FN-Interview

Joanne Schaaf: 18-Jährige kandidiert für Kommunalwahl in Osterburken

Die 18-jährige Schülerin ist die zweitjüngste Kandidatin für die Wahlen am 9. Juni. Im FN Interview erklärt sie, woher ihr Interesse für Kommunalpolitik kommt und was sie verändern möchte.

Von 
Nicola Beier
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Mit ihrem Hund ist Joanne Schaaf gerne in der Natur unterwegs. © Schaaf

Osterburken. Joanne Schaaf ist 18 Jahre jung und macht in diesem Jahr ihr Abitur am Ganztagsgymnasium Osterburken. Dort ist sie auch Schülervertreterin in der Schulkonferenz sowie SMV-Mitglied. Schaaf kandidiert erstmals bei der Kommunalwahl am 9. Juni als Stadträtin für den Osterburkener Gemeinderat. Die FN haben sie gefragt, woher ihr Interesse für Kommunalpolitik kommt und was sie verändern möchte, sollte sie ins Gremium gewählt werden.

Frau Schaaf, der 9. Juni ist jetzt nicht einmal mehr einen Monat entfernt. Es ist in zweifacher Hinsicht ein besonderer Tag für Sie. Sie dürfen das erste Mal wählen, können aber gleichzeitig auch gewählt werden. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie auf diesen Tag vorausblicken?

Joanne Schaaf: Ich empfinde eine positive Aufregung. Es ist auch viel Neugierde dabei, wie so eine Wahl abläuft, weil es ja mein erstes Mal ist, dass ich selbst wählen darf. Und natürlich würde ich mich freuen, wenn ich selbst auch gewählt werde.

Woher kommt den in so jungen Jahren Ihr Interesse für Kommunalpolitik?

Schaaf: Das kam aus der Schule. Dort hatten wir ab der achten Klasse Politikunterricht. Auf die Gemeinderatswahl hat mich mein Lehrer aus dem Politikleistungskurs aufmerksam gemacht. Er kennt mich vom Schülersprecheramt, der SMV und meinte, dass das was für mich wäre. Ich habe mir das dann angesehen und die Initiative ergriffen.

Was fasziniert Sie an Politik?

Schaaf: Man trifft dort auf verschiedene Meinung. Ich finde es super, dass man diskutieren kann, weil es nicht nur eine Meinung gibt. So kann man seine eigene Meinung auch reflektieren, während man andere hört und letztlich zu einem Konsens kommen, der hoffentlich alle glücklich macht.

Wie informieren Sie sich über die Kommunalpolitik Osterburkens?

Schaaf: Vor allem über das Amtsblatt und über die städtische Homepage.

Wie kam es dazu, dass Sie für das Amt der Stadträtin kandidiert haben? Haben die „Jungen Köpfe“, die speziell junge Leute ansprechen wollen, da eine Rolle gespielt?

Schaaf: Mein Lehrer hat mir die Kontaktdaten von Tobias Münch gegeben, weil er gesehen hat, dass die „Jungen Köpfe“ Kandidaten suchen. Tobias hat mich schnell überzeugt, dass ich mich für die „Jungen Köpfe“ engagieren möchte. So bin ich dann zum Treffen am 15. März gekommen und habe mich aufstellen lassen.

Haben Sie diese Entscheidung mit Freunden und der Familie besprochen? Wie haben sie reagiert?

Schaaf: Ich habe erstmal eine Nacht darüber geschlafen und dann mit meiner Familie gesprochen.

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Meine Eltern meinten, ich soll diese Chance auf jeden Fall nutzen, weil man die nicht immer bekommt. Sie waren sehr stolz auf mich und unterstützen mich, wo sie können. Meine Freunde kennen mich aus der Schule und dem Politikunterricht und meinten, dass das sehr gut zu mir passt, weil ich kritikfähig und diskussionsfreudig bin. Sie fanden es super, dass ich den jungen Leuten so eine Stimme gebe.

Warum finden Sie es wichtig, dass junge Menschen mehr gehört werden?

Schaaf: Ein Gemeinderat sollte die Gemeinde vertreten und widerspiegeln. Da passt es nicht, wenn nur ältere Menschen im Gremium sitzen, weil sie womöglich nicht alle Interessen vertreten und andere Ansichten haben. Deshalb ist es wichtig, dass auch junge Menschen im Stadtrat sitzen und ihre Perspektive einbringen, damit man gemeinsam eine Lösung findet.

