Sprache - Isabell Arnstein hat Studie für die Region initiiert. Schüler möchten mehr über dieses Thema erfahren

Dialekt soll mehr wertgeschätzt werden

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Immer weniger Kinder im Bundesland sprechen Dialekt. Das zeigt eine Studie der Eva Mayr-Stihl Stiftung. Isabell Arnstein befragte dazu Schüler in der Region. © Arnstein

Neckar-Odenwald-Kreis. Die Eva Mayr-Stihl Stiftung hat eine Studie zur Dialektkompetenz an Grundschulklassen finanziell ermöglicht, deren Ergebnisse am Montag im Schloss Hohentübingen im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wurden. „Unserem Stifter liegen der Dialekt und seine Pflege sehr am Herzen.“, so die eröffnenden Grußworte von Michael von Winning, Mitglied des Vorstands der Eva Mayr-Stihl Stiftung.

Wenige Kinder sprechen Dialekt

697 Grundschulklassen mit insgesamt 13 591 Schülerinnen und Schüler wurden in der Studie untersucht. Mit dieser aussagekräftigen Anzahl an Daten legt die Forschungsarbeit von Professor Hubert Klausmann, Leiter der Arbeitsstelle „Sprache in Südwestdeutschland“, erstmalig Zahlen zur Einstellung von Grundschülern gegenüber ihrem Heimatdialekt für ganz Baden-Württemberg vor und bestätigt die Befürchtung des Dialektschwundes. „Nur noch elf bis 15 Prozent der Kinder in den Klassen 1 und 2 sprechen Dialekt“, stellt Klausmann fest.

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung zeigt die zentrale Rolle der Lehrerperson für die Bewertung des Dialekts. Bewertet sie ihn positiv, so fördert das die positive Einstellung zum Dialekt.

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dpa
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Ganz Baden-Württemberg? Nein! Drei der nördlichen Kreise des Landes, Heidelberg, Rhein-Neckar und Neckar-Odenwald haben keine Zahlen für die Studie zurückgemeldet, dabei erweist sich insbesondere der ländliche Raum als Schwerpunkt der Dialektverwendung. Vor diesem Hintergrund ist derzeit eine weitere Studie im Werden, die von Dr. Isabell Arnstein durchgeführt wird und in der genau zwei dieser drei fehlenden Kreise in den Blick genommen werden. Befragt werden Schüler des beruflichen Schulwesens.

Erste Ergebnisse zeigen, dass sich über die Hälfte der Schüler mit Muttersprache Deutsch wünschen, dass der Dialekt im Schulunterricht mehr geschätzt würde, und sie zudem auch mehr über das Thema Dialekt erfahren möchten. Bei den Schülern mit einer anderen Muttersprache möchten immerhin 44 Prozent gerne mehr über die dialektale Vielfalt der deutschen Sprachlandschaft erfahren.

„Die Verwendung des Dialekts ist bedeutend häufiger, wenn sich die Kinder in einer ,dialektfreundlichen’ Umgebung befinden.“, so Professor Klausmann.

Vielleicht liegt hier der Schlüssel zur Bewahrung des Kulturguts Dialekt – die sprachlichen Variationen müssen im Umfeld der Schüler und vor allem im schulischen Kontext als etwas Normales verstanden und sollten nicht in die Norm des Hochdeutschen gepresst werden. Sonst können die Baden-Württemberger bald wirklich alles – sogar norddeutsch.

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