Mudau. „Alli unner eem Hut!“ Dieses Jahresmotto der Karnevalsgesellschaft Mudemer Wassersucher beschäftigte neben einigen Büttenrednern schon zu Beginn der Prunk- und Fremdensitzung die Sitzungspräsidenten Daniel Schäfer und Angelo Walter.
Denn dieser Hut müsste schon sehr groß sein, um neben dem voll besetzten Narrentempel, die grandiose Stimmung auch die unglaubliche Menge an bombastisch guten Aktiven vor, auf und hinter der Bühne fassen zu können.
Natürlich prangte ein entsprechendes Exemplar unübersehbar in der herrlichen Bühnendeko, aber den Träger dieses besonderen Hutes, der mit drei Ecken eigentlich jedem Mudemer bekannt sein dürfte, enthüllten erst Schüler und Lehrer der „Halbherrn Schule“ fast am Ende des fünfstündigen Stimmungsfeuerwerks.
Demnach ist es zu 100 Prozent der Dreispitz von Gallionsfigur Wassersucher Nobby Münch, der ob seines beispielhaften Einsatzes für das Mudauer Brauchtum bereits hochrangig ausgezeichnet wurde (wir berichteten) und die Schar der Aktiven und der befreundeten Abordnungen auf ihrem Weg zur Bühne anführte in eine Show, die als einmalig bezeichnet werden kann.
Gute Vorarbeit in Sachen Stimmung hatte bereits die bestens bewährte Sitzungs-Trachten-Kapelle mit ihren Dirigenten Jürgen Schmid und Ralph Müller sowie bekannten Fastnachtsliedern und schwungvollen Schunkelrunden geleistet. Als Moderatoren liefen Daniel und Angelo zur Höchstform auf, und das Prinzenpaar Ann I. und Philipp I. (Knapp) klang zwar „british royal“, zeigte sich aber zweifelsfrei „mudemerisch pragmatisch“, denn um die in die Jahre gekommene Odenwaldhalle publikumssicher zu machen, hatten sie schon am Eingang „Prinzenpaarfluchtwegsicherheitslichter“ austeilen lassen und erläuterten nun, wer mit welcher Farbe im Ernstfall welchen Fluchtweg zu ergreifen habe. Dass sie als Regenten der fünften Jahreszeit genau richtig waren, hörte man bei ihrem Projekt „Alli uff di Gass“, zu dem sie jeden dritten Samstag im Monat einluden, ebenso wie zur Wiederholung des Superfestes „Maibaamstelle“.
20 Hippie-Untote
Das Narrenvolk, darunter auch Abordnungen aller Ortsteile, zeigte sich begeistert. Tänzerisch drückte die neu formierte KaGeMuWa-Prinzengarde diese lebensbejahende Begeisterung aus mit ihrem schwungvollen Schautanz „Dia de los Muertos – lebendiger als das Leben“. Eigentlich ein Widerspruch, aber diese 20 Hippie-Untoten machten den „Tag der Toten“ mit ihrem unwiderstehlichen pfeffrigen Charme zu einem rauschenden Fest, das das unglaubliche Potenzial des Mudauer Narrensamens zeigte.
Die weiteren Beweise traten in der Bütt Luca Grimm als „Mudemer Modeschöpfer“, die „Rotzlöffel“ Yannick Mechler und Elias Noe als „Zwee Mudemer Spreiselesvokeefer“ sowie die „Gardemädchen“ Liv und Jette Frankenberger an. Modetechnisch sah Luca die Elferräte als unlösbare Problemfälle, den Laufsteg „Rathaus Groß im Kommen“ und hatte die Idee, dass Bäckermeister Peter Schlär und Borchemeeschter Dr. Rippberger doch mal die Arbeitsplätze tauschen sollten. Denn „de Peter däd um halb zwee nachts afangen und hätt’ um halb neun bereits alle Probleme beseitigt, wogegen er Zweifel an der Backkunst von Dr. Rippberger hatte und eine Hungersnot in Mudau befürchtete. Die „Spreiselesvokeefer“ klagten über den neuen Ordnungsdienst mit Parkstrafen für ihre Leiterwagen und über die Ansprüche der Kunden, die statt Spreisele lieber Pellets hätten, und die Gardemädels machten der Tatsache ein Ende, dass Frauen in dem fröhlichen Ort außerhalb des Rathauses kaum zu Wort kommen, fanden die Typen vom Männerballett einfach super und setzten ideenreich auf Frauenpower.
