentralkindergarten in Oberwittstadt geben wird, oder können Sie sich auch vorstellen, dass in einem anderen Ortsteil ein anderer Kindergarten öffnet?
Killian: Momentan verfolgen wir den Beschluss des Gemeinderats, der einen Zentralkindergarten für Ravenstein vorsieht. Aber wir müssen die Entwicklungen beobachten. Möglicherweise ergibt sich während der Planungen noch etwas anderes.
Auch bei der Grundschule herrscht Handlungsbedarf. Was ist das Problem?
Killian: Durch die steigenden Kinderzahlen sind wir angehalten, die Grundschule zu erweitern. Wir werden Klassenteiler in den kommenden Jahren in mehreren Klassen übersteigen. Hinzu kommt ebenfalls das Angebot der Ganztagsschule, das uns ab 2026 ereilen wird. In diesem Zusammenhang werden wir eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, um die Situation abklären zu können.
Was heißt das genau?
Killian: Es gibt mehrere Überlegungen, wobei die schwierigste Situation sein wird, das bestehende Schulgebäude in Merchingen entsprechend zu erweitern. Es könnte daher sogar sein, dass wir eine neue Schule bauen müssen. Für die Übergangszeit suchen wir gerade nach Räumen, um den Bedarf für das kommende Schuljahr abzudecken. Hier sprechen wir von Containerlösungen beziehungsweise der Nutzung oder dem Umbau vorhandener Räume. Es gestaltet sich aber nicht einfach, da gewisse Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Es muss eine WC-Anlage vorhanden sein, man muss Tafeln oder Einrichtungsgegenstände anbringen können und wir brauchen zwei Zimmer für zwei Klassen. Die Räumlichkeiten, die wir bisher begutachtet hatten, waren weniger geeignet.
Wie lange wird diese Übergangslösung andauern?
Killian: Wir müssen mit mindestens drei Jahren rechnen – nach oben offen.
Was muss sich im Seniorenbereich noch entwickeln?
Killian: Gerade der Bereiche betreutes Wohnen und Tagespflege schweben uns noch vor. Es ist Bedarf da. Das belegen Studien. Auch hier sind wir in Planungen. Uns wäre es natürlich recht, wenn dafür bereits bestehende Gebäude genutzt werden könnten.
Das sind alles Maßnahmen, die Ravenstein auf längere Sicht attraktiver machen werden. Damit Leute hier her ziehen, wird allerdings auch Wohnraum benötigt. Wie viele Bauplätze werden Sie in nächster Zeit erschließen?
Killian: Wir sind gerade dabei, in Ballenberg und Erlenbach Baugebiete zu erschließen. Die Arbeiten starten demnächst. Darüber hinaus ist auch ein Baugebiet in Merchingen vorgesehen. In der Summe werden das rund 35 Bauplätze sein.
Wie sieht es mit Gewerbegebieten aus? Ravenstein hat ja eine prädestinierte Lage an der A 81.
Killian: Uns sind in diesem Bereich die Hände gebunden. Es gibt eine Regionalplanung, die für Ravenstein eine sehr geringe Entwicklungsmöglichkeit vorsieht. Das schränkt uns extrem ein. Wir könnten mehr entwickeln, dürfen aber nicht. Nun wollen wir im Bestandsgebiet in Erlenbach erweitern und auf längere Sicht auch ein kleines Gebiet in Merchingen entwickeln. Ein großes Problem dabei ist, an die Grundstücke heranzukommen.
Wieso dürfen Sie nicht mehr entwickeln?
Killian: Es gibt die Regionalplanung für die Metropolregion, bei der gerade der Regionalplan fortgeschrieben wird. Dabei sind die Kommunen Ravenstein, Fahrenbach und Höpfingen sehr stark eingeschränkt. Auch was zukünftige Wohnbebauung betrifft, sieht es bei uns sehr schlecht aus. Das heißt, dass der eine oder andere Ort vielleicht gar keine Wohnbauentwicklung mehr bekommen wird. Das schränkt unsere Entwicklung massiv ein.
Das ist ein gravierender Unterschied zu Roland Burger in Buchen. Er sagt dort, er brauche Baugebiete, damit die Stadt wachsen kann. Das geht hier gar nicht. Das heißt, Ravenstein muss sich anders definieren als ein Ballungszentrum?
