Umfangreiche Leitungsarbeiten in der Altstadt

Der ersten Rothenburger Stadtbefestigung auf der Spur

Neben den Bauarbeitern sind auch die Archäologen gefragt. Geschichtsträchtiger Untergrund

Von 
Dieter Balb
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Am Weißen Turm (hier der Blick Richtung Galgengasse) wurden bei Leitungsarbeiten auch die Archäologen fündig. Man fand Mauerreste des Vorwerks beziehungsweise der mittelalterlichen Wallgrabenmauer. © Dieter Balb

Rothenburg. Wenn in Rothenburgs Altstadtgassen gebuddelt wird, um das unterirdische Leitungsnetz zu erneuern, dann sind neben den Bauarbeitern in vielen Fällen auch die Archäologen gefragt. Bei dem geschichtsträchtigen Untergrund ist dies kein Wunder, so auch derzeit auf der Baustelle am Weißen Turm, wo man nebenbei etliche Spuren der einstigen Toranlage entdeckt hat, die es nun zu sichern gilt.

Dass dies so kommt, war naheliegend, denn schließlich handelt es sich mitten in der Altstadt um eine prägnante Stelle – einst ein Knotenpunkt, denn dort verlief der erste Stadtmauerring, und der Weiße Turm war wichtig für den gesicherten Zugang zur Stadt. „Das ist im Kontext der ersten staufischen Stadtmauer zu sehen“, heißt es auf Nachfrage vom Landesamt für Denkmalpflege in München.

Außenmauer wird erhalten

Entdeckt wurde vermutlich die Außenmauer des alten Stadtgrabens, die rund 1,40 Meter breit ist und in Nord-Süd-Richtung verläuft. Beim Blick in die Tiefe zeigen sich zahlreiche Leitungen zur Trinkwasser- und Gasversorgung, so dass der Leitungsgraben stark durch solche Altleitungen gestört ist und die Funde noch näher bestimmt werden müssen. Wie Maximilian Bauer von der Pressestelle erläutert, kann die gefundene Außenmauer erhalten werden. Es handle sich offenbar um das Fragment einer äußeren zweischaligen Graben-Futtermauer des Stadtgrabens, der dann nach der Erweiterung im 14. Jahrhundert verfüllt und teils überbaut wurde.

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Auch die noch nicht bestimmten Mauerreste dürften Teil einer mehrphasigen Vorbefestigung des ehemaligen Stadttores sein. Klare Indizien zum Alter der Befunde lägen noch nicht vor, aber die zeitliche Einordnung ergebe sich aus dem Ort im Stadtgebiet direkt vor dem älteren Stadttor des 12./13. Jahrhunderts, heißt es.

Umfassend dokumentiert

Aus dem inneren Bering existiert außer dem Weißen Turm ein paar Fußminuten weiter auch noch der Markusturm mit seinem malerischen Ensemble als ein Hauptzugang zur ersten Stadtanlage. Die jetzigen Arbeiten berühren außerdem ein unterirdisches Gewölbe, das entsprechend versiegelt wurde. Es ist vermutlich Teil der renaissancezeitlichen Wasserversorgung der Reichsstadt gewesen. Und dahinter liegt noch ein bereits seit Jahrzehnten bekannter mittelalterlicher Brunnen, der aber, wie das Landesamt betont, jetzt nicht Teil der archäologischen Maßnahme ist.

Die Bodendenkmale werden wie immer umfassend dokumentiert und sollen erhalten bleiben, auch wenn sie letztlich nicht mehr sichtbar sind. Maximilian Bauer: „Dazu werden sie eingesandet und somit konservatorisch überdeckt“. So sind seit Wochen kleine Spezialistenteams des Landesamtes vor Ort, um den Bagger-Aushubarbeiten folgend das Gelände auf historische Mauern oder andere mittelalterliche Funde zu durchsuchen und jeweils behutsam freizulegen.

Nach Abschluss im Vorbereich des Weißen Turmes geht es in der östlichen Rödergasse weiter. Die Stadt ist seit vielen Jahren gewissermaßen als Daueraufgabe mit der Erneuerung des unterirdischen Leitungsnetzes zur Versorgung mit Wasser, Gas und Strom befasst und gibt dafür Millionenbeträge aus. Im Gegensatz zu den Besuchern, die Rothenburg lieber ohne Baustellen sehen, sind diese für Archäologen eher ein Glücksfall, weil man auch heute noch immer wieder neue Spuren aus der Vergangenheit entdeckt. Im Bayerischen Denkmal-Atlas Online können Interessierte anhand von Karten, Luftbildern und Erläuterungen selbst eintauchen in das Thema und sich umfassend über Bau- und Bodendenkmale informieren.

Die Rothenburg-Karte ist dabei reich gespickt mit Funden.

Autor Redakteur, Wort- und Bildjournalist, Video

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