Ehrenbürger der Gemeinde Mudau - Heimat- und Verkehrsverein erinnert an Susanne Everth-Schulz und Professor Becksmann

Verdienste um die Gemeinde Mudau erworben

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Hans Slama
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Mudau. Der Heimat- und Verkehrsverein sieht sich als das historische Gedächtnis der Gemeinde Mudau. Er hat sich gemäß Satzung zur Aufgabe gemacht die Erinnerung an die Ehrenbürger und deren Verdienste wach zu halten. Diese sind vielfältig und reichen über 100 Jahre zurück.

Verdienste würdigen

Viele Bürger wohnen in einer Straße mit einem Namen eines Ehrenbürgers und kennen seine Verdienste nicht. Bei anderen Ehrenbürgern konnte man sich in dieser Sache nicht dazu durchringen. Immerhin sind es zwölf Männer und eine Frau.

Aus der Zeit der Selbstständigkeit vor 1975 sind es in Mudau: Philipp Josef Rottermann, 1871 ausgewandert nach Amerika, heute Rotterman, hier läuft die Kontaktaufnahme; Karl Friedrich Pfeiffenberger Ehrenbürger 1927; Arthur Grimm 1934, 1945 aberkannt und 1948 wieder erneuert; Franz Bingler Ehrenbürger 1947; Dr. Theodor Humpert 1959.

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Aus Donebach ist es Wilhelm Stelz, 1933.

Aus Langenelz Herrmann Paßmann, ebenfalls 1933 und Prof. Dr. Peter Paul Albert, 1952; nach 1975 folgen Professor Dr. Ernst Becksmann 1976; Erich Bucher 1979; Joachim Schulz 1980 und seine Frau Susanne Everth-Schulz 2011.

Den Beginn machen Susanne Everth-Schulz, die noch gut im Gedächtnis ist und deren Ehrung zehn Jahre zurückliegt, und Professor Dr. Becksmann, dessen Todestag 35 Jahre und die Ehrung 45 Jahre zurückliegen. Beide stammen aus Ostdeutschland.

Everth-Schulz wurde am 7. Juli 1920 in Leipzig geboren. Sie verstarb am 13. August 2015 im Alter von 95 Jahren in Amorbach. Ihre letzte Ruhestätte fand sie im Familiengrab am ursprünglichen Wohnort in Mudau.

Sie war mit Joachim Schulz über 50 Jahre verheiratet. Hierher kam das Ehepaar 1965, als der an Asthma leidende Ehemann einen Standort suchte und sich nicht für Sylt, den Bayrischen Wald, sondern für Mudau entschied. Ein Glücksfall ist es bis zum heutigen Tag. 1977 konnte man in Amorbach die Villa Derflinger vom Fürstenhaus Leiningen erwerben und renovieren. Die kinderlose Familie Schulz unterstützte über Jahre hinweg Vereine in Mudau, so unter anderem die Feuerwehr, den Musikverein und auch die Gründung des Golfclubs wäre, ohne die Unterstützung der Familie Schulz nicht denkbar gewesen, auch nicht der Schwimmbadverein Amorbach.

Soziales Engagement

Das große soziale und kulturelle Engagement erreichte schließlich nach dem Tode vom Ehrenbürger der Gemeinde Mudau und Ehrenmitglied des Golfclubs Joachim Schulz 2010 mit der Gründung der „Joachim & Susanne Schulz Stiftung“ durch Susanne Everth-Schulz ihren Höhepunkt. Es entstanden durch sie zwei voneinander unabhängige Fundationen. Die „Stiftung Susanne und Joachim Schulz Halle“ zum Umbau der Amorbacher TSV-Turnhalle als moderne Veranstaltungshalle. Parallel dazu entstand die „große“ Stiftung mit einem Kapitalstock von 20 Millionen Euro. Sie gehört damit zu den größten privaten Stiftungen Deutschlands und unterstützt Projekte in Mudau und Amorbach, auch im Raum Buchen, mit dem Ziel das Gemeinwesen, Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung sowie das ehrenamtliche Engagement zu fördern.

„Smart Pfad“

Neben der Unterstützung einer Vielzahl von Vereins- und Schulprojekten wurden insbesondere die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Mint) für Kinder und Jugendliche gefördert. 2019 wurde schließlich der 15 Kilometer lange „Smart Pfad Odenwald“ zwischen Mudau und Amorbach eröffnet. Ihr segensreiches Wirken und Engagement wurde 2011 mit der gleichzeitigen Verleihung der Ehrenbürgerschaften der Gemeinde Mudau und der Stadt Amorbach gewürdigt. Im gleichen Jahr wurde auch die Zufahrt zu dem 1990 verkauften Firmengelände in Mudau zum Dank für das Engagement in „Joachim-Schulz-Straße“ umbenannt.

