Archäologen graben in Walldürn

Walldürn: Auf der Suche nach der alten Stadtmauer wird an der Seestraße „gebuddelt“

Gelände liegt an der Ostecke der ehemaligen mittelalterlichen Stadtbebauung

Von 
Daniela Käflein
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Walldürn. Sie stehen im Graben und schaufeln Erde nach draußen. Zwei Archäologen suchen zurzeit in der Seestraße in Walldürn nach Überresten der alten Stadtmauer.

Das Areal, auf dem die Archäologen nach der Stadtmauer graben, liegt in der Seestraße 13, 15 und 17 und wurde von der Firma Hollerbach gekauft. Momentan sind erstmal grobe Arbeiten angesagt, die teilweise mit dem Bagger erledigt werden müssen.

„Die Grabungsfirma legt mit einem Bagger Sondage-Schnitte in das Gelände, um zu überprüfen, ob archäologische Befunde, also Mauern oder Planierschichten vorhanden sind“, erklärt Dr. Volke Damminger, zuständiger Gebietsreferent im Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, auf Anfrage der Fränkischen Nachrichten.

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Elisabeth Englert
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Die Sondage oder der Probeschnitt sei ein archäologisches Verfahren zur Abklärung bei der Voruntersuchung eines zur Ausgrabung anstehenden Terrains.

„Dabei werden – verteilt über die Fläche – mehrere Probegrabungen, möglichst bis auf den gewachsenen Boden herunter, durchgeführt“, so Damminger weiter. „Deutlich erkennbare Schichten, gegebenenfalls durch Hiatus oder Brandhorizonte erzeugt, ermöglichen einen ersten Überblick, und dabei gemachte Einzelfunde lassen sich in günstigen Fällen einer bestimmten Schicht zuordnen“, erläutert er. Schwarze Schichten im Boden zeugen nämlich in der Regel von Asche und Kohle, sind also entweder „Brandhorizonte“ durch Zerstörungen oder Schuttablagerungen von Feuerstellen.

Hiatus sei in der Prähistorie oder Frühgeschichte ein „Zeitraum ohne Funde“, der auf die Unterbrechung der Besiedlung eines bestimmten Gebietes zurückgeführt wird, auf dem es sowohl ältere, als auch jüngere datierbare Funde gibt, verdeutlicht der Fachmann.

Digital dokumentieren

Bei einer Sondage seien technische Arbeitsschritte wie das Einmessen des Schnittes besonders wichtig. „Mit den Arbeiten soll geklärt werden, ob gegebenenfalls vor der Bebauung großflächige Untersuchungen der Siedlungsbefunde, nicht nur der Stadtmauer, notwendig sind“, legt Folke Damminger im FN-Gespräch dar. Sollten Befunde in einem geringeren Umfang auftreten, werde man diese im Zuge der Prospektionsgrabung digital dokumentieren und so in ihrem historischen Informationswert erhalten.

Das Gelände liegt etwa an der Ostecke der ehemaligen mittelalterlichen Stadtbefestigung Walldürrns. Innerhalb der Stadtmauer könne man sich eine dichte Bebauung vorstellen. Zur Außenseite der Stadt hin war die Mauer in der Regel mit einem heute verfüllten Graben geschützt. Sollten Fundamentreste der Mauer gefunden werden, so müssen diese archäologisch dokumentiert werden, bevor sie für den Bau erforderlichenfalls abgetragen werden können.

Deutung keine leichte Aufgabe

Die Deutung der baulichen Überreste ist keine leichte Aufgabe, für Laien erschließt sich selbst bei genauer Inaugenscheinnahme der Mauerreste wenig. Anders ist das bei den Fachleuten. Sie gewinnen hier einen Eindruck von der Entwicklung vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert.

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