Mörtelsteiner Dorfversammlung

Verantwortung nicht überstülpen

Kirchenbezirksbeschlüsse juristisch prüfen. Scharfe Kritik an geplanter Mittelverteilung im Kreis

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Bei einer Versammlung in Mörtelstein ging es um den Erhalt der Kirche und den künftigen Kopperationsraum.. © Kirchengemeinde

Mörtelstein. An ihrer kleinen Kirche hängen die Mörtelsteiner sehr. Schon im vergangenen Juni machten die Bürgerinnen und Bürger im Rahmen einer Dorfversammlung deutlich, dass sie bereit sind, sich für den Erhalt ihrer Kirche einzusetzen. Zwar betont man vonseiten der evangelischen Kirche immer wieder, dass die mit der Farbe „gelb“ beampelte Kirche ja nicht abgerissen würde, aber im kleinen evangelischen Dorf ist man sich einig: „Keine Baumitfinanzierung heißt, hier wird das klare Signal gesetzt, dass man die – idyllisch an der Neckarschleife gelegene – kleine Dorfkirche nicht mehr braucht.

„Wir sind eine sehr aktive, sehr engagierte kleine Kirchengemeinde“ betonten die Kirchengemeinderätinnen Bettina Zeus und Silke Becker immer wieder. Gehört wurde der Appell der beiden engagierten Frauen im Kirchenbezirk aber nicht. In der Zeitung hat die evangelische Kirche im Kirchenbezirk Mosbach bereits bekannt gegeben, dass es dabei bleibt, dass die Mörtelsteiner Kirche mit keiner weiteren Bezuschussung rechnen darf.

„Für uns ist das besonders bitter“, betonte Silke Becker immer wieder. Die Mörtelsteiner haben nur noch dieses eine christliche Gebäude im Ort, nachdem die Kirche bereits vor Jahren das ehemalige Gemeindehaus verkauft hat. „Hier vor Ort tragen wir den Erhalt unseres Gemeindehauses mit einem Förderverein“, so Zeus weiter. Wenn sie jetzt in der Zeitung lesen, dass sie künftig eben auch die Kirche selbst bezahlen sollen, dann regt sich an der Kirchenbasis Wut. „Wir sind eine aktive Gemeinde mit vielen engagierten Kirchenmitgliedern, Jugend- und Seniorenarbeit, einem YouTube-Kanal und einer sehr hohen Spendenbereitschaft, aber von Seiten der Kirche sollen wir nun auch die letzte Verantwortung für alles selbst übernehmen. Das tragen die evangelischen Mörtelsteiner nicht mehr mit.“

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Von
Markhard Brunecker
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Hinzu komme, dass Mörtelstein – genauso wie Obrigheim, Asbach, Hüffenhardt, Kälbertshausen und Haßmersheim mit allen Gemeindeteilen – künftig einen sogenannten „Kooperationsraum“ bilden soll. Zwar sieht man der künftig engeren Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg auch positiv entgegen, aber gerade hier seien weitere große Fehler entstanden. Insgesamt soll es vier Kooperationsräume geben. Manch einer, so wie der mit Mörtelstein, ,müsse dabei auf weit überdurchschnittlich viele Gebäude verzichten. Andere Kooperationsräume hingegen haben sich viele grüne Gebäude gesichert oder planen sogar Neubauten. „Von Solidarität haben wir hier wenig bemerkt“, stellt Becker resigniert fest.

Die schöne barocke Kirche in Hüffenhardt ist stark sanierungsbedürftig. Auch diese Kirche wird mit gelb bewertet und kann künftig nicht mehr mit Baufinanzierung rechnen. Da die Hauptkirche im Bezirk, - die Stiftskirche in Mosbach, nicht von der evangelischen Kirche, sondern von der Pflege Schönau unterhalten wird, durfte der Bezirk eine Kirche benennen, deren Bauunterhaltskosten aus der Berechnung ausgenommen werden konnten. Die Mörtelsteiner und einige mehr hätten hier gern die Hüffenhardter Kirche benannt. Ohne offene Diskussion in der Synode ist es nun die Kirche in Strümpfelbrunn geworden.

Man hätte uns an vielen Stellen eine transparentere Diskussion und klarere Kriterien für die Entscheidungsfindung gewünscht, hieß es bei der Dorfversammlung. Erst nachdem bereits das Ergebnis kommuniziert war, fand ein erstes Gespräch mit der Initiative „Dorfkirchen-retten.de“ im Bezirk statt. Dabei hatte man sich in allen Gremien und auf allen Ebenen stets gesprächsbereit gezeigt und viele konstruktive Vorschläge eingebracht.

Gehört wurde der Protest gegen die schwierige Beampelung von Dorfkirchen hingegen bei der Landeskirche. Hier wurde klar formuliert, dass das Engagement der Mörtelsteiner gesehen und gehört wurde und man daher daran arbeitet, Konzepte zu finden, um für die Zukunft Dorfkirchen vor dem Verfall zu retten. „Wir wollen, dass ihr Euch weiterhin starkmacht für unsere Kirche und den Prozess kritisch begleitet. Es darf nicht sein, dass unser Kooperationsraum zu den großen Verlierern gehört und andere ihre Kirchen und Gemeindehäuser ins Trockene gerettet haben“, fordern die Dorfbewohner im gut besuchten Gemeindehaus deutlich und fordern ihre gewählten Vertreter auf hier „mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu widersprechen“. Die evangelischen Mörtelsteiner sind bereit, sich für ihr Gemeindeleben einzusetzen, aber alle Verantwortung will sich die kleine Gemeinde von der großen und gar nicht so armen Kirche nicht überstülpen lassen. Die Mörtelsteiner sind eben im besten Sinne Protestanten.

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