Mit Professor Dr. Ernst Becksmann, geboren am 28. Februar 1906 in Halberstadt, verloren mit dessen Tod am 15. Mai 1986 in Freiburg die Geologen des Landes einen aktiven, geistvollen und kenntnisreichen Kollegen. Schon im Alter von 22 Jahren promovierte er zum Doktor der Philosophie. 1932 erfolgte die Habilitation für Geologie und Paläontologie. Nicht ganz ungetrübt war dann für ihn die Zeit in der Mitte der 1930er Jahre, während er auch in politische Intrigen verwickelt wurde, die ihm den weiteren Weg in Kiel verbauten. Er übersiedelte nach Heidelberg und wurde 1939 zum Professor für Geologie und Paläontologie ernannt.

Im Januar 1941 wurde er zur Wehrmacht einberufen und gründete 1946 zusammen mit Professor Rüger in Heidelberg das Geologische Landesamt Nordbaden. Dies ging 1957 im Geologischen Landesamt Baden-Württemberg mit Sitz in Freiburg unter seiner Leitung auf. Ungezählte Gutachten, vorwiegend zu Fragen der Wassererschließung und des Wasserschutzes erstellte er im In- und Ausland.

Besondere Hingabe

In dieser Funktion kam er auch mit der unter permanenter Wassernot leidenden Gemeinde Mudau in Kontakt. Hier zwangen die sprunghaft steigenden hygienischen Ansprüche, die Einbürgerung von Evakuierten und Heimatvertriebenen 1946 und nicht zuletzt die Trockenheit 1947/49 zu neuen Überlegungen. Der Hilferuf führte zu Professor Dr. Becksmann, der sich von Anfang an dieser Aufgabe mit besonderer Hingabe widmete.

Geregelte Versorgung

So konnte bereits durch Untersuchungen mit zahlreichen Geländebegehungen und zwei Tiefbrunnenbohrungen 1952 eine geregelte Wasserversorgung sichergestellt werden. Die Gemeinde spendete zum Dank zwei durch den Krieg verlorene Glocken und die neu gegründete Fasnachtsgesellschaft „Hajo“ wechselte zu dem durch vergebliche Wassersuche entstandenen bedeutungsvollen Scherznamen KaGeMuWa, also „Mudemer Wassersucher“.

Weiterer Wasserbedarf durch die Bevölkerungs- und Gewerbeentwicklung führten zu weiteren Untersuchungen und dann 1968 zu einer weiteren erfolgreichen Bohrung. Auch hier konnte trotz Zweifel im Gemeinderat die Bohrstelle präzise vorausgesagt werden und bestätigte den Landesgeologen in seinen wissenschaftlichen Schlussfolgerungen.

Wegen der nach der Eingliederung unzulängliche Wasserversorgung des Ortsteiles Rumpfen trat der Gemeinderat wieder an Professor Becksmann heran, denn die Lage der Wasserversorgung „Mudbachgruppe“ war sehr bedrohlich geworden. Weitere Untersuchungen und Probebohrungen 1973 folgten. Die Ergebnisse waren so gut, dass der Verband an einen Anschluss an die Fernwasserversorgung Rheintal verzichtete, was kein leichter Entschluss war. So wurde dem Ausbau einer eigenen Wasserversorgung der Vorzug gegeben. Übrigens hatte man damals Bedenken, dass sich beide Wässer eventuell nicht mischen lassen würden.

Professor Dr. Becksmann ist es zu verdanken, dass die Wasserversorgung in der Gemeinde Mudau bis zum heutigen Tag unabhängig bleiben und sichergestellt werden konnte. Kurz vor seinem 70. Geburtstag 1976 wurde er zum Ehrenbürger ernannt. Es war der Ausdruck des Dankes der Gemeinde für über Jahrzehnte hinweg gehende Beratungen, die mit vielem persönlichen Einsatz verbunden waren.

Die Krönung seiner erfolgreichen wissenschaftlichen Untersuchungen, die Inbetriebnahme der Wasserversorgung Mudau 1982 erlebte der Ehrenbürger noch. Er starb 1986 im Alter von 80 Jahren. Es bleibt zu hoffen, dass viele Bürger an Professor Dr. Becksmann denken, wenn sie das Straßenschild sehen oder den Wasserhahn aufdrehen, um das gute Mudauer Wasser zu genießen.

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