Asylpolitik - Ende März könnten zwölf Geflüchtete in Schrozberg ohne Bleibe dastehen

Schrozberg: Container für Asylbewerber sind nur der letzte Ausweg

Ende März könnten zwölf Geflüchtete in Schrozberg ohne Bleibe dastehen. Die Stadt muss schnell eine Lösung finden. Es werden wohl Container aufgestellt, auch wenn das niemandem gefällt.

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Sebastian Unbehauen
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Ein Bild aus dem Jahr 2018 von einer Containeranlage für Geflüchtete in Mainhardt. So ähnlich könne es auch in Schrozberg aussehen. © HT-Archiv

Schrozberg. Von Sebastian Unbehauen

Zwei Familien und zwei einzelne Asylsuchende, die bisher in den landkreiseigenen Gebäuden im Zeller Weg in Schrozberg untergebracht waren, können dort nicht länger als bis Ende März bleiben. Der Landkreis hat die weitere Unterbringung gekündigt.

Hintergrund: Es handelt sich um Menschen in der so genannten Anschlussunterbringung, für welche die Kommunen zuständig sind. Der Landkreis muss sich derweil um die vorläufige Unterbringung kümmern und rechnet mit steigenden Ankunftszahlen im laufenden Jahr. Deshalb wird jetzt Platz in den eigenen Unterkünften geschaffen – nicht nur in Schrozberg, sondern im ganzen Kreisgebiet.

Schon vor Wochen hatte Bürgermeisterin Jacqueline Förderer das Problem in einer Gemeinderatssitzung vorgetragen, über das Mitteilungsblatt wurde anschließend nach Wohnungen für die Geflüchteten gesucht – bisher ohne durchschlagenden Erfolg. Deshalb plant die Stadt die Errichtung einer Containeranlage.

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„In 20 Containern könnten 24 Personen bei einer Zwei-Bett-Belegung inklusive Gemeinschaftsräume, Küche und Sanitärräume untergebracht werden“, schreibt die Verwaltung in der Sitzungsvorlage. So wäre man auch für den Fall gewappnet, dass weitere Menschen in Schrozberg ankommen und untergebracht werden müssen. Die Container sollen auf einem Grundstück in der Weststraße, zwischen einem Wohnhaus und dem alten Bauhofgelände, errichtet werden. Die Stadtverwaltung wollte eigentlich einen Baubeschluss fassen. Da machte der Gemeinderat aber nicht mit. Kathrin Müller (Wahlgemeinschaft für Jedermann) etwa meldete vehement Bedenken an: „Ich kann mich mit der Lösung Containerbau überhaupt nicht anfreunden“, sagte sie. Gemeinschaftsunterkünfte wie diese böten den Bewohnern keinerlei Privatsphäre. Das sei unzumutbar. Müller erinnert daran, dass der Asylkreis – dem sie angehörte – bereit vor vier Jahren auf die Stadt zugegangen sei, um auf die Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche aufmerksam zu machen. „Wir haben die Stadt angefleht, kann man sagen“, so Müller. Passiert sei zu wenig.

Ihr Fraktionskollege Hans-Joachim Feuchter sprang ihr bei: So funktioniere Integration „hundertprozentig nicht“. Wo viele Menschen aus unterschiedlichen Nationen über einen langen Zeitraum eng aufeinander hockten, gebe es automatisch Stress – „wir halsen uns mit dieser Lösung Probleme auf, die wir noch gar nicht absehen können“.

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Müller, Feuchter und auch Frank Klöpfer (Freie Wähler) forderten, die Stadt müsse noch aktiver werden und selbst auf potenzielle Vermieter zugehen. „Klar ist doch: Wenn die Asylsuchenden selbst bei Vermietern klingeln, ist da eine gewisse Abwehrhaltung da“, so Klöpfer. Davon konnten viele Stadträte ein Liedchen singen. Zum Beispiel Lothar Mühlenstedt (CDU), Ulrich Herrschner (FW) und Christel Waldmann (FW) haben selbst schon solche Erfahrungen gemacht. Waldmann berichtete, sie habe für einen ausländischen LBV-Mitarbeiter, der in Lohn und Brot stand, eine Wohnung gesucht. Was sie da unter anderem im O-Ton zu hören bekam: „Das will ich eigentlich nicht, wir sind ein deutsches Viertel.“ Am Ende war sie zwar mit viel Einsatz erfolgreich, aber ob das in der kurzen Zeit im Falle der Geflüchteten gelingen kann? Waldmann ist skeptisch. „Mir gefällt die Container-Lösung auch nicht, aber wir müssen ihnen ein Dach über dem Kopf geben“, sagte sie. Das war auch die Botschaft der Verwaltung. Man sei weiterhin auf Wohnungssuche, man trete auch selbst als Mieter auf, aber man brauche den Plan B, auch wenn dieser sicher nicht die Lieblingslösung sei. „Ein normaler Wohnungssuchender tut sich schon wahnsinnig schwer. Und Flüchtlinge tun sich noch einmal erheblich schwerer“, betonte Hauptamtsleiter Helmut Hüttner.

„Heute kein Beschluss: Das wäre für uns fatal.“ Denn der Landkreis drohe damit, die Flüchtlinge nach dem Ende der Unterbringung vors Rathaus zu schicken. Letztlich beschloss der Gemeinderat nicht den Bau, aber die Planung der Containerlösung – einstimmig. Ob es zum Bau kommt, hängt davon ab, ob es in einer konzertierten Aktion doch noch gelingt, anderen Wohnraum zu finden.

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