Killian: Genau, wir haben andere Voraussetzungen. Ich würde natürlich auch gerne auf Teufel komm raus Bau- und Gewerbegebiete erschließen. Das geht aber nicht. Was allerdings noch hinzukommt, ist, dass man bei jeder Maßnahme genau hinsehen muss, was dahinter steckt. Bei der Erschließung eines Baugebietes hat eine kleine Kommune schon das Problem, wo das Abwasser hingeführt wird und woher das Trinkwasser kommt. Bei einer Straßensanierung ist die Sanierung an sich das geringste Problem. Unten drin gibt es einen alten Kanal und eine alte Wasserleitung, die gegebenenfalls saniert werden müssen. So steigen die Kosten explosionsartig an. Damit wird man vor Herausforderungen gestellt, mit denen man anfangs gar nicht gerechnet hat und man merkt schnell, dass einem massive Grenzen gesetzt sind.
Ein anderes Thema, das Sie bereits angesprochen haben, ist das Stadtentwicklungskonzept in Merchingen. Was steckt dahinter?
Killian: Wir wollen den Innenbereich von Merchingen aufwerten. Das heißt: Altbestände aufwerten, neuen Sachen zuführen und die vorhandene Infrastruktur verbessern. Es gibt viele Punkte, die angegangen werden sollten. Beispielsweise die Grundschule, das Schloss, die Platzgestaltung oder was mit dem Rathaus passiert. Diese Punkte haben wir in ein Entwicklungskonzept zusammengefasst und Überlegungen einfließen lassen, aber mit der Maßgabe, dass wir es offenlassen. Wir werden die einzelnen Projekte umsetzten, wenn wir sie finanziell stemmen können und wie sie für die Zukunft sinnvoll sind. Bei der Umsetzung sollen dann auch die Bürger beteiligt werden.
Ravenstein ist eine Kommune ohne „Hauptstadt“, wie es beispielsweise in Buchen oder Walldürn der Fall ist. Gleichbehandlung spielt eine große Rolle. Wie gehen Sie damit um, dass kein Ortsteil zu kurz kommt?
Killian: Durch die Flurbereinigungsverfahren läuft immer wieder in jedem Ort etwas. Außerdem sind viele Maßnahmen im Millionenbereich noch umzusetzen. Über den Haushaltsplan hat man ja eine mittelfristige Planung einzustellen. Da werden die Maßnahmen zusammen mit dem Gemeinderat jährlich angesprochen und diskutiert. Auch mit den Ortsvorstehern herrscht eine enge und konstruktive Zusammenarbeit.
Sind diese Nähe und die Gemeinschaft Dinge, die Ravenstein besonders machen?
Killian: Die Nähe und Gemeinschaft hat man beim 50-Jahr-Jubiläum 2022 gesehen. Jeder Ortsteil hat sich eingebracht. Das alleine zeigt, dass sich hier etwas entwickelt. Es ist in Ravenstein ebenfalls ein großer Vorteil, dass wir sehr viele Vereinszusammenlegungen innerhalb der Kommune haben – sei es im „Jugendfußball Ravenstein“, bei der „Jungmusik Ravenstein“oder beim DRK. Das zeichnet uns besonders aus. Wir haben keine Kooperationen mit Nachbarkommunen. Das ist eine sehr gute Entwicklung, auf der man für die Zukunft aufbauen kann.
Zukunft ist ein gutes Stichwort. In Ravenstein leben aktuell 2997 Einwohner. Sie werden nicht unbedingt größer. Muss die Kommune, um zukunftsfähig zu bleiben, auch künftig näher zusammenrücken?
Killian: Ja, das wird nicht auszuschließen sein. Unser Ziel ist die Drei vor der Einwohnerzahl – auch wenn es der 3001 ist.
Diese ganzen Projekte klingen nach viel Arbeit für die Verwaltung mit Ihnen an der Spitze. Was tun Sie, wenn Sie mal nicht als Bürgermeister unterwegs sind? Der Golfplatz ist in Merchingen ja nicht weit.
Killian: Ich habe drei leidenschaftliche Hobbys. Ich verbringe meine Zeit meistens im Garten, im Wald oder am Herd (lacht). Als Waldbauer versuche ich, meine kleinen Wälder zu pflegen, was unter den aktuellen Umwelteinflüssen durchaus schwierig ist. Auf den Herd kommt viel aus eigener Produktion – da bin ich quasi Selbstversorger. Für das Golfspielen habe ich leider keine Zeit. Da braucht man ja drei bis vier Stunden am Stück und die habe ich nicht.
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