Evangelische Kirche

Dekanate Crailsheim und Blaufelden sollen miteinander fusionieren

Zusammenlegung soll bis Anfang 2024 über die Bühne gehen. Auf regionale Besonderheiten soll bei der Fusion Rücksicht genommen werden

Von 
Sebastian Unbehauen
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Blaufelden/Crailsheim. Die evangelischen Dekanate Crailsheim und Blaufelden sollen verschmelzen. In Blaufelden endet damit eine mehr als 200-jährige Geschichte. Aus Dekan Jahns Sicht ist der Schritt vernünftig.

Jüngst war bekannt geworden, dass die Kirchenbezirke Schwäbisch Hall und Gaildorf zusammengehen sollen – jetzt kündigten Dekanin Friederike Wagner (Crailsheim) und Dekan Siegfried Jahn (Blaufelden) im Gespräch mit dem Hohenloher Tagblatt an: Auch die Bezirke Crailsheim und Blaufelden machen sich auf den Fusionsweg. Siegfried Jahn geht im September 2023 in den Ruhestand, seine Stelle soll nicht mehr besetzt werden.

Das ehrgeizige Ziel lautet, die Bezirke bis zum 1. Januar 2024 zu verschmelzen. Danach soll Wagner von Crailsheim aus das neue, größere Dekanat führen. Die endgültige Entscheidung treffen freilich die jeweiligen Bezirkssynoden, die im Oktober zusammenkommen.

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Völlig überraschend kommt die Nachricht nicht, schließlich hat der Oberkirchenrat das Ziel ausgegeben, die Zahl der Dekanate innerhalb der evangelischen Landeskirche Württemberg bis 2030 um nicht weniger als 15 zu verringern. Dekane sind auf zehn Jahre gewählt, anstehende Wiederwahlen oder Eintritte in den Ruhestand werden für die Reform genutzt – indem Stellen schlicht nicht verlängert beziehungsweise wiederbesetzt werden.

Für Blaufelden ist der Verlust des Kirchenbezirkssitzes ein historischer Einschnitt. Seit 1810 amtierten dort Dekane. Früher gab es auch noch ein Dekanat in Langenburg, in den 1970er-Jahren wurden die Bezirke dann zusammengeschlossen. Jahn versteht, wenn die geplante Fusion zu Unverständnis und Enttäuschung in seinem Bezirk führt, aber er bittet auch um Verständnis – und betont: „Der Kirchenbezirk ist eine Verwaltungseinheit. Das wirklich Wichtige und Wesentliche geschieht in den Gemeinden. Wir müssen gucken, dass die Gemeinden so stark sind, dass sie die Verkündigung des Evangeliums miteinander leben können.“

Er verweist darauf, dass heute in der Landeskirche dreimal mehr Pfarrerinnen und Pfarrer pro Jahr (nämlich rund 120) in den Ruhestand gingen als nachkämen. 2010, bei seinem Amtsantritt, gab es im Kirchenbezirk Blaufelden 21,75 Pfarrstellen, heute sind es 16,75 und bis 2030 werden es noch einmal mindestens 2,5 Stellen weniger sein. Und auch die Zahl der Gemeindeglieder sinkt stetig. 2010 waren es 21 000, heute sind es noch 17 700.„Bezirksstrukturen müssen da nachziehen. Sie können nicht ewig bleiben, wie sie sind“, sagt Jahn.

Er habe immer weniger Leute zur Verfügung, um die Ämter im Bezirk zu besetzen: „Da bist du einfach auf Kante genäht.“

Dekanin Wagner ist der Überzeugung, dass Crailsheim und Blaufelden gut zusammenpassen: Man decke zusammen den Altkreis Crailsheim ab, sei sich bei der Zusammenarbeit für „Good News für Hohenlohe“ nähergekommen, habe dieselbe Schuldekanin und ein gemeinsames Kreisbildungswerk, liege im selben Wahlbezirk, lese dieselbe Zeitung.

„Das sind einfach tolle Leute im Kirchenbezirk Blaufelden. Ich freue mich auf sie“, sagt Wagner. Das Dekanat brauche auch weiterhin eine Außenstelle in Blaufelden, betont sie. Sie wolle einmal im Monat dort predigen: „Die Präsenz in der Fläche ist auch künftig absolut wichtig.“

Jahn verspricht einen transparenten Fusionsprozess, „damit Menschen mitgehen und mitdenken können“. Und er wünscht sich, dass Besonderheiten der bisherigen Bezirke erhalten bleiben. Blaufelden etwa sei stolz auf seine gut funktionierende, große Diakoniestation – „das gehört zu unserer DNA“.

Wagner verweist auf die psychologische Beratungsstelle im Bezirk Crailsheim und sagt: „Es ist wichtig, dass die Schätze des jeweiligen Bezirks gesehen werden und bewahrt bleiben.“ Jahn kann sich derweil ein gemeinsames Jugendwerk vorstellen. Die Fusion der Bezirke ist indes kein bloß formaler, sondern auch ein kultureller Akt. Es ist kein Geheimnis, dass der Kirchenbezirk Blaufelden tendenziell konservativer und pietistischer geprägt ist als der Kirchenbezirk Crailsheim.

Wagner weiß das, und sie betont zum Beispiel, dass es in Crailsheim einen viel höheren Anteil an Frauen gebe. Sie freut sich aber auf die nähere Zusammenarbeit mit den sehr engagierten Christen im bisherigen Nachbarbezirk – wie schon in der Corona-Zeit: „Pietisten waren technisch schon immer aufgeschlossener“, sagt sie. „Es gibt nichts, was uns aufhält, das Wort Gottes weiterzugeben“, sagt Jahn.

Zunächst freilich wird es wohl noch einige Worte der Erklärung brauchen, bis es tatsächlich zur Fusion kommt.

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