Mosbach. Mit „Jazz satt“ klang der Mosbacher Sommer 2024 aus: Gleich drei Bigbands spielten und zeigten dabei die Bandbreite des Genres. Ursprünglich für den Burggraben geplant, verlegten die Macher das Festival „Jazzed Friends“ angesichts sinkender Temperaturen vorsichtshalber doch in die Pattberghalle. Von der Atmosphäre eines Jazz-Clubs war man dort weit entfernt. Aber frieren wäre eben auch keine Alternative gewesen, fand Ralph Schweizer, der mit seiner Big Band den Auftakt machte.
Ganz schnell wurde den fast 600 Zuhörern in der Sporthalle warm, denn die Lokalmatadoren – das Ensemble besteht seit über 30 Jahren mit fast gleichbleibender Besetzung – sorgten mit mitreißendem Swing der 30er und 40er Jahre für Stimmung. Damit es auch was für die Augen gab, so Schweizer, wirbelten Tänzer der Heidelberger Tanzsportgruppe mit „Lindy Hop“ durch die Halle. „Lassen Sie sich anstecken“, forderte Schweizer die Zuhörer auf.
Ein Heimspiel war der Nachmittag, am Ende waren es mit Pausen fast fünf Stunden Musik, auch für den Schefflenzer Trompeter Ingolf Burkhardt, den Saxophonisten Steffen Weber aus Diedesheim und Trompeter Martin Reuthner, ebenfalls aus Schefflenz. Nacheinander holte Ralph Schweizer diese Größen auf die Bühnen und berichtete von Begegnungen in früheren Jahren.
Alle drei waren zudem Teil des Landesjugendjazzorchesters, heute sind sie Mitglieder und Solisten in ARD-Bigbands, was für das höchste Niveau im Jazz stehe, würdigte Schweizer die Karriere der Musikerkollegen.
Gleiches gilt für Ludwig Nuss, Soloposaunist bei der WDR-Big Band, als Duttenberger ebenfalls quasi „von hier“. Abwechselnd und gemeinsam demonstrierten die vier „Jazzed Friends“ ihr Können bei Musik von Gershwin bis Harry James, von Duke Ellington bis Woody Herman, virtuos, mitreißend und nicht zuletzt unterhaltsam. Sängerin Nicole Metzger, die Ralph Schweizer ebenfalls als lange Wegbegleiterin vorstellte, setzt dabei besondere Akzente.
Nach einer guten Stunde gab Schweizer den Stab weiter Martin Reuthner und seine Uni Big Band Siegen. Bei Stücken von Peter Herbolzheimer, Stephan Zimmermann, Bob Florence und Phil Woods bekamen die Musiker als Solisten wie auch als Ensemble Gelegenheit, zu zeigen, was sie „drauf“ haben.
Furiose Interpretationen
Erneut kamen auch die Lokalmatadoren zum Zug, zum Beispiel Ludwig Nuss mit „Night over Lake Tarawera“. Natürlich durften Burkhardts „Hi-Heel Sneakers“ nicht fehlen. Zum Abschluss gab es den Titelsong des Festivals, „Jazzed Friends“, ebenfalls von Ingolf Burkhardt, in einer furiosen Interpretation, die für viel Beifall sorgte.
Kaum vorstellbar, dass das noch zu toppen sein könnte. Doch die wenigen Zuhörer, die nach rund drei Stunden und dem großartigen Finale der Uni Big Band Siegen aufgaben, verpassten wirklich etwas: Das Landesjugendjazzorchester Baden-Württemberg, kurz „LaJazzo“, begeisterte unter der Leitung von Thorsten Wollmann. Die Band legte mit „Hay Burner“ von Sammy Nestico schwungvoll los und präsentierte gleich drei großartige Sängerinnen. „Smile“ von Charlie Chaplin gefiel dem Publikum sehr, „Natural Woman“ erhielt viel warmen Applaus, richtig begeistert waren die Zuhörer von „The Cruel Angel Thesis“. Leiter Thorsten Wollmann stellte eigene Arrangements vor, darunter eine überraschende Interpretation von Gabriel Faurés „Pavane“, und gab den Nachwuchsjazzern Raum für Improvisation und Soli. Hier und da durften auch die „Jazzed Friends“ noch einmal mitspielen, bis am Ende bei der Zugabe die Musiker einer nach dem anderen die Bühne verließen und so für einen humorvollen Abschluss sorgten.
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