Osterburken. In 960 Tagen eine Schule bauen? Dass das nicht nur Wunschdenken, sondern die Realität ist, hat der Neckar-Odenwald-Kreis als Bauträger des Ersatzneubaus für das Ganztagsgymnasium Osterburken (GTO) unter Beweis gestellt. Am Mittwoch – exakt 960 Tage nach dem symbolischen Spatenstich – feierte die Schulgemeinschaft mit Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel, Landrat Dr. Achim Brötel und rund 220 geladenen Gästen die Einweihung des „Jahrhundertprojekts“. Mit dabei waren unter anderem Staatssekretär Volker Schebesta MdL aus dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württembergs und Regierungspräsidentin Sylvia Felder.
Zukunftsorientiert gebaut
Nach einer musikalischen Einführung des Klassenchors ergriff Brötel das Wort und hieß zunächst alle Gäste willkommen. „960 Tage für ein Projekt dieser Größenordnung sind extrem sportlich und im Ergebnis sehr gut“, lobte der Landrat die Arbeiten am neuen Schulgebäude, welches künftig nicht nur Lern-, sondern auch Lebensraum für die Schülerinnen und Schüler ist. Deshalb habe man beim Bau nicht nur energetisch neue Maßstäbe gesetzt, sondern auch auf die gute Außenwirkung sowie die hohe Innenraumqualität geachtet. „Das neue GTO soll in einem Satz also alles verkörpern, was wir uns für eine gute Zukunft wünschen“, so Brötel.
33,2 Millionen Euro Kosten
Die hohen Baukosten, die sich letztlich auf rund 33,2 Millionen Euro summieren, kann er dabei aber nicht außer Acht lassen. Im Februar 2021 ging man noch von rund 26,9 Millionen Euro aus (ein Plus von rund 23 Prozent). Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die Folgen ließen die Preise dann aber in die Höhe schnellen. Allerdings erhielt der Kreis Fördergelder in Höhe von insgesamt 15,28 Millionen Euro von Land und Bund. Geld, dass letztlich in ein „wichtiges Stück Zukunft für den Neckar-Odenwald-Kreis“ investiert wurde, findet Brötel.
Er dankte allen am Bau beteiligten Personen und warf abschließend noch einen Blick voraus (siehe Infobox). Denn ganz fertig ist der GTO-Neubau noch nicht: Vor dem Einzug im Dezember sollen noch kleinere Mängel beseitigt und Restarbeiten erledigt werden.
Nach dem Landrat war der politische Ehrengast an der Reihe: Staatssekretär Volker Schebesta ergriff das Wort, der zur „Fast-Fertigstellung“ gratulierte und in diesem Zuge weiterhin gutes Gelingen wünschte. Er überbrachte die Grüße aus dem Kultusministerium und von Ministerin Theresa Schopper, die nicht in Osterburken dabei sein konnte.
„Die Schule ist wirklich schön gestaltet“, lobte der Staatssekretär direkt zu Beginn und erinnerte an die Vorreiterrolle des GTO 1965. Damals war das Gymnasium die erste Ganztagsschule in Baden-Württemberg und eine „Besonderheit in der Bildungslandschaft“. Mit dem Neubau sei das GTO nun gut darauf vorbereitet, diesen Ganztagsbetrieb auch in Zukunft fortzuführen. Denn es gehe nicht nur um die Architektur, sondern auch um das, was durch sie ermöglicht wird. Schule sei mehr als Wissensvermittlung. „Die Schüler sollen Antworten auf Fragen erhalten, aber auch dazu angeregt werden, Fragen zu stellen“, hob er hervor. Dafür biete der Neubau einen gelungenen Rahmen mit einer angenehmen Atmosphäre für Schüler und Lehrkräfte.
Die beiden Pfarrer Thomas Schnücker und Thomas Kuhn segneten im Anschluss das neue Schulgebäude sowie die Menschen, die dort ein- und ausgehen. Sie baten darum, das Gebäude unter den Schutz und den Segen Gottes zu stellen.
Architektin Heidrun Muffler vom Planungsbüro „Muffler Architekten“ hatte die ehrenvolle Aufgabe, den symbolischen Schlüssel an Landrat Dr. Achim Brötel und Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel zu übergeben. Sie nutze zuvor die Gelegenheit, ein paar Worte zum Bau zu sagen. „Es ist ein Gebäude, das in der Zeit steht“, erklärte sie. Dabei stünden der Mensch und dessen Bedürfnisse im Mittelpunkt, weshalb Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel von Beginn an in die Planungen des Neubaus einbezogen wurde. Dieser besteht aus drei versetzten Baukörpern, die entlang der Hemsbacher Straße mit jeweils drei Vollgeschossen gestaffelt angeordnet sind. In der Eingangsebene befinden sich die Aula und zwei große flexible Schulräume. Auf der ersten Ebene sind die Schulleitung und die Verwaltung untergebracht. Außerdem sind dort die Räumlichkeiten für die Mensa, einen Kiosk und die Küche. In der zweiten Ebene, über alle Baukörper verteilt, liegen die Fachräume. Auf der dritten und vierten Ebene folgen die allgemeinen Klassenräume.
