Wertheim. Ein Fernseher im Altmetall-Container, mehrere Müllsäcke auf einer Wiese und Küchenschränke auf einem Parkplatz – fast jede Wertheimer Ortschaft kämpft mit illegal abgelegten Müll. Inzwischen werden viele Täter zur Rechenschaft gezogen.
Wertheim. Dass es rund um ein Schnellrestaurant oder den Autohof manchmal aussieht, als hätte es Abfall geschneit, ist für die Bettinger nichts Neues. Auch wenn der Betreiber des Schnellrestaurants sich redlich bemüht und seine Mitarbeiter oft losschickt, den Müll einzusammeln – die Menge an Abfall wird kaum weniger und die Moral der Gäste nicht besser.
In Bettingen hat man deswegen inzwischen darauf reagiert. Hier gibt es jemanden, der sich täglich um den weggeworfenen Abfall kümmert, Müllkörbe entleert und Unrat aus den Grünflächen klaubt. „Die Müllbelastung ist bei uns sehr hoch. Aber wir haben es im Griff, dank der Unterstützung durch die Stadt“, sagt Ortsvorsteher Ralf Tschöp. Das Pfandsystem a la Tübingen für Einwegverpackungen hätte man in Bettingen trotzdem sehr begrüßt. Noch während er am vergangenen Dienstag mit den Fränkischen Nachrichten über Müllsteuer und Erziehung spricht, erhält er die Nachricht von illegal abgelegtem Sperrmüll nahe der Brücke Richtung Lindelbach.
Am Radweg Waldenhausen
Auch Waldenhausens Ortsvorsteher Gerrit Lang kann einen Beitrag zum Müll-Thema beisteuern – wie sicherlich viele andere Bürger, durch deren Dorf ein stark befahrener Radweg führt. „Wir haben tatsächlich immer mal wieder mit völlig überfüllten Mülltonnen an den Rastplätzen zu tun. Vor allem, wenn größere Radgruppen dort Pause machen, reicht das Fassungsvermögen der Mülleimer bei weitem nicht aus. Der Abfall landet dann eben neben der Tonne“, erklärt Lang. Auffällig ist, dass diese Art der Verschmutzung deutlich zugenommen habe seit Corona ausgebrochen ist, so Lang weiter. „Durch die Pandemie haben die Leute zurück aufs Rad gefunden, was sich deutlich an der Abfallmenge bemerkbar macht.“ Man habe derzeit die Leerung nicht richtig im Griff. Lang wünscht sich, dass der veränderten Situation Rechnung getragen wird, indem mehr und größere Mülleimer mit Deckel entlang der Strecke aufgestellt werden und die Leerung öfter erfolgt. Zuständig für die Leerung ist in diesem Fall der Bauhof der Stadt, erklärt Lang.
Mit illegaler Müllentsorgung hat auch Dietenhan zu kämpfen. Da steht dann schon mal eine Stehlampe neben dem Glascontainer. Für die Dietenhaner ist momentan ärgerlich, dass viele ihren Müll im Eimer am Spielplatz entsorgen und bislang nicht geklärt ist, wer für die Leerung zuständig ist. Auch hier müsste die Stadt nachbessern, so der Wunsch des Ortsvorstehers Frank Helm.
Täter gefunden
Ein weiteres Negativ-Beispiel wurde in Nassig aktenkundig erfasst. Unbekannte hatten Anfang Mai auf Nassiger Gemarkung illegal mehrere graue Abfallsäcke mitten in der Natur abgelegt. Der städtische Bauhof musste die Müllsäcke auf Kosten der Allgemeinheit abtransportieren und entsorgen. Die Täter konnten jedoch ausgemacht werden und erhielten einen Bußgeldbescheid. Wie der Leiter des Ordnungsamtes, Volker Mohr, schon mehrfach betonte, scheue man sich nicht, den Müll nach Hinweisen zu durchsuchen, in beinah akribischer Detektivarbeit die Umweltsünder herauszufinden, um sie dann zur Kasse zu bitten.
