Osterburken. Victoria – noch heute ist die römische Siegesgöttin Inbegriff von Erfolg und Triumph. Unter anderem ihr ist im Römermuseum Osterburken ab sofort im Marc Aurel Saal die Sonderausstellung „Victoria! Der römische Sieg und seine göttlichen Garanten“ gewidmet.
Die Ausstellung (bis 31. Juli) gewährt einen grandiosen Einblick in römische Siegespropaganda. Die römischen Gottheiten Mars und Venus waren dabei zentral. Ihre Bedeutung auch entlang des Limes wird anhand zahlreicher Ausstellungsstücke mit Darstellungen der beiden Götter verdeutlicht. Wie erfolgreich die antiken Darstellungen Bild und Botschaft in Einklang brachten und damit bis heute zeitlose Symbole schufen, vermittelt der letzte Teil der Ausstellung, der sich mit der Rezeption der Gottheiten bis in die Gegenwart beschäftigt. Das Spektrum reicht dabei von der großen Politik bis hin zum privaten Erfolgserlebnis.
Bei Ausgrabungen in den Jahren 2020 und 2022 im Graben des Westkastell von Öhringen wurden Statuen des Kriegsgotts Mars und der Siegesgöttin Venus gefunden. Ursprünglich dienten sie als Schmuck der Kastelltore. Geborgen wurden ferner Weihealtare und kleine Marsstatuen. Die Gottheiten symbolisierten den absoluten Herrschafts- und Siegesanspruch der römischen Armee und des Staates. In privaten Kontexten wurden sie mit einheimischen religiösen Vorstellungen verbunden. Nach ihrer Restaurierung werden die Statuen und die Fundstück nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Der Präsident des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungsbezirk Stuttgart und Direktor des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg in Konstanz (ALM), Professor Dr. Claus Wolf, unterstrich die Bedeutung der Ausstellung. Sie sei ein weiterer Leuchtturm, die die regional vielfältige historische Landschaft abbilde. Osterburken sei in diesem Zusammenhang eines der wichtigsten Museen des Landes und ein Pfeiler zur Herstellung einer kulturellen Identität. Die Ausstellung sei ob ihrer schnellen Umsetzung eine Blaupause für weitere Projekte dieser Art und ein klares Statement für die Politik. Die bis auf das Fehlen der Köpfe gut erhaltenen Statuen seien problemlos zu identifizieren und einzuordnen gewesen. Wolf dankte allen Beteiligten an diesem Projekt. Er unterstrich die Bedeutung der Kooperation zwischen Landesamt, Archäologischem Landesmuseum und den Städten Osterburken und Aalen, wo die Ausstellung ab August zu sehen sei. Nach dem Ende der Ausstellungen müsse über eine Dauerausstellung nachgedacht werden, um die Funde in der Region zu halten. Das Land habe dazu einen Welterbefond mit 1,5 Millionen Euro pro Jahr eingerichtet. Es sei zweifellos ein „sehr guter Abend für die Landesarchäologie, und für Osterburken“.
Dr. Martin Kemkes vom Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg (ALM) in Rastatt erläuterte im Anschluss die Bedeutung der Victoria und des Mars im Laufe der Zeit. Victoria war über Jahrhunderte Sinnbild für die römische Weltherrschaft Roms und ihren Anspruch militärischer Überlegenheit. Mars sei ein lokaler Stammesgott gewesen und habe auch die Kelten beeinflusst.
Bürgermeister Jürgen Galm begrüßte im Römermuseum die „wichtigsten Persönlichkeiten der Archäologie des Landes“. Die Gästeliste unterstreiche die Bedeutung der Sonderausstellung. Neben Professor Dr. Claus Wolf und Dr. Martin Kemkes war die stellvertretende Direktorin des ALM Konstanz, Dr. Nina Will, gekommen. Für das Landesamt für Denkmalpflege reisten Sarah Roth und Dr. Klaus Kortüm (Regierungspräsidium Stutgart), der für die Ausgrabungen verantwortlich ist, nach Osterburken. Galm begrüßte außerdem den Limeskoordinator für Baden-Württemberg, Andreas Schaflitzl, und Ermelinde Wudy vom Limesmuseum in Aalen. Galm dankte Professor Wolf und Dr. Kemkes, die die Ausstellung in der Gesamtheit ermöglicht und das Römermuseum als ersten Ausstellungsort mit der Präsentation betraut hatten.
Die Ausstellung entstand in einer Kooperation des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg mit dem Landesamt für Denkmalpflege und den Städten Osterburken und Aalen. Beteiligt an der Ausstellung als Leihgeber von über 50 teils hochkarätigen Objekten sind allesamt in der Fachwelt bedeutende Institutionen aus vier Bundesländern. Darunter die Archäologische Staatssammlung München, das Archäologische Landesmuseum Hessen, das Römerkastell Saalburg, das Dominikanermuseum Rottweil, das Gäubodenmuseum Straubing, das Historische Museum der Pfalz Speyer, das Kurpfälzische Museum Heidelberg, das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart, das Rheinische Landesmuseum Trier, das Römermuseum in Passau oder das Stadtmuseum Wiesbaden.
Skulpturen aus Stein, Statuetten aus Bronze und viele Kleinfunde wurden in diesen Museen entlang des Limes entliehen und werden nun in Osterburken zusammen mit der „neuen“ Victoria aus Öhringen ausgestellt.
Verantwortlich für die Gestaltung und den Aufbau waren Michael Lenz (Aalen), Burkard Pfeifroth (Illustration und das Kommunikationsdesign, Reutlingen), die Günter Weinreuter GmbH (Freiberg am Neckar), die Schneider Möbelwerkstätten (Aalen) und INDYarts (Mosbach). Die Konzeption der Tafeln, die Ausstellung, Satz und Druckabwicklung lagen beim Römermuseum Osterburken.
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