Von der Idee zum Neubau
- 24. März 2021: Der Schul-, Kultur- und Partnerschaftsausschuss des Kreistags stimmt den Bauunterlagen für den Neubau des Ganztagsgymnasiums Osterburkens zu. Damals lagen die kalkulierten Kosten bei rund 26,9 Millionen Euro.
- 30. April 2021: Der Bauantrag für den Ersatzneubau wird von Landrat Dr. Achim Brötel unterzeichnet.
- August 2021: Die Bauunterlagen werden genehmigt. Nun steht dem Ersatzneubau nichts mehr im Wege.
- 29. März 2022: Die Arbeiten am Neubau des GTO starten mit einem symbolischen Baggergriff und den Stichen von 16 Spaten.
- Mitte Juni 2022: Die Erdarbeiten sind fertiggestellt und die Rohbauarbeiten beginnen.
- 19. September 2022: Der Grundstein für den Neubau wird gelegt.
- 5. Juli 2023: Die Schulgemeinschaft feiert ein Richtfest für das neue Ganztagsgymnasium Osterburken.
- 1. Juli 2024: Landrat Dr. Achim Brötel teilt im Schul-, Kultur und Partnerschaftsausschuss mit, dass der Einzugstermin nicht gehalten werden kann. Nun soll der Betrieb zum 6. November aufgenommen werden. Heute ist bekannt, dass auch dieser Termin nicht gehalten werden konnte.
- 13. November 2024: Die Einweihung des GTO-Ersatzneubaus wird gefeiert.
- Dezember 2024: Die Schulgemeinschaft wird voraussichtlich in den Neubau des GTO einziehen. Die Kosten liegen mittlerweile bei rund 33,2 Millionen Euro.
- 2025: Das alte GTO soll zunächst entrümpelt und entkernt werde. Danach folgt voraussichtlich im Mai der Abriss.
- 2025: Die Außenanlage soll ebenfalls im kommenden Jahr angelegt werden.Sie soll einem Landschaftspark ähneln. nb
Große Bedeutung für die Stadt
Osterburkens Bürgermeister Jürgen Galm hob die Bedeutung des GTO für die „Schulstadt Osterburken“ hervor. Diese habe in den vergangenen Jahren immer weiter zugenommen. „Es ist schon ein besonderes Angebot, wenn man alle allgemeinbildenden Schulen vor Ort und dazu noch im Ganztagsbetrieb hat“, sagte er. Die Verbundenheit zur Bevölkerung zeige sich durch ein „anhaltend gutes Zusammenwirken“. Die künftigen Schülerinnen und Schüler sowie das Kollegium könnten sich auf „eine zeitgemäße und moderne Schule freuen und entsprechend optimistisch in die Zukunft schauen“, betonte Galm abschließend, ehe er sich dem Dank des Landrats an alle am Bau Beteiligten anschloss.
Die letzten Worte gehörten Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel, die ihren Ruhestand aufgrund des Neubaus sogar um ein Jahr nach hinten verschob. „Das ist nicht einfach nur ein Haus, sondern der dritte Pädagoge, der dafür sorgt, dass der Bildungsweg gelingt“, erklärte sie. Damit sprach sie die Funktion des Gebäudes an: Dieses biete neben genügend Lern- und Begegnungsräumen auch Rückzugsmöglichkeiten und könne somit flexibel an unterschiedliche Lernformen angepasst werden. Sie lobte die ansprechenden Materialien, hellen Räume und die gut durchdachte Raumstruktur, die eine Wohlfühlatmosphäre schafften. „Wir wollen dieses wunderbare, neue Schulgebäude mit dem Leben und dem Geist des GTO füllen. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben“, sagte sie überzeugt.
Nach dem offiziellen Teil wartete auf die Besucher der Gang durch das Gebäude, bei dem Architektin Heidrun Muffler, Architekt Andreas Scholl, Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel und ihr Stellvertreter Uwe Rosse Rede und Antwort standen.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar 33,2 Millionen Euro sind im GTO-Neubau gut investiert