Fernseher im Metall-Container
Seit vielen Wochen hat auch Reicholzheim mit dem unleidigen Müllproblem zu kämpfen. Hier ist es vor allem der Metall-Container, auf dem Parkplatz gegenüber der Festhalle, der für die Beseitigung von Hausmüll oder Abfall missbraucht wird.
„Heute Morgen erst war der AWMT (Abfallwirtschaftsbetrieb Main-Tauber) da und hat den Container geleert. Nur wenige Stunden danach nun das“, Ortsvorsteher Sebastian Sturm schüttelt den Kopf. Im Schrott-Container liegen wieder Gegenstände, die dort nachweislich nicht reingehören, wie ein Kinderwagen, ein Kassettenrekorder, ein Holzstuhl und eine Duschtasse aus Kunststoff. Direkt vor dem Container stehen ein großer Vogelkäfig und ein sichtbar in die Jahre gekommener kleiner Handwagen.
„Ob Auto- oder Motorradreifen, Kühlschränke, Fernseher, Holz, Gefriertruhen, Haushaltsmüll in Tüten, ein Fass mit Altöl gefüllt, oder vor kurzem eine komplette Küche – wir haben hier wirklich schon alles gefunden“, so Sturm. Als der Metall-Container noch nah an der Brücke stand, wurde vieles, was nicht in den Container konnte, einfach in die Tauber geworfen, erinnert sich der Ortsvorsteher. Das Problem in Reicholzheim sei, dass es keine direkten Anwohner gibt, welche die Täter eventuell stören könnten oder ein Auge auf das Treiben am Container haben, versucht Sturm die Ursache zu erklären.
Aber das allein könne es nicht sein. Denn als der Container eingezäunt war, wurde der Müll direkt vor den Zaun abgelegt, erinnert sich Günther Sturm. Der Namensvetter und entfernte Verwandte des Ortsvorstehers schaut jeden Tag mehrfach vorbei, sortiert bereits aus, was da nicht reingehört.
Diese Arbeit machtGünther Sturm völlig unentgeltlich. Das Sortieren muss sein, denn der AWMT nimmt die Sachen nicht mit, die eben nicht in den Container gehören, so Sturm. Also wird aussortiert, dann das Ordnungsamt informiert und dass wiederum beauftragt Bauhofmitarbeiter, den Müll zu entsorgen – alles auf Kosten des Steuerzahlers, wenn der Verursacher nicht vermittelt werden kann.
Um die Verursacher über ein saftiges Bußgeld zur Ordnung rufen zu können, wühlen Günther Sturm und Mitarbeiter der Stadt den Abfall durch, um Anhaltspunkte auf die Täter zu erlangen. Auf die Frage nach seiner Motivation meint Sturm: „Ich will einfach nur, dass es hier sauber ist.“
„Das Thema der illegalen Müllentsorgung verfolgt uns mehr denn je“, das sagte Volker Mohr kürzlich auf der Ausschusssitzung für Finanzen und Verwaltung. Die von Axel Wältz (CDU) geforderte deutliche Anhebung der Bußgelder könne nicht willkürlich sondern nur vom Gesetzgeber vorgenommen werden. Mohr versicherte aber, dass die Bürger inzwischen aufmerksamer sind und viele Täter geschnappt werden.
Lösung: Die Mängelmelder-App
Ein Lösungsansatz den die Stadt bietet ist die Mängelmelder-App. Hier können alle Bürger Auffälligkeiten melden. Die App bekämpft zwar nicht die Ursache, ist jedoch schon mal ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Teure Müllentsorgung
„Das Bußgeld für illegal entsorgten Müll kann von 100 Euro bis zu 500 Euro betragen“, erklärte Sindy Gimpel vom Ordnungsamt. Dazu kommen noch die Kosten, die bei der Stadt für die Entsorgung anfallen.
Vom 1. Januar bis 7. Juli 2022 wurden insgesamt 38 Fälle von illegaler Müllentsorgung auf Wertheimer Gemarkung dem Ordnungsamt gemeldet, in 26 Fällen konnten die Täter ermittelt werden und erhielten einen Bußgeldbescheid. hei
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