Osterburken. „Ich habe mich schon während meines Studiums für Bienen interessiert und kümmere mich nun seit 20 Jahren leidenschaftlich um Honigbienen“, erklärt Hubert Stahl. Der Imker aus Schöntal hat über 40 Bienenvölker bei sich auf dem Grundstück, hielt lange Vorträge über Honigbienen und übernimmt seit diesem Jahr die Patenschaft für zwölf Wildbienen-Nisthilfen auf Osterburkener Gemarkung.
Doch wie kam er dazu? „Das Schlüsselerlebnis war ein Imkertag im vergangenen Jahr, bei dem ein wissenschaftlicher Vortrag zur möglichen Konkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbienen gehalten wurde“, erklärt er im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Den Vortrag hielt ein Professor der Universität Hohenheim, der an einigen Stellen zeigte, dass es möglich sei, dass Wildbienen und Honigbienen in Konkurrenz zueinander stehen. „Er hat aber direkt dazu gesagt, dass das Hauptproblem die ausgeräumte Landschaft mit ihren Monokulturen, ihrer Eintönigkeit ohne Strukturen ist“, erinnert sich Stahl. Viele Imker zeigten sich dennoch erbost über die Aussage der möglichen Konkurrenzsituation und gingen daraufhin verbal auf den Professor los.
So erfuhr der Imker vom Projekt
Hubert Stahl hat sich jedoch etwas anderes gedacht: „Ich habe zwar Biologie in Würzburg studiert, aber von Wildbienen habe ich wenig Ahnung. Deshalb wollte ich mehr über sie erfahren und verstehen, um mitdiskutieren zu können“, erklärt er. Über die Internetrecherche ist er so auf das Thünen-Institut in Braunschweig und dessen Forschungsprojekt, das Wildbienen-Monitoring, aufmerksam geworden. Deshalb hat er sich als Nisthilfenpate für den Raum Osterburken beworben.
Die erste von zwei Nisthilfen, die aus 25 Holzbrettchen mit unterschiedlich großen Öffnungen bestehen, wurde im April aufgestellt. Die zweite folgte im Mai. Zuvor hatte sich Stahl in der Region umgesehen und ideale Standorte herausgesucht.
Seither beobachtet er die Nisthilfen regelmäßig und kann bereits Veränderungen feststellen. „Es ist wahnsinnig interessant. Die Honigbiene ist ja schon faszinierend, aber die Wildbienen haben noch einmal mehr Facetten, die super spannend sind. Eigentlich müsste jeder Imker sich auch den Wildbienen annehmen, weil es sein Spektrum noch einmal bereichert“, schwärmt Stahl.
Das ist seine Aufgabe
Er vergleicht die Nisthilfen in Osterburken mit denen, die er bei sich zu Hause in Schöntal aufgestellt hat. „Die sind voll belegt. Ich habe eigentlich erwartet, dass das hier in Osterburken genauso ist“, erklärt Stahl. Allerdings sind in den Nisthilfen rund um die Römerstadt nur wenige der Niströhren belegt. „Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt, denn das Projekt läuft auch die nächsten Jahre weiter“, sagt Stahl. Der Imker hofft, dass sich die Nisthilfen etablieren, denn Wildbienen sind standorttreu. „Das heißt, dass die Wildbienenweibchen, nachdem sie begattet wurden, wieder hierher zurückkommen und nisten“, erklärt Stahl.
Die Wildbiene
Als Wildbienen werden alle Bienenarten bezeichnet – mit Ausnahme der Honigbiene.
In Deutschland sind momentan 604 Wildbienenarten nachgewiesen (Stand 2024). Auch Hummeln zählen dazu.
Wildbienen sind hocheffiziente Bestäuber und sichern so die Ernte und die Pflanzenvielfalt.
Wildbienen sind in Gefahr, denn ihr Lebensraum wird knapp. Es gibt immer weniger Nist- und Nahrungsmöglichkeiten. Etwa die Hälfte der Wildbienenarten in Deutschland steht bereits als gefährdet auf der Roten Liste.
Honigbienen können verschiedene Pflanzenarten aus unterschiedlichen -familien als Nahrungsquelle nutzen. Wildbienen spezialisieren sich hingegen auf Pollen bestimmter Pflanzenfamilien, -gattungen oder sogar -arten. nb
Vor einigen Tagen hat er eine Mail von Johanna Stahl vom Thünen-Institut erhalten, in der darauf hingewiesen wird, dass es Ende September an der Zeit ist, die Nisthilfen zu zerlegen und Fotos der einzelnen Platten zu machen. Etwas, worauf sich Stahl schon lange freut: „Jedes einzelne Brettchen mit den Niströhren wird fotografiert. Anhand dieser Fotos kann das Thünen-Institut bestimmen, welche Bienenart da drin ist“, erklärt der Imker. So neugierig, wie Stahl jedoch ist, wird er es auch selbst versuchen: „Ich habe einen Bestimmungsschlüssel. Aber es ist nicht so einfach“, sagt er. Das Auseinanderbauen schadet den Wildbienen nicht.
So geht es 2025 weiter
Anschließend wird er die Nisthilfen wieder zusammenbauen und sie an der gleichen Stelle wie zuvor aufstellen. „Im nächsten Jahr – ab April – gibt es bestimmte Ausflugbretter, die ich an jeder Nisthilfe anbringe“, beschreibt Stahl weiter. Wenn die Bienen ausgeflogen sind, werden die Rückstände in den Niströhren an das Thünen-Institut geschickt und zur DNA-Bestimmung untersucht, erklärt er. „Und im September gehe es dann wieder von vorne los“, beschreibt Stahl den Ablauf.
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