Erinnerungsnachmittag im Kult

Vorbachtaler Musikanten blicken auf 50-jährige Geschichte voller Tatkraft und Anekdoten

Perfekter Auftakt zum Jubiläumsjahr. Musikkapelle aus Niederstetten feiert runden Geburtstag mit mehreren Veranstaltungen

Von 
Inge Braune
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Niederstetten. Dass es beim Erinnerungsnachmittag im Kult so voll werden würde, hatten die Vorbachtaler Musikanten nicht erwartet: Zu Kaffee und Kuchen, Film und „Sofa-Talk“ hatte die Gruppe, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, eingeladen – und nicht nur derzeit und ehemals aktive und passive Mitglieder, sondern auch jede Menge Fans und Freunde fanden sich zum vom Vorstandsduo Matthias Döhler und Jana Frieß moderierten Auftakt ins Jubiläumsjahr ein.

Frühkommer, darunter auch Bürgermeisterin Heike Naber, nutzen die Chance, bereits vor Beginn des eigentlichen Programms einen ausgiebigen Blick auf die dicht gefüllte Fotowand zu werfen. Mit jeder Menge Amateur- und Profiaufnahmen riefen die Vorbachtaler Erinnerungen an Auftritte in nah und fern, Ausflüge, Proben und geselliges Beisammensein wach.

Die musikalische Eröffnung mit dem bereits in den Anfangsjahren zum Repertoire gehörenden Marsch „Gruß aus Kiel“ übernahm eine erst ein paar Tage zuvor gegründete neue Vorbachtaler-Fromation: Die „Vorbacholdies“. Alle zwölf gehören seit mehr als einem Vierteljahrhundert zu den aktiven Vorbachtalern, fast alle spielen noch regelmäßig mit, und völlig locker tauschen sie auch mal die Instrumente.

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Den Walzer „Tief im Steigerwqald“, ein echter „Gassenhauser“, früher laut Otto Endres immer dann gespielt, „wenn uns nix mehr eigfalle is“ – können sie nicht nur auswendig, sondern spielen ihn im Notfall auch im Sitzen oder Liegen. Eine kurzweilig humorgewürzte filmische Zeitreise durch die Vorbachtaler-Historie hatte Franz Baumgart vorbereitet, samt Vorstellung der Aktiven von 14 bis „knabbi 80“ Jahren und vielfältigen Rückblicken unter anderem auf Highlights wie den Auftritt beim Besuch des damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens und dem TV-Auftritt mit Tony Marshall beim „Fröhlichen Feierabend“.

Eigens eine bequeme Sofagarnitur hatten die Vorbachtaler fürs von Frieß und Döhler moderierte Sofagespräch organisiert: perfekte Plattform auf der Kult-Bühne für die Gründungsmitglieder Franz Braungart, Lorenz Groß, Otto Endres und Rudi Mittnacht und den langjährigen Vorsitzenden Rainer Schmid und Susanne Martens. Und die plauderten munter aus dem Nähkästchen. Oft ging’s hoch her nach den Proben im katholischen Gemeindehaus, berichtete Otto Endres – dann aber in einem der nah gelegenen Wirtshäuser, und je nach Anzahl der Gönner mal lange, mal länger.

Der katholischen Kirchengemeinde fühlen sie sich noch bis heute verbunden, denn ohne die und speziell den damaligen Pfarrer Gerhard Vogt, der sich sehr für die Gründung der Blaskapelle stark machte, wäre es damals wohl kaum zur Gründung der Vorbachtaler Musikanten gekommen. Der brachte Schwung in die Gemeinde, freute sich über gut besetzte Kirchenbänke und die Bläsertalente, die sich bei ihrer Gründungsversammlung gegen Namensvorschläge wie „Vorbachperlen“ oder „Gässlesbläker“ entschieden und sich fortan als „Vorbachtaler“ einen Namen machten.

