Landschaftspflege

Taubertal: Steinriegel ganz als besonderer Lebensraum

Im Bereich Röttingen 762 Wälle digital erfasst und Zustand bewertet. Prägend für das Bild des Taubertals – doch nur, wenn sie „offen“ sind

Von 
Markhard Brunecker
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Der Landschaftspflegeverband (LPV) Würzburg hat ein Projekt für ein Konzept zur dauerhaften Steinriegel- und Heckenpflege im Taubertal durchgeführt. Ziel: Bedrohte Lebensräume erhalten.

Röttingen. Auf einem Gebiet in den Gemeinden Röttingen, Aufstetten, Bieberehren, Aub und Tauberrettersheim wurden in Zusammenarbeit mit der Flächenagentur Deutsche Landschaften GmbH in Ansbach 762 Steinriegel digital erfasst und ihr Zustand bewertet. Damit können für die Zukunft Pflegeroutinen aufgezeigt und eine landschaftspflegerische Durchführung sowie Materialverwertung durch Spezialisierung von Landschaftspflegebetrieben vorbereitet werden, sagte Simone Heim, Geschäftsführerin vom Landschaftspflegeverband Würzburg (LBV).

Ziel ist es, ein dauerhaftes Pflegekonzept zu erstellen. So soll dieser wertvolle und bedrohte Lebensraum Steinriegel, der das Landschaftsbild im Taubertal weithin prägt, verbessert und erhalten werden. Die Ergebnisse dieses Projekts wurden nun von Geschäftsführer Hubert Marquart von der Landschaften GmbH präsentiert sowie bei einer Exkursion zu den Steinriegeln nach Aufstetten (Affental) erläutert.

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Steinriegel, lange Wälle aus zusammengelesenen Steinen, prägen seit Jahrhunderten markant das Landschaftsbild im Taubertal. Ihre Entstehung geht vorwiegend auf ausgedehnte Weinbergsflächen des 16. Jahrhunderts zurück.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Weinbau zunehmend aufgegeben. Die nachfolgende Nutzung der Flächen, als Streuobstwiese oder für die Tierhaltung, wurde in den vergangenen Jahrzehnten weniger attraktiv. Ohne die menschliche Interaktion wachsen heute auf fast allen Steinriegeln Hecken und Bäume. Dies führt zu einer starken Veränderung des Landschaftsbildes und bedroht die offenen Steinriegel, die ein Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sind. Gegenwärtig sind sie nur noch an wenigen Orten als Zeugnisse historischer Weinbaulandschaften in Hanglagen zu finden.

Das Untersuchungsgebiet beinhaltet 762 meist durch Gehölzbewuchs beschattete und wenig offene Steinriegel, die jedoch deutlich erhöht werden sollen befinden sich in einem etwa 28 Quadratkilometer großem Landschaftsausschnitt des Taubertals und seiner Nebentäler. Die Gesamtlänge der dokumentierten Steinriegel beträgt rund 46 Kilometer und hat eine Fläche von 16 Hektar.

Gesetzlich geschützt

Die Erfassung ergab, dass die Steinriegel in diesem Gebiet zwischen 30 und 100 Meter lang und 1,0 bis 1,5 Meter hoch sind. Außerdem sind sie überwiegend mit Gehölzen bewachsen und südwärts orientiert. Steinriegel genießen gesetzlichen Schutz und dürfen nicht entfernt werden. Steinriegel sind wertvolle Habitate für viele seltene Pflanzen und heimische Tiere.

Wärmeliebende und konkurrenzschwache Arten finden auf offenen, sonnenexponierten Steinriegeln ideale Lebensbedingungen. Diese beherbergen kleinwüchsige, trockenresistente oder wasserspeichernde Pflanzen. Die häufigsten Gehölze und Bäume auf den Steinriegeln sind u.a. Gewöhnlicher Liguster, Schwarzdorn, Blutroter Hartriegel, Eingriffiger Weißdorn oder die Sal-Weide. Charakteristische, wärmebedürftige Tiere wie Zauneidechse, Schlingnatter, Schmetterlingshaft oder die Weiße Turmschnecke bewohnen diese Gebiete. Wenn Steinriegel von Gehölzen bewachsen werden, ändern sich die lokalen klimatischen Bedingungen. Hecken und wärmetolerante Bäume sorgen für Beschattung, eine höhere Luftfeuchte und verminderte Temperaturschwankungen.

Ein optimaler Zustand des Gebiets wäre eine Landschaft aus offenen, teilbewachsenen und von Gehölzen besetzten Steinriegeln, wodurch ein vielseitiges Mosaik aus stark besonnten, teilbeschatteten und schattigen Bereichen entsteht. Zurzeit sind die offenen Steinriegel unterrepräsentiert und durch zunehmende Verbuschung sogar regelrecht bedroht. Entbuschungsmaßnahmen helfen, diese freizulegen und Gehölzwachstum zu mindern.

Empfehlenswert ist es, zunächst Steinriegel mit südlicher Ausrichtung zu öffnen. Besonders diese südlich ausgerichteten Strukturen bieten bei guter Besonnung bis hin zu leichter Beschattung ideale Lebensräume für Reptilien, Insekten und Flechten. Sie dienen nachtaktiven Fledermäusen als wichtige Orientierungspunkte. Außerdem bieten die Gehölze Balz- und Ausspähpunkte für Vögel wie den Neuntöter, die Heckenbraunelle oder den Baumpieper und Eidechsen als Kletterbereiche. Auch Segelfalter nutzen die bodennahen Sträucher zur Eiablage.

Viel Handarbeit gefordert

Niels Kölbl vom LBV ging vor Ort auf den Beginn vor zwei Jahren ein, als Landwirte auf den Verband zukamen und um Hilfe/Beratung fragten. Nach Erstellung eines Rodungsplans war klar, dass hier in dem sehr wertvollen Bereich im Affental hauptsächlich Handarbeit gefragt ist, denn mit Maschinen ist hier selten ein Einsatz möglich. Jetzt nach getaner Arbeit sind die Weidetierhalter gefragt, denn bei dem Grünland handelt es sich gleichzeitig um Heuwiesen.

Erhard Heinle, stellvertretender Fachbereichsleiter im Naturschutz und Landschaftspflege im Landratsamt Würzburg erklärte, dass es noch zwei bis drei Jahre dauern werde, bis aus den noch etwas wüsten Hanglagen eine Bilderbuchanlage/Paradies für Insekten entsteht. An den Landratsamt-Mitarbeiter Heinle sind auch Anträge zu stellen, wenn Gemeinden oder Privatleuten ihre Steinriegel „gesäubert“ werden sollen. Am Ende gab es ein großes Lob von Landrat Thomas Eberth für alle Beteiligten, denn es sei vorbildlich, wie alle an einem Strick ziehen. „Wir Verändern die Landschaft, aber im Positiven und das ist ein toller Anlass Dank zu sagen.

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