Lauda. Der neue Veranstaltungssaal der Weinherberge „Rebgut“ hat seine Feuertaufe bestanden. Für Dr. Gunther Wobser und seine Frau Manuela ist mit der Eröffnung eine „gemeinsame Herzensangelegenheit“, wie er es nannte, zu einem guten Ende gebracht worden.
Der Weinbau und auch die ehemalige Staatliche Weinbauversuchsanstalt sind aus dem Laudaer Stadtbild nicht wegzudenken. Der besonderen Verpflichtung dieser Historie sei man sich bewusst gewesen, wie Dr. Gunther Wobser betonte. Man habe Geschichte und Geschichten zu einem zukunftsorientierten Konzept verknüpft. Das Rebgut ist für Wobser wie „eine leere Leinwand, die täglich zu einem Kunstwerk werden darf“.
Über neun Millionen Euro hat sich die Familie Wobser das Rebgut insgesamt bereits kosten lassen. Rund 3,6 Millionen Euro wurden in diesen Bauabschnitt mit Veranstaltungsraum und Küche gesteckt. „Es sieht fantastisch aus“, freute sich Wobser über den repräsentativen Saal, der den Namen „Altenberg“ in Anlehnung an den Weinberg dahinter trägt.
Ensemble 2010 erworben
2010 wurde von der Familie das Gebäude des früheren staatlichen Rebguts erworben und kurz darauf das 80-jährige Bestehen gefeiert. Wobser erwähnte die komplizierte Planungsphase, da der Komplex im Wohngebiet liegt. Die umfassende Sanierung des Gutshauses startete Anfang 2012 mit Restaurant, Gewölbekeller und vier Appartements. „Wir waren voll motiviert, aber auch naiv“, konstatierte der Inhaber, dass man viel Kapital in das Projekt gesteckt habe.
Linear sei die Erfolgsgeschichte nicht gewesen, verwies Wobser auf seine Zeit in den USA. Einen Gastrobetrieb aus der Ferne zu führen, sei nicht möglich. Doch aufgeben wollte man nicht und versuchte nach dem Umzug in die Heimat, ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln. Es sollte in weiteren Übernachtungsmöglichkeiten sowie dem Bau einer neuen Küche und des Veranstaltungssaals münden. Nach der Erweiterung der Bereiche „Wengert“, dem Neubau der „Remise“ und dem Ausbau des Dachgeschosses im historischen Rebgut-Gebäude gibt es heute 31 Zimmer und Appartements mit insgesamt 68 Betten.
Froh ist Wobser über das Engagement von Geschäftsführer Andreas Nutt und dessen Frau Stefanie. „Sie sprühen vor Energie und Leidenschaft und genießen unser volles Vertrauen“, zollte er den beiden große Anerkennung. Lob gab es auch für das vierköpfige Küchenteam.
Sichtbares Leuchtfeuer
Der Inhaber würdigte alle an der Erweiterung des Küchentrakts von 20 auf mehr als 300 Quadratmeter und am Bau des Veranstaltungsraums für rund 200 Gäste beteiligten Unternehmen. „Viele sind an ihre Grenzen und darüber hinaus gegangen“, betonte er mit Blick auf die Lieferengpässe bei Material und die Energiekrise. „Mit Fleiß, Leidenschaft und durch Menschen wie Sie wurden große Dinge ermöglicht und ein weithin sichtbares Leuchtfeuer entzündet“, wandte er sich an alle Mitstreiter am Projekt.
Rettung für Rebgut
Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, der die Familie beim Erwerb unterstützte, erwähnte einen „bescheidenen Beitrag des Landes“ von 200 000 Euro an Förderung für das Projekt. Der Saal und das wunderbare Ambiente waren für den Festredner eine gelungene Abrundung der vier Bauabschnitte und ein Meilenstein in der Geschichte des Rebguts. Neben einem Highlight für Kulinarik sei auch ein Ort der Begegnung geschaffen worden. Der CDU-Politiker würdigte die Verwirklichung einer unternehmerischen Investition mit Strahlkraft, aber auch eine weltoffene Unternehmerfamilie und deren Treue zur Heimat.
„Die Familie Wobser ist die Rettung für das Rebgut gewesen“, war er überzeugt, dass das Gut sonst wohl dem Verfall preisgegeben worden wäre. Dass man ein neues gastronomisches Angebot habe, freute Reinhart, der auf die zahlreichen Schließungen im Gastrobereich im Kreis verwies. Nicht nur der Weinherberge Rebgut, sondern auch dem 20 Ar großen Weinberg am Altenberg wünschte er ein gutes Gedeihen.
Für Jochen Groß ist die Geschichte des Rebguts noch lange nicht zu Ende erzählt. Der Stellvertreter des Bürgermeisters sah hier den Grundstock für viele neue Geschichten. Er gratulierte im Namen der Stadt zum Mut und der unternehmerischen Weitsicht. „Ich bin auch als Anlieger froh, dass das Rebgut mit neuem Leben erfüllt und somit nicht vergessen wird.“ Seinen Stolz verhehlte er nicht, dass Lauda auch als touristisches Ziel für Menschen aus ganz Deutschland interessant sei. Den Stellenwert des Inlandstourismus unterstrich auch Landrat Christoph Schauder. Er würdigte die Weiterentwicklung des Rebguts durch die Familie Wobser.
„Der Mut zu Investitionen in dieser Zeit zeichnet Gunther Wobser aus“, fand IHK-Präsidentin Kirsten Hirschmann. Sie wünschte ein glückliches Händen sowie viele zufriedene Gäste und Mitarbeiter für eine ertragsstarke Entwicklung.
Erleichtert war Architekt Klaus Schreiner, dass alles rechtzeitig fertig wurde. Der Beginn der Arbeiten an der neuen Küche und dem Veranstaltungsraum fiel 2020 in die Anfänge der Corona-Pandemie, es kamen Lieferengpässe und nun die Energiekrise mit Transportschwierigkeiten dazu. Mit solchen Schwierigkeiten und Flexibilitätsdenken sei er noch nie konfrontiert worden.
Modern und funktional
Erste Überlegungen, so Schreiner, gab es zu diesem Abschnitt bereits im Oktober 2018. Geschaffen wurde ein moderner und funktionaler Veranstaltungsraum sowie ein neuer Küchentrakt, der sich in das Ensemble der drei bestehenden Gebäude integriert. Die Gegebenheiten der Region, wie etwa der Muschelkalk, wurden aufgenommen, Oberlichter ermöglichen einen Blick auf die Rebstöcke des Altenbergs. Rund 3000 Kubikmeter Erdreich seien bewegt worden, um den Saal „als Felsenkeller“ in den Weinberg einzufügen. An die Rebgut-Besitzer Manuela und Gunther Wobser überreichte er symbolisch einen Schlüssel aus Brotteig und wünschte gutes Gelingen.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen_artikel,-lauda-koenigshofen-veranstaltungssaal-der-weinherberge-rebgut-in-lauda-eroeffnet-_arid,2009230.html