Im Osterburkener Gemeinderat sitzen Personen, die bereits seit mehreren Wahlperioden im Amt sind und möglicherweise wieder in den Gemeinderat gewählt werden. Haben Sie Respekt davor, sich gegen Personen zu behaupten, die mehr Erfahrung haben als Sie?

Schaaf: Respekt ist wichtig – man sollte auf jeden Fall nicht respektlos mit ihnen umgehen. Grundsätzlich muss man aufpassen, wie man die eigene Meinung vermittelt. Wenn man das sachlich tut, ist es auch möglich, andere Menschen von der eigenen Meinung zu überzeugen. Grundsätzlich wollen wir bei den „Jungen Köpfen“ aber alle Interessen- und Altersgruppen vertreten und einen Konsens für alle finden.

Sie sind die zweitjüngste Kandidatin in ganz Osterburken. Nur Adrian Shabani ist ein paar Monate jünger. Wie gehen Sie damit um?

Schaaf: Das wurde tatsächlich noch nie erwähnt. Wir bei den „Jungen Köpfen“ sind alle auf einer Linie und verstehen uns wirklich gut. Da merkt man den Altersunterschied gar nicht.

Die Arbeit als Stadträtin ist sehr umfangreich. Die monatlichen Sitzungen sind meist nur die Spitze des Eisbergs, schließlich muss man sich auf diese auch vorbereiten, zu anderen Terminen mit Bezug zum Gemeinderat gehen. Es wird meist auch erwartet, dass man sich bei Veranstaltungen zeigt. Wie wollen Sie Studium, Privatleben und dieses Ehrenamt unter einen Hut bekommen?

Schaaf: Ich habe bereits Erfahrung im Ehrenamt. Ich war fünf Jahre lang bei der DLRG tätig und habe bei Schwimmkursen geholfen. Auch bei der SMV und als Schülersprecherin habe ich viele Dinge mit nach Hause genommen und dort bearbeitet. Das macht mir nichts aus. Ganz im Gegenteil, es macht mir Freude, ein Resultat zu sehen.

Würden Sie sagen, dass Sie das Amt als Schülervertreterin und die SMV am GTO auf das Amt der Stadträtin vorbereitet haben?

Schaaf: Ja. Wir hatten schon oft Diskussionen zwischen Lehrern und Schülern, beispielsweise wenn es um die Digitalisierung geht. Ich hatte dabei nie Schwierigkeiten, meinen Standpunkt festzulegen und diesen zu vertreten. Das könnte mir sicher auch helfen, wenn ich in den Gemeinderat gewählt werden würden.

Haben Sie Ziele, die Sie umsetzten möchten, wenn Sie ins Gremium gewählt werden?

Schaaf: Meiner Meinung nach haben wir in Osterburken sehr eintönige Feste. Ich würde gerne mal etwas anderes ausprobieren, so dass Vereine mehr davon profitieren und die Feste für alle Altersgruppen sind. Ich habe dazu auch schon ein paar Ideen.

Wie sehen die Ideen aus?

Schaaf: Ich habe an eine Art Basteltage gedacht. Das habe ich bereits in einer anderen Gemeinde gesehen. Jeder Verein hatte seine eigene Station, wo gebastelt werden konnte oder Kuchen verkauft wurde. Die Besucher konnten am Ende Deko mit nach Hause nehmen und die Vereine haben auch profitiert. Das fand ich super.

Jetzt haben wir viel darüber gesprochen, was passiert, sollten Sie gewählt werden. Was würden Sie denn machen, wenn Sie nicht genug Stimmen bei der Wahl erhalten?

Schaaf: Die Gruppe der „Jungen Köpfe“ besteht ja weiterhin. Ich werde auf jeden Fall in der Gruppe bleiben. Dann bekomme ich mit, was geplant wird und kann meine Meinung, Tipps und Interessen einbringen. So besteht dann die Möglichkeit, dass meine Ziele gehört werden, auch wenn ich nicht in den Gemeinderat gewählt werde.

Warum sollte man Sie denn wählen?

Schaaf: Wir von den „Jungen Köpfen“ wollen einen frischen Wind in den Gemeinderat bringen. Ich habe viele Ziele, die ich gerne umsetzen würde. Nichtsdestotrotz sollte letztlich eine gute Mischung aus Erfahrung und neuen Ideen im Gemeinderat vertreten sein.

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