Eine Eigenschaft, die Tanzmariechen Pia Röth von der KG Kuckuck Eberbach eindrucksvoll charmant unter Beweis stellte und sich Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger von ihrer Lieblichkeit Ann Katrin I., unterstützt von einem „echten Knapp“ Philipp I. bei der Schlüsselübergabe wünschte. Denn die von Luca Grimm vorgeschlagene Rekordproblemlösung durch den Bäckermeister oder das Prinzenpaar während der Kampagne wäre sein Traum. Doch vermutlich braucht es dazu doch noch mehr als die Wahnsinnsakrobatik der FG Beddemer Hannmertli bei ihrem beeindruckenden Schautanz „Wolfsmond“.
40. Bühnenjubiläum
Und dann wurde es nach der Pause feierlich, denn anlässlich ihres 40. Bühnenjubiläums berichteten die „Mudemer Maulaffen“ Thomas Eck, Wolfgang Mai, Ralf Hauk, Ralph Müller, Reiner Münch, Klaus Dambach, Rolf Mechler und Rainer Kistner – größtenteils musikalisch – aus dem noch nicht erschienenen Jahrbuch 2023 von Minis Genderprojekt im Rathaus unter dem Titel „keine Macht den Männern“ und der Bitte ums Überleben der männlichen Spezies in Mudau ebenso wie von der eigentlich fast unmöglichen Hochzeit von FCD und FCS, die sich ob des gut situierten TSV Grün und Blau ärgern.
Nachdem dann das „Nicht-TSV-Männerballett“ der „Helden in Strumpfhosen“ humor- und eindrucksvoll diverse „Märchen-Happy-Ends“ unter dem Titel „Es war einmal …“ tänzerisch elegant demonstriert hatte, stellten „De Karl und de Karl“ (Andreas Leiblein und Andreas Poser mit Tochter von der FG LuVö Schweinberg) ihr gut sortiertes Kaufhaus „Karlstadt“ als echtes Plus im ländlichen Raum vor. Und dann wurde es „tierisch gut“ mit der neu gegründeten Schautanzgruppe der KaGeMuWa und ihrer Show „Tarzan-Welcome to the Jungle“.
18 gut trainierte ehemalige Gardemädchen bewiesen schauspielerische, tänzerische und akrobatische Routine und nahmen ihr Publikum mit auf eine turbulente Reise durch den Dschungel, bevor Michael Volk, Timo Huberty, Markus Wellm, Carlo Götz und Ralf Späth in der „Halbherrn Schule“ „Dumm babbele“ lernten und dabei Überlegenswertes überwiegend gesanglich ausdrückten über die neue, gut aussehende Führung im TSV, den einzigen Hut, „unner den man alli bringen kann“, über internationale Gastronomie in Mudi und wie viele Fragen noch offen bleiben.
Überwältigende Damen
Als tänzerisches Feuerwerk zum Abschluss einer genialen Prunk- und Fremdensitzung, bei der die eigenen närrischen Edelsteine im Vordergrund standen, kündigten die Sitzungspräsidenten stolz die 24 überwältigenden Damen der Wassersuchergarde an, die bereits in der Narrenring-Eröffnungssitzung restlos begeistert hatten und die mit ihrem temperamentvollen Gardetanz das bunte Finale einläuteten, dem sich Tanz zur Musik der Mudauer Trachtenkapelle bis in die Morgenstunden anschloss.
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