Das Jahr 2024 in Niederstetten

Jahresrückblick: So lief 2024 in Niederstetten

Es passierte so einiges: Eine Anklage gegen Bürgermeisterin Heike Naber, Konflikte im Gemeinderat auch nach den Kommunalwahlen und zahlreiche gelungene kulturelle Höhepunkte

Von 
Simon Retzbach
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Für die Sanierung des Bildungszentrums Niederstetten wurde trotz knapper Mittel 2024 ein erster Schritt eingeleitet. Das Projekt beschäftigt den Gemeinderat schon lange. © Michael Weber-Schwarz

Niederstetten. Begonnen hatte das Jahr 2024 in Niederstetten denkbar schlecht. Denn auf der L1001 zwischen der Kernstadt und Vorbachzimmern krachte es bei winterlichen Verhältnissen Mitte Januar verheerend, zwei Menschen verstarben noch vor Ort, der schwer verletzte Unfallverursacher überlebte – und wurde Ende Oktober vom Amtsgericht Bad Mergentheim rechtskräftig zu einer Geldstrafe und einem Entzug der Fahrerlaubnis verurteilt.

Im September eine weitere Nachricht aus der Justiz. In der mittlerweile nun schon Jahre andauernden Affäre um die Amtsführung von Bürgermeisterin Heike Naber gab es einen bedeutenden Schritt. Nach äußerst zeitintensiven Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Ellwangen wegen Urkundenfälschung und Untreue Anklage gegen Naber am Landgericht Ellwangen erhoben.

Eine solche Anklage ist insofern bedeutend, als dass sie auf konkrete Anhaltspunkte für einen Tatverdacht seitens der Anklage schließen lässt. Etwas mehr als nur bloße Gerüchte und Vorwürfe also. Rücktrittsforderungen aus den Reihen des Gemeinderats kam die Bürgermeisterin (bislang) nicht nach, sie will bis zu einem Urteil im Amt bleiben und weiterarbeiten.

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Doch das Jahr hatte nicht nur solche unschönen Ereignisse für die Niederstettener zu bieten. So feierten sie im Januar wieder den traditionellen und überregional beliebten Rossmarkt, ehe die Vorbachtaler Musikanten gekonnt ihr 50-jähriges Bestehen mit zwei sehr gut besuchten Konzerten begingen. „Konzerte im ’Wow’-Format“, so das Urteil der FN damals. Kein Wunder also, dass lediglich die Zahl der vorhandenen Stühle in der Alten Turnhalle die Besucherzahl begrenzte. Man stuhlte so lange für weitere Zuhörer nach, bis es eben schlichtweg keine verfügbaren Sitzmöbel mehr gab.

Wenn in Niederstetten kulturell etwas geboten ist, dann kommen die Besucher in Scharen – dieses Fazit lässt sich mit Blick auf zahlreiche gut besuchte Veranstaltungen leicht ziehen. Dies galt aber eben nicht nur für ’leichte’ und beschwingte Kulturkost, sondern auch für die Eröffnung der Jüdischen Kulturtage in der Jakobskirche im Mai. Angesichts der aktuellen Geschehnisse ein durchaus ernsterer Anlass.

Kommunalwahlen im Juni mischten die Karten neu

Nicht weniger begeisternd als die Konzerte der Vorbachtaler Musikanten im April war auch die Aufführung des Komödienklassikers „Pension Schöller“ beim Freilichttheater im Tempele. Auch der Theaterverein ist als feste kulturelle Größe in Niederstetten etabliert, für die Premiere von „Pension Schöller“ gab es ebenfalls viel Applaus der zahlreichen Besucher und begeisterte Kritiken – und das, obwohl zumindest die Premiere im Juli wortwörtlich ins Wasser fiel. Freilichttheater und Regenschauer – das verträgt sich einfach nicht so gut. Dennoch: „Ansteckende Spielfreude und gute Laune“, so der Tenor zur Aufführung.

Stichwort „Nicht so gut vertragen“: Im Juni mischten die Kommunalwahlen auch in Niederstetten die Karten neu. Ob wohl ein neu zusammengesetzter Rat harmonischer und geräuschloser arbeitet als dies im alten Gremium noch der Fall war? Immerhin waren vier Vertreter der neuen Liste „Zukunft Niederstetten“ bei der Wahl erfolgreich. Diese wollten, so die Erklärung vor der Wahl, wieder die „wichtigen und zukunftsweisenden Aufgaben“ des Gemeinderats in den Vordergrund stellen, nachdem sie „hinter Streitigkeiten und Persönlichkeiten an Wahrnehmung verloren haben“.

Konfliktreiche Dynamik und anstehende Großprojekte

Doch auch wenn es im neuen Rat so einige neue Gesichter gibt: Bedeutend harmonischer liefen die Sitzungen seitdem nicht ab. Zu den üblichen Streitereien zwischen einigen Stadträten und Bürgermeisterin Naber kamen seit der Wahl noch wiederholt hitzige Debatten zwischen Vertretern der Liste „Zukunft Niederstetten“ und den erfahrenen Stadträten hinzu. Diese konfliktreiche Dynamik zeichnete sich bereits in der Premierensitzung im Juli ab und gipfelte in einem Sitzungsabbruch im November.

Dabei gäbe es inhaltlich genug zu tun. Große und kostspielige Projekte wie etwa die Sanierung des Bildungszentrums Niederstetten, ein kommunales Dauerbrenner-Thema, müssen vom Rat begleitet werden. Doch schon erste Schritte – wie die Suche eines Architekten – zeigten im September auf: Es wird teuer. Ein Umstand, der in Zeiten angespannter Haushaltslagen naturgemäß für wenig Begeisterung sorgt.

Denn der Haushalt war und ist in Niederstetten ohnehin ein anhaltendes Reizthema. Wie man diesen konsolidieren (also mit geringeren Schulden belasten) kann, war ein großes Thema des vergangenen Jahres. Ein Experte machte dem Gremium zahlreiche Vorschläge. Beschlossen ist noch nichts, wo und wie gespart wird, steht also noch nicht fest.

Doch genau das bedeuten Debatten um angespannte Haushaltszahlen letztlich: Dahinter stecken konkrete Projekte, die angegangen oder verschoben werden müssen. Kürzungen an verschiedenen Stellen, die bei Betroffenen eher wenig Begeisterung wecken dürfen. Kurzum: Unangenehme Entscheidungen angesichts des Sparzwangs warten auf die Gemeinderäte in 2025.

Ob es in der Causa Heike Naber im kommenden Jahr eine Entscheidung geben wird, ist derzeit offen. Das Landgericht Ellwangen hat noch nicht über eine Zulassung der Anklage entschieden, bei komplizierten Verfahren kann so eine Zulassungsentscheidung auch mal ein Jahr dauern. Bis es dann zu einem Urteil mit Rechtskraft käme, könnten schon wieder die Bürgermeisterwahlen 2026 anstehen.

Eines steht jedoch schon jetzt fest: Es dürfte ein äußerst spannendes Jahr 2025 für die Vorbachtalkommune werden. Wichtige politische Weichenstellungen und kulturelle Höhepunkte versprechen eine interessante Mischung für Niederstetten.

Redaktion

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