Osterburken. Beim „Bürgerforum Stadtentwicklung“ am Donnerstagabend in der Baulandhalle stellten Felix Dambach und Nadja Kasper-Snouci vom Unternehmen „LBBW Immobilien Kommunalentwicklung“ die Zwischenergebnisse ihrer Arbeit zur Situation von Osterburken vor. Bürger durften ihre Kenntnisse einbringen und über die vorgeschlagenen Ziele zur künftigen Entwicklung der Stadt diskutieren. Von den rund 20 Teilnehmern gehörte ein großer Teil dem Gemeinderat der Stadt an.
Bürgermeister Jürgen Galm, der sich in häuslicher Quarantäne befand, begrüßte die Teilnehmer online zu dem dritten Bürgerforum der Stadt. Er wies darauf hin, dass für das Beantragen von Landeszuschüssen eine ganzheitliche Betrachtung der Situation von Osterburken nötig sei. Dieses „gesamtörtliche Entwicklungskonzept“ (GEK) sei Voraussetzung dafür, um Fördermittel für Sanierungsmaßnahmen beantragen zu können.
Felix Dambach informierte darüber, dass dieses Konzept eine Art Leitbild darstellen solle. Die Ziele darin würden gemeinsam mit den Bürgern erarbeitet. Nadja Kasper-Snouci wies daraufhin, dass Regional- und Flächennutzungsplan eine Grundlage dafür darstellten.
Anschließend widmeten sich die beiden insgesamt neun Themenfeldern. Sie stellten den von ihnen recherchierten Ist-Zustand dar und formulierten Ziele. Im Themenfeld „Einwohnerentwicklung, Demografie, Integration“ stellten sie fest, dass Osterburken in den vergangenen 30 Jahren um ein Drittel auf rund 6500 Einwohner gewachsen sei. Das sei auf einen positiven Zuwanderungssaldo zurückzuführen. Man strebe an, dass die Einwohnerzahl bis zum Jahr 2040 um insgesamt vier Prozent wachsen sollte.
Beim Themengebiet „Miteinander leben“ ging es um Soziales, Kultur und Freizeit. Teilnehmer nannten unter anderem die Überalterung der Vereine als Problem und schlugen vor, dass die Stadt eine Halbtagsstelle für einen Vereins- oder Ehrenamtsbeauftragten schaffen sollte. Die Mehrzweckhalle in Schlierstadt sollte man sanieren und die Volkshochschule stärken. Um die offene Jugendarbeit zu fördern, sollte man eine Jugendwerkstatt organisieren. Im Bereich „Kinderbetreuung und Bildung“ stellten Dambach und Kasper-Snouci fest, dass die Anzahl Minderjähriger in der Stadt bis zum Jahr 2040 recht konstant bleiben dürfte. Ein Teilnehmer führte die gesunkene Schülerzahl beim GTO auf die Einführung von G8 zurück.
Missstände vorhanden
Beim Themengebiet „Wohnen, Städtebau, Sanierung“ sahen die beiden LBBW-Mitarbeiter Verbesserungsbedarf: „Trotz langjähriger Bemühungen mit Sanierungen sind noch Missstände vorhanden.“ Sie wiesen auf sanierungsbedürftige Privathäuser und öffentliche Gebäude hin. Sie lobten die „attraktiven Baugebiete“ und die „unheimlich vielen Grünflächen“. Bis zum Jahr 2035 benötige die Stadt durchschnittlich 16 neue Wohnungen im Jahr. Das würde einem Flächenverbrauch von sechs bis 15 Hektar entsprechen. Allerdings seien Baulücken für rund 600 Wohneinheiten vorhanden.
Teilnehmer wünschten sich eine Belebung des Stadtgartens und mehr Treffmöglichkeiten in der Altstadt, zum Beispiel durch Cafés oder einen „Garten der Sinne“. Man sollte ein Mehrgenerationenhaus errichten, einen Stadtbus einrichten und mehr Wohnraum in der Innenstadt schaffen. „Die Altstadt ist total zerschnitten“, merkte eine Teilnehmerin an. Eine Entwicklung werde durch den Lauf der Kirnau und den Hochwasserschutz erschwert.
Bürgerforum ohne Bürger
Fünf Minuten vor Beginn des Bürgerforums: wenige Autos auf dem Parkplatz der Baulandhalle, das Foyer der Halle verwaist, die Türen zum Veranstaltungssaal geschlossen, kaum ein Geräusch zu hören. Findet das Bürgerforum etwa zu einem anderen Zeitpunkt oder an einem anderen Ort statt? Dem ist nicht so: Nur rund 20 Teilnehmer haben sich eingefunden. Die Bürger scheinen zufrieden zu sein mit ihrer Stadt. Vielleicht ist ihnen deren Zukunft auch egal. Oder sie sind in diesen schwierigen Zeiten mit sich selbst beschäftigt. Entscheidungen werden trotzdem getroffen, Pläne aufgestellt, Baumaßnahmen umgesetzt. Wer nicht mitmacht, darf sich später auch nicht beschweren, wenn ihm etwas nicht passt.
Im Bereich „Handel, Dienstleistung, Gewerbe“ präsentierten die LBBV-Mitarbeiter gute Zahlen für die vergangenen 20 Jahre. So sei die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten um rund 800 gestiegen. Die Stadt verfüge über einen Berufspendler-Überschuss. In der Innenstadt sollte man vorhandene Läden erhalten. Fachärzte und Gastronomie würden fehlen.
Historisches Erbe vermarkten
Im Themenfeld „Tourismus“ sprühten einige Teilnehmer der Veranstaltung vor Ideen. So könne man Römerfiguren mit QR-Code aufstellen und somit eine Art historische Stadtrallye schaffen. Man könnte den Verlauf des Limes innerhalb der Stadt deutlich markieren. Generell sollte die Stadt ihr historisches Erbe besser vermarkten.
Probleme beim ÖPNV
Im Bereich „Mobilität“ gingen Konrad Dambach und Nadja Kasper-Snouci auf die Verkehrssituation ein. So habe man auf der Turmstraße 5000 Kraftfahrzeuge sowie 300 Lkw am Tag gezählt. Die Bahn transportiere 4000 Reisende täglich. Bushaltestellen seien oft unattraktiv gestaltet und nicht immer fußläufig erreichbar. Auch sei die Taktung der Busse unzureichend. Eine Besucherin wünschte sich eine Verbesserung für Fußgänger durch Überwege und Geschwindigkeitsbegrenzungen für Fahrzeuge. Ein weiterer schlug vor, ein Parkhaus beim Bahnhof zu bauen.
Im Bereich „Technische Infrastruktur, Wasser und Energie“ wurde das starke Hochwasserrisiko durch die Kirnau thematisiert. Auch die Nachwuchssicherung der Feuerwehr sei wichtig. Dagegen bestehe im Bereich „Umwelt und Grünflächen“ kaum Handlungsbedarf.
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