„Viele Noten, drei Ventile“ – eine echte Herausforderung für Musikinteressierte, die nur teilweise bereits Noten lesen konnten. Beim ersten Auftritt – einem Geburtstagsständchen in Rinderfeld, bliesen sie trotzdem was das Zeug hielt – allerdings vor verschlossenen Türen; die Familie war gar nicht zu Hause. Ein lustiger Abend sei’s dann geworden, verriet Vorbachtaler-Urgestein Endres – auch dank des Ochsenwirts, der für die problemlose Heimfahrt der Musiker sorgte.

Ungefähr zwei Jahre nach der Gründung konnten die Vorbachtaler erstmals in ihrer Uniform auftreten. Klar, dass sie beim Herbstfest immer dabei waren, im Festzelt und beim Umzug aufspielten, anfänglich mit immer der gleichen Liedreihenfolge, bis sich einer beschwerte: Muss es immer derselbe Marsch sein, der vor unserer Türe erklingt? Nach der Beschwerde wurde gewechselt. Dazulernen mussten sie auch als Begleiter des Winzertanzes, der im kommenden Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. Eine spielbare Transkription des komplizierten Notensatzes ergatterten sie dank guter Beziehungen „nach oben“, zur Standortkapelle. Nicht so ganz einverstanden mit dem Sound war offensichtlich eine Oberstettener Schweineherde, die die Vorbachtaler auf der Rückfahrt vom Musikfest in Rot am See aus dem Bus heraus beschallten: sie ergriffen im Schweinsgalopp die Flucht. Andere freuten sich über jeden Vorbachtaler-Auftritt, auch wenn die sich nach einem Wertungsspiel in Schnelldorf dank etwas verlängerter Mittagspause an einer abknickenden Vorfahrt cool an der falschen Stelle im Festumzug einordneten. Dass die nachfolgenden Kapellen dadurch etwas aus dem Tritt gerieten und fürchteten, sich verlaufen zu haben, nahm man billigend in Kauf. Wie’s eigentlich zu den Marketenderinnen kam, fragte das Moderatorenduo nach. Ganz einfach: Die bunte Idee brachte ein Vorbachtaler aus dem Urlaub mit. Und wie kam’s zum Jugendorchester? Dank, so Rainer Schmid, der den Verein von 2001 bis 2011 leitete, einer damals einfach idealen Konstellation für die Jugendarbeit: es gab nicht nur drei aktive und ehemalige Vorsitzende, die den Unterricht für unterschiedliche Instrumente schultern konnten, sondern auch die Entwicklung einer sehr konstruktiven Zusammenarbeit mit der Musikschule Hohenlohe und dem Bildungszentrum, die für Nachwuchs in den Reihen der Aktiven sorgte. Und: Erfolg habe eben ganz einfach drei Buchstaben: „T, U und N“, so Schmid. Sein Vorgänger Lorenz Groß, Vorsitzender seit 1995, kann das nur bestätigen. Und wie lief es eigentlich im Vorstandsamt? Prima, problemlos, manchmal anstrengend, aber immer erfreulich, bestätigte auch Susanne Martens, die das Amt 2013 antrat und heilfroh ist, mit ihrem damaligen Stellvertreter Matthias Döhler und Jana Frieß ein junges Führungsduo gewonnen zu haben, das die Vereinsgeschicke seit 2021 gemeinsam lenkt.

Am 19. und 20. April gibt es zwei Jubilumskonzerte – freitags mit der Jungen Garde aus Bläserklassen und Jugendorchester, samstags mit dem Jubiläumsfestakt. Beginn in der Alten Turnhalle jeweils um 19.30 Uhr. Vom 7. bis 9. Juni widmen die Vorbachtaler ihrem Jubiläum gleich ein ganzes Festwochenende, am Samstag vorm Ende der Sommerzeit gibt es einen Böhmischen Abend und am Weihnachtsmarkts-Sonntag ein Standkonzert vorm Rathaus.

Die Vorbachtaler Musikanten freuen sich jederzeit über aktive und fördernde neue Mitglieder – und Spenden (Volksbank Main-Tauber e.G.: IBAN DE77 6739 0000 0092 1734 02 sowie Sparkasse Tauberfranken: DE18 6735 2565 0000 8129 25) unter anderem zugunsten der Noten- und Instrumentenpflege und Materialergänzung sind natürlich auch jederzeit willkommen.

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