Forschungsprojekt

Deshalb werden Wildbienen in Osterburken beobachtet

Das Thünen-Institut stellt in ganz Deutschland Nisthilfen für Wildbienen auf, um genauere Daten zur Bestandsentwicklung erheben zu können. Durch diese Studie sollen später verlässlich Aussagen zur Population getroffen werden können.

Von 
Nicola Beier
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Die Gehörnte Mauerbiene. Sie zählt zu insgesamt 604 Wildbienenarten, die in Deutschland nachgewiesen wurden. © Patrick Pleul/dpa

Osterburken/Braunschweig. Das Thünen-Institut für Biodiversität Braunschweig führt aktuell bundesweit ein Forschungsprojekt zu Wildbienen durch. Im Rahmen dieses Projekts wurden Anfang dieses Jahres zwölf Nistkästen auf Osterburkener Gemarkung aufgestellt. Die Fränkischen Nachrichten haben bei Johanna Stahl, Projektbeauftragte am Thünen-Institut, nachgefragt, was es mit dem Wildbienen-Monitoring auf sich hat.

Wofür werden die gesammelten Daten des Wildbienenmonitorings gebraucht?

Aus Studien ist erkennbar, dass der Bestand von bestäubenden Insekten – darunter auch die Wildbienen – abnimmt. „Aber es gibt keine bundesweit einheitliche Datengrundlage, die räumlich und zeitlich standardisiert erfasst wurde“, erklärt Stahl. Das Ziel des Forschungsprojekts ist es also, über einen langen Zeitraum hinweg Daten in einem standardisierten räumlichen Design zu erfassen, um tatsächliche Aussagen zur Bestandsentwicklung der Wildbienen treffen zu können. Verlässliche Aussagen seien ab zehn Jahren möglich, sagt Stahl. Mit diesen Daten erhofft sich das Thünen-Institut, die Politik beraten zu können.

Wie lange gibt es das Projekt schon?

Begonnen wurde es 2022. Dabei stand allerdings zunächst die Entwicklung von bestandsschonenden Beobachtungsmethoden im Fokus. Nach und nach sollte dann die Stichprobenkulisse ausgebreitet werden. Im Idealfall sollten 950 Flächen in ganz Deutschland vergeben werden. Aktuell werden Wildbienen auf 80 Flächen beobachtet.

Wie werden die Wildbienen beobachtet?

Gemeinsam mit Ehrenamtlichen vor Ort richtet das Thünen-Institut bundesweit an geeigneten Stellen Nisthilfen ein – immer zwei an einem Standort. Insgesamt werden zwölf Nisthilfen an sechs Standorten in einer Kommune aufgestellt, die von ehrenamtlichen Nisthilfenpaten betreut werden.

Wie wurden die Flächen in Osterburken ausgesucht?

Auf die Römerstadt wurde das Thünen-Institut durch Hubert Stahl aufmerksam, der sich in Braunschweig als Nisthilfen-Pate angemeldet hatte. „Mithilfe eines Algorithmus über ein Geoinformationsportal werden sechs Standorte errechnet. Diese sind aber nicht zu 100 Prozent realisiert worden, weil immer etwas dazwischen kommen kann“, erklärt Johanna Stahl. Daher ging das Institut auf die Stadt zu und fragte an, ob die Nisthilfen auf städtischer Gemarkung aufgestellt werden können. Letztlich wurden sie unter anderem im Kirnautal, im Gewann Hügelsdorf und im Bereich des RIO-Gewerbegebiets aufgestellt.

Wie ist der zeitliche Ablauf des Forschungsprojekts?

Eine frühe Nisthilfe wird Ende Februar aufgestellt. Eine späte Nisthilfe wird direkt daneben Ende Mai aufgestellt. „So stellt man sicher, dass die früh besiedelten Arten nicht alles vollbauen und die später aktiven Arten dennoch erfasst werden“, erläutert Stahl. Ende September bis Anfang Oktober werden die Nisthilfen dann von den Nisthilfe-Paten auseinandergebaut, um die einzelnen Brettchen zu fotografieren. Mit Hilfe der Fotos kann das Thünen-Institut die besiedelnden Wildbienengattungen anhand von entwickelten Kokons und Larven bestimmen. Diese Daten laufen dann in die Statistik ein. Nachdem der Pate die Fotos gemacht hat, baut er die Nisthilfe wieder zusammen und stellt diese erneut an der selben Stelle auf. „Im zweiten Jahr wird die Untersuchung anhand von Fotos durch einen Umwelt-DNA-Ansatz ergänzt“, sagt Stahl. Dabei werden Nahrung, Nistmaterial und Kokonhüllen aus der Nisthilfe entnommen und im Labor untersucht, um die genaue Art der Bienen zu bestimmen. Anschließend beginnt der zweijährige Zyklus von vorne.

Wer kann Nisthilfenpate werden?

Jeder, der am Forschungsprojekt interessiert ist, kann Nisthilfenpate werden. Es werden keine Vorkenntnisse gebraucht. Wer möchte, kann aber an einem Bestimmungskurs teilnehmen.

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